Briefspiel:Feuernacht (29)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Morgendämmerung

Autor: Gonfaloniere

Das Praiosrund schickte seine ersten Strahlen über die fernen Gipfel der Goldfelsen, als Rondralio mit dem kümmerlichen Rest seines Hauses gerade durch das Cassiener Tor schritt. Oder besser: eilte, denn von würdevollem ‘Schreiten’ konnte keine Rede mehr sein. Von ‘davongejagt’ schon eher. Die Popoli Torneocampos hatten an ihrer Verachtung für die, die ihre Patronin, die Priora Duridanya Zorgazo angegriffen hatten, keinen Zweifel gelassen.
„Urbeter, raus mit euch!“
„Verschwindet, Tyrannengesindel!“
„Dies ist unsere Stadt … und ihr seid nicht mehr willkommen!“
Das waren noch die harmloseren Rufe, die den Spießrutenlauf über den Kornmarkt begleitet hatten, den das Haus Urbet unter argwöhnischer Bewachung des Hauses di Salsavûr gerade hinter sich hatte. Dass es seinen Bewachern nach kurzem Zögern nicht viel besser erging, war wenig tröstlich.
„Brandstifter, ihr seid auch gemeint!“
„Wer die eigene Stadt ansteckt, braucht nicht wieder zurückzukommen!“
„Keine neuen Tyrannen mehr!“
Nein, Rondralio schnaufte vielmehr einfach nur durch, als er die Mauern der Stadt in seinem Rücken wusste. Der Volkszorn hätte das gegenseitige Belauern der beiden einander verhassten Häuser und ihrer Bewaffneten nur zu leicht eskalieren lassen können. Es hätten nur einem Beteiligten die Nerven durchgehen müssen, und das Massaker mit sicherlich eindeutigem Ausgang zuungunsten seines Hauses wäre perfekt gewesen. Ob wieder der Gonfaloniere dahinter steckte und unter Aufopferung eigener Angehöriger dem Haus Urbet den Todesstoß versetzen wollte, vermochte Rondralio nicht mehr zu sagen. Nach dieser Nacht erschien ihm einfach nichts mehr undenkbar …

****

„Langsam, nicht zu schnell!“
Auricanius‘ Aufforderung an die eigene Familie verdeutlichte vor allem eines: seine eigene Nervosität. Erleichterung wollte sich bei ihm auch angesichts der immer näher rückenden Klostermauern nicht einstellen. Dass die Eisenwölfe sie hoch zu Pferde immer noch einholen konnten, wenn sie Verrat witterten, war ihm nur zu bewusst.
„Bitte, wir sind noch nicht sicher, also provoziert sie nicht …“
Der Geweihte blickte sich immer wieder um, so als erwarte er fast, von den Wölfen im letzten Moment doch noch abgefangen zu werden. Doch Nofro hielt tapfer seine Stellung. Der Lutisaner-Cavalliere, der es als einziger in voller Rüstung und selbst hoch zu Ross aus dem brennenden Palast geschafft hatte, hielt dem auf halben Weg den Klosterberg hinauf zurückgelassenen Timor Sâl die Klinge an den Hals. Sein Leben war ihr Pfand. Das einzige, das sie noch hatten. Aber es schien die Eisenwölfe tatsächlich zurückzuhalten.
„Auricanius, wir sind fast da“, riss ihn seine Cousine Istirde aus den Gedanken, die seinen Blick zurück festgeklammert gehalten hatten. „Da vorne ist Farfa. Wir haben es geschafft!“ Sie versuchte den grüblerischen Geweihten mit einem demonstrativen Lächeln ebenfalls mit ihrer Euphorie anzustecken. Das gelang ihr fast immer.
„Es ist gut, ja“, gab auch der Turaniter nun nach. Nur noch wenige Schritte, dann waren sie im Kloster in Sicherheit. „Panthino, Rondralio, ich denke, dass ihr Nofro nun das Zeichen geben könnt“, rief er den beiden ‘Vorgesetzten’ desselben zu.
„Mach’ ich“, rief Rondralio zurück … und winkte dem Lutisaner als erster.
Panthino atmete hingegen noch einmal tief ein … und tat es ihm dann wortlos nach. Das war das verabredete Zeichen gewesen.
Nofro hob die linke Hand – sein Zeichen, dass er es gesehen hatte – und wich mit seinem Pferd von der Geisel zurück. Die Balestrinas Larissa di Salsavûrs verfolgten sicherlich jede seiner Bewegungen, wie Auricanius aus dieser Entfernung mehr ahnte als beobachten konnte.
‘Jetzt nur noch du …’, flehte der Geweihte, dass es auch der treue Ritter bis hinter die sicheren Klostermauern schaffte. Ein Flehen, das Entsetzen wich … denn Nofro riss sein Pferd nach kurzem Zögern wieder herum und preschte auf den gefesselten, sich gerade von seinen Knien erhebenden Timor Sâl zu. Noch als er sein Schwert hochriss, prasselte aber eine erste Salve Armbrustbolzen auf ihn ein.
Und während der Lutisaner zu Boden ging, rief der Baron von Cindano nun plötzlich nicht mehr so schweigsam schon hektisch: „Rein, alle rein, sofort!“
Auricanius hingegen spürte kaum, wie ihn Istirde geradezu durch das Klostertor schleifte. Sein entsetzter Blick ging einfach nur zurück, dorthin, wo die Eisenwölfe wie ein gieriges Rudel gerade über den letzten Ritter des Hauses Urbet in Urbasi herfielen …


Autor: Rondrastein

Schnell waren die Eisenwölfe, allen voran Lorian an dem Lutisaner dran. Dieser leiste Gegenwehr, konnte aber fast ebenso schnell überwältigt werden. Mehrere Eisenwölfe waren abgestiegen und hielten den verletzten Nofro fest und aufrecht. Lorian wendete sein Ross in Richtung Klostermauern.
Er hatte sich an sein Wort gehalten, das über die Lehrmeisterin ausgehandelt wurde, und hätte auch nicht im Traum daran gedacht es zu brechen. Ein gegebenes Wort war bindend!
„Urbeter! Ich hielt mein Wort, das ich euch gegeben habe …“ Er machte eine Pause um das Gesagte wirken zu lassen. „Einer der euren“, er wählte diese Wortwahl mit Bedacht, „brach es und lud damit Schande auf sich und euch! Er brach eine Absprache unter … Männern von Ehre.“ Hinter sich hörte er seine Schwester wütend knurren, aber beachtete sie nicht. Er hatte seine Gründe für die Wortwahl. „Er wird dafür seine Strafe erhalten!“
Kurz nachdem Lorian diese Worte ausgesprochen hatte und ohne dass er ein weiteres Kommando geben musste, starb Nofro. Hingerichtet für den Bruch des Ehrenworts durch ein Schwert der Eisenwölfe. Danach wurde der Leichnam auf sein Pferd gehoben und die Zügel an Lorian gereicht. Dieser setzte sich in Begleitung von vier Eisenwölfen in Bewegung Richtung Klostertor.

Dieses war noch nicht ganz geschlossen, und als Lorian dort ankam, reichte er einem der Akoluthen die Zügel des Rosses. Die Miene des Barons war hart und ernst, als er das Wort erhob.
„Er starb für seinen Wortbruch, dennoch sollte ihm ein Begräbnis zu teil werden.“
Er wendete sein Ross und ließ es ein paar Schritte gehen, bevor er noch einmal umdrehte und den Helm abnahm. Noch einmal erhob er das Wort. Ob seine Worte nur den Kindern des Hauses Urbet galten oder allen Mitgliedern war dabei nicht ersichtlich.
Lorians Miene war immer noch ernst, aber weicher als vorher. „Wir entstammen Häusern, die sich seit Jahrhunderten auf die eine oder andere Art befehden, aber ein gegebenes Wort … ein Ehrenwort sollte auch unter Fein… unter Gegnern bindet sein, für beide Seiten!“ Er musterte die Urbets, die sich noch im Klosterhof befanden. Dann fügte er noch hinzu: „Mein Beileid für den Verlust eurer Verwandten!“ Sowohl seine Stimme, seine Haltung als auch seine Augen, die im Dunkeln lagen, zeugten davon, dass er seine letzten Worte ehrlich meinte und die Urbets ihm, vielleicht ein aller erstes Mal leid taten.
Der Primus wendete sein Pferd und ritt wieder zu seinen Eisenwölfen zurück, die damit begonnen hatten einen Ring um das Kloster zu ziehen. Lorian entschied mit allen Eisenwölfen vor dem Kloster zu bleiben, Romualdo hatte immer noch genug Männer im Palazzo, die für seinen Schutz sorgen konnten. Sollten diese nicht reichen, so gab es Mittel und Wege um die Besatzung des Palazzos personell zu verstärken.

Der Belagerungsring schloss sich um das Kloster, auch wenn dieser noch schwach besetzt war, so würde sich dies in den nächsten Stunden ändern …