Briefspiel:Hesindes Löffel (4)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: undatiert Schauplatz: Urbasi und Umland Entstehungszeitraum: Jahreswechsel 2013/14
Protagonisten: Lissa Falira, Gylduria Deraccini, Antonius Taubenschwinge Autoren/Beteiligte: Familie Deraccini.png Terralux


Ein Geständnis

Sie ritten den Tag über auf der befestigten Straße. Antonius erklärte ihr viel über die örtlichen Leute und Gegebenheiten, und fand in Lissa eine aufmerksame Zuhörerin. Einige Bauern und Kinder winkten ihnen fröhlich zu, und am Mittag wurden sie freundlich zu einer guten Mahlzeit direkt am Ackerrand eingeladen. Die Knechte freuten sich über die hohe Gesellschaft beim einfachen Essen, und weder Lissa noch Antonius hatten etwas gegen den herzhaften Eintopf der Bauern, auch wenn gelegentlich Sand zwischen den Zähnen knirschte.
Nach ein paar weiteren Meilen bogen sie auf einen kleinen Pfad ab, der sie in einen immer dichteren Wald führte.
„Hier müssen wir uns bei Gelegenheit bei den Köhlern oder Kräutersammlern erkundigen. Diese Wege kenne ich nicht besonders gut“, gestand Antonius.
Vorerst mussten sie sich jedoch auf einer Lichtung einrichten. An diesem Tag würden sie es eh nicht mehr bis zur Ruine schaffen und die Kräutersammler wären schon zu Hause.
Nachdem sie ihr Lager aufgestellt hatten und Antonius das Fleisch, das er von seiner Familie als Wegzehrung bekommen hatte, vom Feuer holte, nahm Lissa ihren Mut zusammen. Es würde ja doch herauskommen und besser ihr Begleiter war darauf gefasst: „Ich muss leider gestehen, dass Boron mich des Nachts auf Reisen schickt.“
Antonius brummelte nur: „Und? Im Traum kämpfe ich gegen silberne Ungeheuer.“
Sie zog die Stirn kraus: „Ich meine, dass ich Nachts herum laufe und … was mache.“
Der Ritter schien sie immer noch nicht zu verstehen: „Manchmal muss ich auch nachts raus.“
Langsam wurde die Hesindegeweihte zornig: „Bei Hesinde! Ich schlafwandle! Ich habe keine Ahnung, was ich in der Zeit mache, und wache morgens auf Küchentischen, Bäumen oder sonst wo auf!“
Antonius nagte weiter an seinem Fleisch und antwortete erst nach einer Weile: „Dann binden wir dich halt fest.“
„Das habe ich schon versucht, aber da ich jeden Knoten, den ich kenne, selber lösen kann, ist das auch beim Schlafwandeln kein Problem.“
Wieder schwieg Antonius etwas, während dem Knochen gut hörbar das Mark entzogen wurde.
„Und wenn ich einen Knoten mache, den du nicht kennst?“
Lissa zog die Augenbrauen hoch. „Einen Versuch ist es wert, aber ich habe über die Zeit eine Menge Knoten kennengelernt, da war die Fahrt auf See sehr lehrreich … bis ich des Nachts gefesselt hinter einer doppelt gesicherten Tür verharren musste.“
Antonius warf den restlichen Knochen in die Glut und lächelte nur.
Sie verbrachten noch ein paar Stunden, in denen sie sich dem Schreiben und der Rüstzeugpflege widmeten. Auf eine Wache verzichteten sie. Das Wild war scheu in dieser Gegend und Banditen pflegten abgelegenere Wälder zu bevorzugen. Antonius hatte Lissa ein gutes Hanfseil um die Hüfte geschlungen und so lange fest verknotet, bis sie sicher war, dass sie sich nicht heraus winden konnte. Den Knoten kannte sie tatsächlich nicht. Er sah so verworren aus, dass sie kaum beurteilen mochte, ob es überhaupt ein Knoten war. Mehr als schief gehen konnte es ja eh nicht.
Damit legte sie sich schlafen, in der Hoffnung, dass sie nicht auf dem Wipfel eines Baumes aufwachen würde.