Briefspiel:Feuernacht (18)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Tötet sie alle!

Autor: Toshy

Die Krähen waren verschwunden. Kein schwarzer Rabenvogel kreiste mehr um den Geschlechterturm des Palazzo Zorgazo. Abelmir stand am Fenster und starrte in die Nacht. Unheimlich war es schon gewesen. Als ob Boron alle seine Diener geschickt hätte, um seine Mutter sicher zu sich zu geleiten.
Er fühlte sich immer noch schwach und lehnte am Fenster. Hinter ihm war es fast still im Raum, nur das leise Schluchzen zweier Frauen störte die Totenstille. Abelmirs Schwester Eronia und eine der Dienerinnen seiner Mutter hockten am Bett ihres Leichnahms. Er fühlte einen Kloß im Hals.
Vor ihm zeichnete sich eine unwirkliche Szenerie ab. Der Feuerschein, der offensichtlich vom Renascentia-Platz kam, erhellte immer noch die Silhouette der Oberstadt. Irgendetwas musste dort heftig brennen. Zum Glück hatte es mittlerweile begonnen zu regnen. Die mit Eimern ausgerückte Dienerschaft war noch nicht wieder zurück, genauso wenig wie seine Cousine Duridanya, sein Cousin Finnian und sein Onkel Fulvio.
"Ich geh sie suchen", sagte Debero und erhob sich aus seinem Stuhl in der dunklen Ecke.
Abelmir hatte fast vergessen, dass sein kleiner Bruder mit im Zimmer war.
"Du kannst Gedanken lesen", erwiderte der älteste Sohn der verstorbenen Varosja und ging mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf die Tür zu. Die Blicke der Frauen verfolgten die beiden Männer, bis sie aus dem Sichtfeld verschwunden waren und man nur noch ihre Tritte auf der Treppe vernahm.

****

Silem Jalta Voldecci lief, was seine Füße hergaben. Mehrmals war er gestolpert. Hatte aus Panik, dass er verfolgt würde, sich mehrmals in Seitengassen oder Türvorsprünge gekauert. Bei jedem Blitz, der über den Himmel zuckte, warf er sich panisch zu Boden, nur um danach minutenlang in Fötenstellung auf den Pflastersteinen zu liegen. Sein Körper fühlte sich geschunden an. Die Knie und Ellenbogen waren aufgeschlagen. Das Gewand vom immer stärker werdenden Regen durchnässt.
Dann endlich kam vor ihm der Palazzo Zorgazo ins Blickfeld. Er torkelte auf den großen Turm zu, in dem sich der seitliche Haupteingang befand. Endlich aus dem Regen heraus, strich er sich die nassen, schwarzen Haare zurecht und betrat den Innenhof.
Ein Schreck durchfuhr alle seine Glieder und er verharrte im Torbogen. Neben der Bronzestatue der Schnitterin lagen drei Gestalten, die der Secretario sofort erkannte. Es waren die Herrschaften Duridanya, Fulvio und Finnian. Die beiden Männer waren gerade dabei sich aufzurappeln und husteten. Voldeccis Blick bieb auf der Treppe kleben. Eine weitere Gestallt lag dort reglos auf den Stufen. Ein Name schoss ihm durch den Kopf. "Meister Tremante", rief er erschrocken aus.
In dem Augenblick sprang die Flügelltür des Geschlechterturms auf und Abelmir und Debero traten heraus.

****

(20 Minuten später:)

Debero Zorgazo war in hitziger Diskussion mit seinem Cousin Finnian, doch Abelmir hörte gar nicht zu. Er starrte auf das Bild über dem Schlafgemacht Meister Tremante Morales', dass seine Urgroßmutter Savinya in jungen Jahren darstellte. So hatte er sie noch nie gesehen. Er kannte ihre Büsten und die Gemälde, die im grünen Salon und auch im Ahnenflur hingen. Aber dort war sie immer wärend ihrer Amtszeit abgebildet und dementsprechend als alte Frau, die nachdenklich und zurückgezogen wirkte.
Dieses Bild hier zeigte eine junge, fröhlich wirkende Frau in einem aufreizenden Gewand, mit einer auffälligen Halskette. Ein Amulett, das Abelmir noch nie gesehen hatte. Auch dieses Bild war ihm vorher nie aufgefallen, er musste sich aber auch eingestehen, dass er noch nie in dem Schlafgemach des steinalten Secretarios gewesen war. Secretario Morales war immerhin so alt, dass er seine Urgroßmutter Savinya noch persönlich gekannt hatte. Sie war gestorben als er im Alter von zehn Götterläufen als Waisenkind im Palazzo Zorgazo aufwuchs.
"Er schläft jetzt ..."
Abelmir wurde durch die Worte des Medicus aus seinen Gedanken gerissen. Sein fragender Blick ließ den Medicus fortfahren: "Ich weiß nicht, ob er es schaffen wird, sein Puls ist schwach. Sein Körper ist schon sehr alt."
Abelmir blickte zu dem schlafenden Secretario, den sie ohnmächtig auf den Treppenstufen vorgefunden hatten, und riss sich damit von dem Bild los, das seine Aufmerksamkeit förmlich gefangen hielt, und entsann sich der Gesehnisse der letzten Minuten. Sein Bruder und sein Cousin schritten ebenfalls aus dem Raum. Der alte Mann brauchte nun vor allem Ruhe. Und es gab ja noch mehr Wunden an diesem Abend, die der Aufmerksamkeit des Medicus bedurften.

"Bringt sie um, bringt sie alle um ... aaaaaaaaah."
Duridanya war vor Minuten aufgewacht und wurde nun von den beiden Mägden versorgt. Der Medicus hatte ihre, von Fulvio bereits notdürftig versorgte Wunde, fachmännisch versorgt und den Bolzen entfernt. Duridanya war außer sich vor Schmerz und schrie, dass man sie im ganzen Stadtteil hätte hören können.
"Verflucht sei das Haus Urbet ... Verflucht seien diese Bastarde ... Tötet sie alle! Schlagt ihnen die Köpfe ab ... Rottet sie aus ..."
Duridanya wand sich auf dem Sofa, auf das man sie gelegt hatte. Kerzen erhellten den Raum. Die beiden Mägde waren mit der Matriarchin des Hauses Zorgazo mehr als überfordert. Ihr Vater Fulvio, selbst durch das Feuer leicht verletzt, versuchte sie zu beruhigen. Erfolglos.
"Laaaaasst mich ... Gebt mir eine Waffe, dann mach ich es selbst ... Ich schneid Panthino sein Herz raus, mit einem verfluchten Lööööffel ..."
Sie biss auf ein Stück Holz und verkrampfte.

Abelmir vermied es den Raum zu betreten. Seine Anwesenheit hätte seine Cousine am wenigsten beruhigen können.
"Wie seid ihr da nur heile wieder raus gekommen?", fragte er leise seinen Cousin Finninan.
Duridanyas älterer Bruder zuckte nur mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht genau. Das Feuer kam so schnell. Wir hatten Duridanya in ein leeres Zimmer gebracht. Vater verband ihre Wunden und ich bin los einen Ausgang suchen. Doch ich kam nicht weit. Überall war Rauch. Mir tränten die Augen und ich hustete und dann weiß ich nur noch, wie ich mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen bin."
Er rieb sich die Beule am Kopf und lächelte verlegen.
Abelmir nickte nachdenklich und ging dann zur Tür. Er nahm entschlossen seinen jüngeren Bruder Debero und seinen Cousin Finnian am Arm und schob sie vor sich her aus dem Palazzo.
"Wir müssen handeln", sagte er entschlossenen Blickes. "Die Urbet-Marvinko und die Salsavûr benutzen Urbasi als ihre persönliche Arena um ihre kleine Fehde auszutragen. Das können und dürfen wir nicht länger zulassen, sonst liegt bei Morgengrauen die halbe Stadt in Asche."
Die drei Männer gingen in den Innenhof. Der Regen war noch stärker geworden und wo eben noch heller Feuerschein die Nacht erhellte, war nur noch ein verhaltenes Leuchten zu erkennen. Der heftige Rauch wurde vom Regen aus der Luft gewaschen.
"Ihr geht die Nachbarschaft aufsuchen. Schnappt euch jeden von der Lanze, der nicht beim Löschen ist und bringt ihn hier her. Sammelpunkt ist der Marktplatz vor dem Palazzo. Ich weise Meister Voldecci an die Waffenkammer zu öffnen und lass ihn jede Klinge auftreiben, die er finden kann. Dann werde ich die Dalidions aufsuchen und sehen ob ich dort was erreiche. Sie haben bei ihrer Nachbarschaft einen guten Stand. Wir müssen uns organisieren. Wir brauchen mehr Männer. Sollte ich nicht gleich wieder zurück sein, verriegelt das Cassiener Tor. Schafft alles heran, was uns dabei hilfreich sein kann."
Die beiden jungen Männer nickten Abelmir zu und liefen los in die verregnete Nacht. Jetzt würde es darauf ankommen, das Schicksal Urbasis lag in ihren Händen.