Briefspiel:Feuernacht (8)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Auf dem Renascentia-Platz

Autor: Gonfaloniere

Thion, sichert die ab, die bereits draußen sind.“
Panthino, der sich vor dem Palast einen Überblick zu verschaffen versuchte, brüllte den Untergebenen, die in seine Reichweite kamen, in schneller Folge Kommandos zu.
„Aber Herr, es sind noch Leute im …“, wollte der Angesprochene einwenden. Thion de Falcona war einer der loyalsten Kämpfer, die dem Haus Urbet je dienten. Doch es fiel ihm schwer, nun scheinbar tatenlos zuzusehen, wie dessen ganze Existenz in Frage gestellt wurde.
„Und viel mehr sind hier draußen … aber nur solange sie nicht von den Brandstiftern niedergemacht werden!“ Panthino duldete diesmal keinen Widerspruch. „Sichere den Platz mit allen Bewaffneten ab, die du finden kannst! Lass die Familienmitglieder vor das Tor des Hesinde-Tempels bringen! Und lass keine Salsavûrs in ihre Nähe kommen!“

„Ihr könnt mich runter lassen.“
Der unsanfte Weg durch den halben Palazzo, zunächst auf den Armen, dann – als sich dies bei der gebotenen Eile und angesichts der beengten Räumlichkeiten als wenig zweckdienlich erwies – auf den Schultern des Sheniloer Kriegers, hatte Istirde wieder aus ihren düster-faszinierten Grübeleien gerissen. Cordovan lief mit ihr gerade noch durch das große Portal zum Renascentia-Platz, unter den Arkaden hindurch ins Freie. Hinter sich sah sie den Palast immer mehr in Flammen aufgehen, während um sie herum keuchende, schreckgezeichnete oder einfach nur erleichterte Menschen zum Stehen kamen.
„Lasst mich runter“, brüllte sie Cordovan nun an, der ihrem Wunsch endlich nachkam und sie erstaunlich behutsam vor dem zentralen Brunnen auf dem Renascentia-Platz abstellte.
„Wie konntet ihr es wagen?“ Aus Istirdes Frage sprach deutliche Empörung – doch ob diese wirklich ihrem Retter oder vielmehr ihr selbst wegen ihrer zwischenzeitlichen Besinnungslosigkeit galt, war schwer zu sagen. Als sie sich bereits halb von Cordovan abgewandt hatte, setzte sie noch ein kleinlautes „Danke“ hintendran. Dann sah sie sich erstmal um.
Überall waren Menschen – wie sollte sie da je ihr vertraute Gesichter ausmachen? Neben den der Flammenhölle entronnenen Patriziern waren schon etliche Popoli auf dem Platz zusammengelaufen, manche einfach nur gaffend, andere verzweifelt darum bemüht, Brandbekämpfungsmaßnahmen zu koordinieren. Urbasi war eine dichtbebaute Stadt, das Feuer würde einen ganzen Stadtbrand auslösen, dachte Istirde nur. Und Magistratspalast sowie Rahja-Tempel würde das Feuer als erste Gebäude in Mitleidenschaft ziehen …
Dann aber hörte sie aus ihrem direkten Umfeld plötzlich jemanden „Salsavûr“ rufen, und einen zweiten: „Attentäter!“
‘Verflucht, wo?’ Sie sah sich hektisch um, erkannte dann einen vom flackernden Licht hinter ihr angeschienenen Mann mit dem Wolfsemblem auf seiner Brust, der inmitten der Menge auf sie zu kam, mit einem starren Blick, als blicke er durch sie hindurch, und einem Dolch an seinem Gürtel …
„Stirb!“
Worte, die einem anderen Mund entstammten, denn der ‘Attentäter’ bewegte seine Lippen gar nicht. Und würde es auch nie mehr, weil ihm ein von hinten heranpreschender Reiter mit einem einzigen Hieb den Kopf vom Rumpf trennte. Blut spritzte. Der Kopf flog im hohen Bogen bis vor die Füße Cordovans, ihres Retters. Und der restliche Körper sackte leblos in sich zusammen. Der Dolch im Gürtel war nicht einmal gezogen worden.
„Nicht heute, nicht mehr“, brüllte indes der schwergerüstete Lutisaner-Cavalliere Nofro, während er sein Ross zwischen lauter erneut entsetzten Menschen zum Stehen brachte und sich mit dem blutigen Schwert in der Hand nach weiteren ‘Attentätern’ umsah …

Auricanius!“
Panthino hatte den Geweihten wieder ausgemacht, als der gerade einer mit dem Kopf vornüber gebeugten Patrizierin aus dem Palast half. Wegen des allgegenwärtigen Qualms hatte sich der Priester bereits ein Tuch vor den Mund gebunden, das er kurz herunterzog, um sich nach dem Befinden seiner Begleiterin, Signora Elfa d'Auspizzis, wie Panthino nun erkannte, zu erkundigen. Diese nickte daraufhin nur schwach.
„Ja“, rief Auricanius dem Baron halb als Antwort, halb als Frage zu, während er von Elfa abließ.
„Von wem weißt du, dass er draußen ist?“ Panthino versuchte sich noch immer einen Überblick zu verschaffen.
„Keine Ahnung … Elfa“, wies der Geweihte auf die soeben Gerettete, „nein, ich weiß es nicht …“
„Habt ihr Rondralio gesehen?“ Plötzlich kam auch Yandriga um die Ecke des Magistratspalasts auf den Renascentia-Platz gerannt, in den Armen ihre beiden Kinder Tharinda und Nepolemo.
Panthino schüttelte den Kopf. „Wieso?“
„Er ist Preciosa hinterher, nach oben, auf der Suche nach den Comtessas …“
Aureliana! Preciosa!“ Auricanius war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Er drehte sofort ab und lief zum brennenden Palast zurück.
„Nein, nicht“, rief ihm Yandriga hinterher, „du wirst verbrennen … oder ersticken!“
Doch Auricanius hörte sie nicht mehr.
„Bring meine Kinder in Sicherheit“, forderte sie entgegen jeglicher Familienhierarchie Panthino auf – und rannte dann selbst dem Bruder hinterher.


Autor: Di onerdi

Darion stolperte hustend auf den Platz und versuchte vergeblich, sich einen Überblick zu verschaffen. Bei Phex, das war etwas zu knapp gewesen für seinen Geschmack!
Im ersten Chaos hatte er eigentlich ein wenig im Palazzo herumstreunen wollen, um unauffällig mehr über den Bau herausfinden zu können. Doch glücklicherweise änderte sich seine Meinung schnell, als er merkte, wie groß der Brand wohl sein musste. Es wäre Wahnsinn gewesen, dort länger als nötig zu bleiben - und wer weiß, vielleicht waren genauere Erkundungen ohnehin überflüssig ...
Auf seinem Weg nach draußen hatte er alle Mühe gehabt, nicht im dichter werdenden Rauch die Orientierung zu verlieren. Nicht einmal anderen Leuten nachrennen war eine wirkliche Hilfe gewesen, denn auch in die andere Richtung liefen immer wieder Menschen. Irgendeine Frau hatte Darion dann so unglücklich angerempelt, dass er stürzte. Nur durch eine hastige Rolle in eine kleine Nische wurde er nicht von den Nachfolgenden überrannt.
Und schließlich war da immer die Angst, für einen Verbündeten der Angreifer gehalten zu werden. Die Salsavûr, im Ernst? Dann würde auch er in Gefahr schweben, das war sicher. Aber trotzdem, das war unmöglich. Grade weil die Wölfe zu den wichtigsten Verbündeten gehörten, hielt Darion es für ausgeschlossen, dass Romualdo oder Nicolo ihn nicht in Kenntnis gesetzt hätten!
Jetzt war er endlich draußen. Hier herrschte Panik, Angst und Verwirrung. Darion konnte keine seiner Bekannten ausmachen, obwohl er natürlich zahlreiche Gesichter zuordnen konnte. Salsavûr oder andere sah er jedoch nicht. Wohin nun? Nach Hause? Romualdo warnen? Oder doch die anderen Efferdier aufsuchen, also Sanya di Onerdi und Domenico Changbari?


Autor: Aspoldo

Therengar Aspoldo kam die ganze Szenerie surreal vor. Der lodernde Palast erhellte die Szenerie und gab ihr eine gespenstische Ausstrahlung. Auf dem Weg aus dem Palast hatte ihn nur seine bullige Statur davor gerettet über den Haufen gerannt zu werden. Immer wieder hatten er und Ucurio Nestor helfen müssen. Mit seinem steifen Bein hatte er Schwierigkeiten gehabt Schritt zu halten. Nun saß er auf dem Boden und rieb sich das wunde Knie. Ucurio war schon fort geeilt um die Bandiera Varia zu mobilisieren. Therengar hoffte das sie nur zur Brandbekämpfung benötigt wurden und nicht auch noch in Parteikämpfe eingreifen mussten. Ingrime hatte er jedenfalls zum Palazzo Aspoldo geschickt, um ihre Wachen zu mobilisieren. Wenn es zu Kämpfen kommen sollte, galt es ein Übergreifen auf die Straßen der Schmiede und Eisenwerker um jeden Preis zu verhindern.
Langsam sammelte sich Therengar. Es musste etwas gegen das Feuer getan werden, sonst würde bald das ganze Stadtviertel in Flammen stehen.
„Komm hoch, Nestor. Pack mit an“, rief er und half seinem Sohn auf die Beine. „Auf, ihr Leute, bildet eine Löschkette“, rief er in die Menge.
In dem sich entfaltenden Chaos hörten ihn nur wenige und noch weniger reagierten. Nestor hatte mittlerweile den Brunnen erreicht und begann Eimer mit Wasser zu füllen. Therengars gebrüllte Befehle begannen allmählich Wirkung zu zeigen. Popoli eilten zu ihren Häusern, um weitere Eimer heran zu schaffen, und allmählich formierte sich eine Löschkette. Nachdem er einige Umstehende unsanft in die Kette befördert hatte, stellte sich Therengar selbst an die Spitze der Reihe und nahm den ersten Eimer entgegen. Die Hitze der Flammen schlug ihm wie eine unaufhaltsame Welle entgegen und er hatte das Gefühl als würden sein Bart und seine Haare in Flammen stehen.


Autoren: Dorén und Gonfaloniere

Der Kopf des ‘Angreifers’ rollte vor Cordovans Füße und kam dort zum Liegen.
‘Heute so kopflos’, dachte Cordovan, befand dann aber, dass dies nicht der rechte Ort und die rechte Zeit für schlechte Sprüche waren. Stattdessen schritt er auf den leblosen Körper zu, aus dessen Hals das Blut aufs Pflaster des Platzes quoll, und zog den Dolch aus der Scheide, um ihn selbst an sich zu nehmen. ‘Besser eine kurze Klinge als gar keine …’
„He du, was hast du damit vor?“ Die Stimme des Lutisaner-Cavallieres Nofro klang bedrohlich, als er sein blutverschmiertes Schwert auf Cordovan richtete, der sich erst zu dem Berittenen umdrehen musste. „Du trägst das Gewand eines Novizen der Leuin. Das will hier niemand besudeln …“ Nofro drehte das eigene verschmierte Schwert leicht – und erweckte dadurch eher den gegenteiligen Eindruck. „… aber wenn ihr mit den Salsavûr unter einer Decke steckt …“
„Ich bin Cordovan III. Dorén, der Retter dieser jungen Dame aus dem Hause Urbet …“ Er wies mit der freien Hand auf Istirde. „… und bei weitem kein Salsavûr, Cavalliere!“
„Er hat recht“, versuchte Istirde ihrem Begleiter beizustehen, „darum lasst ab von ihm, bitte!“
Nofros Mimik verhehlte die Zweifel, die ihn umtrieben, kaum – dennoch senkte er nach einem langen Moment des Zögerns sein Schwert.
„Habt dank für euer schnelles Eingreifen“, kam ihm der Novize mit Blick auf den Enthaupteten zu seinen Füßen dabei entgegen. „Dies …“
Doch Nofro unterbrach ihn rasch: „Die Mitglieder des Hauses Urbet sollen sich auf Anweisung des Barons hin vor dem Tempel der Herrin Hesinde versammeln, damit sie besser vor … weiteren … Angriffen geschützt werden können! Signora …“ Der Lutisaner sah Istirde abwartend an.
„Ich werde die Esquiria dorthin geleiten und für ihre Unversehrtheit sorgen“, beeilte sich Cordovan zu beteuern.
„Das ist nicht nö…“, wollte Istirde protestieren, wurde aber nun ihrerseits vom Lutisaner unterbrochen.
„Wohlan, dann werde ich nach weiteren Salsavûr suchen, die mein Schwert schmecken dürfen!“ Der Cavalliere wartete nicht lange und gab seinem Pferd bereits wieder die Sporen. Einige Umstehende sprangen dem vorpreschenden Streitross hastig aus dem Weg.
Cordovan sah hingegen Istirde an, die sich kopfschüttelnd in seinen Entschluss fügte. Nur die dargebotene Hand des Novizen ergriff sie nicht. Cordovan musste sich auf dem Platz kurz orientieren, bahnte seinem Schützling dann aber mit seiner kräftigen Statur einen möglichst geraden Weg durch die Menschenmenge und das Chaos auf dem Renascentia-Platz bis zum Hesinde-Tempel Urbasis. Vor dem mächtigen Tempelportal angekommen, war Istirde die Erleichterung deutlich anzumerken. Der Ankunft bei ihren Verwandten wegen, wie Cordovan annahm, und sich dann hinter die Gerettete zurückfallen ließ, die ihrerseits die ihr bekannten Menschen umarmte. Gerade als er sich abwenden wollte, drehte sich Istirde aber nochmal zu ihm um.
„Seid bedankt für eure selbstlose Tat“, wandte sie sich an ihn und hauchte ihm zur Bekräftigung noch einen kurzen Kuss auf die Wange. „Ich will euch das nicht vergessen!“ Dann drehte sie sich erneut um und verschwand hinter den abwehrbereiten Basiliskengardisten endgültig aus seinem Sichtfeld.
Cordovan blieb überrascht, aber auch stolz zurück, steckte den Dolch des Enthaupteten in seinen Gürtel und fragte sich bereits, ob und wann sich ihrer beider Wege vielleicht erneut kreuzen würden.