Briefspiel:Feuernacht (30)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Eulen nach dem Feuer I

Autor: Storai

Irgendwann am 8. Rondra, Medici-Hospital Urbasis:

Alles war dunkel und die Kehle brannte immer noch nach Rauch. Leonore schüttelte sich unwillkürlich. Ihre Lunge krampfte sich zusammen und der Auswurf schmeckte wie Kohle. Sie schien auf einer einfachen Pritsche zu liegen. Es waren keine Menschen zu hören, aber irgendjemand war da. Sie hörte ein ganz leises Schnarchen. Es kam ihr vertraut vor. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen. Sie sah an eine schmucklose Decke. Kerzenlicht flackerte. Vorsichtig bewegte Leonore den Kopf zur Seite. Sie fühlte sich unendlich schwach.
In einem Sessel neben ihr saß Rodrigo - ihr lieber Rodrigo - und hielt Wacht. Nunja. Eigentlich schlief er, aber er war an ihrer Seite. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Scheinbar war für beide alles gut gegangen. Sie entdeckte an Rodrigos Arm einen Verband. Scheinbar hatte er sich irgendwo verbrannt, als er sie bewusstlos aus dieser Flammenhölle gerettet hatte. Eine Mischung aus Glück und Stolz mit ihm verheiratet zu sein durchströmte sie. Sie schaute sich um. Sie war ansonsten alleine in dem Raum. Auf einem Beistelltisch standen eine Karaffe und ein Pokal, daneben eine Waschschüssel … und viel wichtiger ein Griffel und Papier. Leonore setzte sich ganz behutsam auf und nahm den Griffel zur Hand. Sie schrieb etwas auf das Papier und lehnte es an die Karaffe, so dass Rodrigo es sehen musste, wenn er aufwachte. Dann legte sie sich wieder hin und schlief bald ein. Auf dem Zettel stand: „Bitte weck mich, wenn du wach bist. Dein Käuzchen.“

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Nachmittag, 8. Rondra, Palazzo Dalidion:

Darian war geschafft. Er war noch nie alleine für das ganze Haus verantwortlich gewesen. Geschweige denn für die Clientel. Jetzt war er schon 20 Stunden wach und es war immer noch niemand zurück. Die Empfangshalle wirkte auf ihn plötzlich groß und leer. Die Szene am Tempel hatte sich zwar beruhigt und ein Bote seiner Schwester hatte ihm versichert, dass alles glimpflich abgelaufen war, aber wo waren Leonore und Avesio? Die Plünderungen hatten sich in Grenzen gehalten. Da die Milizen und die Büttel schnell zugegen und organisiert waren, hatte alles erstaunlich gut geklappt.
Darian ertappte sich dabei von sich selbst überrascht zu sein. Er hatte zwar erneut bewiesen in solchen Dingen keine Ahnung zu haben, aber seine Einsicht und die Konsequenzen daraus fand er bemerkenswert altruistisch. Er hatte die Führung der Miliz Vitius und dem alten Alricio überlassen, der bei allen eine natürliche Autorität besaß. Beide hatten sich als wesentlich kompetenter als er selbst erwiesen. Darian konnte sich deshalb darauf beschränken alle Informationen der einzelnen Patroullien zu sammeln und auszuwerten. Daher wusste er, dass es einen Einbruch in das Antiquariat Nebelberger gegeben hatte und zwei Tunichtgute noch versucht hatten ein weiteres Feuer zu legen. Die Gerichtsbarkeit würde sich darum kümmern.
Trotzdem merkte er, dass er diesen Stress nicht gewohnt war. Die letzten Stunden, seit sich die Szenerie beruhigt hatte, war er noch damit beschäftigt gewesen Botengänger zu empfangen und sich mit deren Nachrichten auseinander zu setzen. Eine Aufgabe die er nie wieder unterschätzen würde. Dafür wusste er jetzt wo alle waren, das war auch etwas wert.
Gerade dachte er daran einfach ins Bett zu gehen, als die Tür aufgezogen wurde. Mit einem sehr missmutigen Gesicht erschien Avesio. „Endlich bist du wieder da, Bruder.“ Darian ging schlagartig besser gelaunt auf ihn zu. Aber als er nur ein unverständliches Granteln als Erwiderung erhielt, wusste er, dass es wirklich besser wäre einfach ins Bett zu gehen.

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Nachmittags, 8. Rondra, in den Straßen Urbasis:

Avesio war sichtlich unzufrieden. Diese vermaledeite Sitzung hatte nichts ergeben. Jetzt hatte er Kopfschmerzen und den Tag vergeudet. Avesio versank in Selbstzweifeln. Vermutlich hätte Leonore die Streithähne hinter sich geschart und sie hätten alle mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt. Sie hätte die richtigen Worte gefunden. Sie fand immer die richtigen Worte.
Missmutig drängte sich Avesio durch ein paar gaffende Popoli. Es interessierte ihn weniger als mäßig, was sie da angafften. Jetzt rempelten diese ungehobelten Penner ihn auch noch an. Avesio blieb kurz stehen, konnte keinen Schuldigen ausmachen, aber sah jetzt, dass im schwächer werdenden Nieselregen die Gaffer alle die rauchenden Überreste des Palazzo Casciano ansahen. Ein Bote hatte ihm zwischenzeitlich auf der Sitzung mitgeteilt, dass Leonore in der Obhut der Medici sei und lebte. Wen es aber wohl alles bei dem Brand zu Boron gerufen hatte? Er würde nach einer Mütze Schlaf in die Redaktion gehen und die Todesanzeigen entgegen nehmen. Nichts worauf man sich freuen konnte.
Der Rahja-Tempel war rußgeschwärzt aber scheinbar unversehrt, Avesio ließ seinen Blick rüber zu St. Francidio gleiten. Nichts deutete mehr auf die ihm gemeldete Belagerung des Tempels durch die Eisenwölfe hin. Auf den Stufen fegte ein junger Novize. Dort war alles als wäre nichts geschehen. Missmutig ging Avesio weiter über die Piazza di Renascentia und überlegte kurz, ob er noch einen Abstecher machen sollte um die Stimmung etwas aufzuhellen. Ein Griff an seinen Geldbeutel klärte ihn aber darüber auf, dass dieser wohl soeben entwendet worden war. Besser hätte es wirklich nicht kommen können. Mit einem Gesichtausdruck, der Wein sofort in Essig verwandeln konnte stieg Avesio die Eingangsstufen zum Palazzo Dalidion hinauf. Auf sein Klopfen hin wurde ihm natürlich aufgetan. Darian hieß ihn herzlich willkommen, aber Avesio war nicht danach. Grantelnd ging er an seinem kleinen Bruder vorbei. Er wollte nur noch ins Bett.