Briefspiel:Eteria 1036 BF/Unorthodoxe Vorschläge und Entsendung von Truppen

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
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Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Haus Gabellano klein.png Athanasius
Haus Calven.png Calven
Haus di Côntris klein.png Di Côntris
Familie di Ulfaran.png Di Ulfaran
Haus Doren klein.png Dorén
Haus ya Papilio.png Gishtan re Kust
Haus Carson klein.png OrsinoCarson

Der Bär zürnt

Orsino erhob sich wieder, als seine Vorredner geendet hatten: “Nun, ich denke, wir haben einen Antrag vorliegen, über den es abzustimmen gilt. Die gegenseitigen Anschuldigungen zwischen den Vertretern der Häuser di Selshed und Dorén sollten geklärt werden, wenn die Zeit dafür gekommen ist und aus Vermutungen und Behauptungen Gewissheit wurde. Dann wird zu beraten sein, ob dieser Zwist dann vor Gericht, vor dieser Versammlung oder vor den Augen Rondras im ehrenhaften Zweikampf zu bereinigen sein wird. Was den Constabler angeht, so scheint es mir mehr als unangebracht, seine Loyalität und Eignung infragezustellen. Es handelt sich um einen erst kürzlich ins Amt gewählten Magistrat. Wo kämen wir hin, wenn wir diese Magistrate bei der Ausübung ihrer Pflichten erst einer weiteren Eignungsprüfung unterziehen würden, oder gar fordern, dass diese Ausübung unterbleibe oder einem anderen obliegen solle, nur weil uns der Amtsträger nicht gefällt. Wer dies will, muss wohl seinen eigenen Bund aufbauen, der nur aus ihm und seinen Freunden besteht, das mag wohl ein gewaltiger Bund werden. Weil ein starker Bund so aber wohl kaum zu errichten wäre, müsse wir alle uns derweil damit abfinden, dass dieser unserer Bund auch Amtsträger hat, die mancher von uns nicht persönlich gewollt und gewählt hat, und einer davon bin ich wohl selbst und ich werde mir die Ausübung meines Amtes sicher nicht streitig machen lassen wollen, wenn es darauf ankommt. Um die Drachenreiter ist mit einstweilen nicht bange. Wenn wir diese nicht mehr ins Gefecht entsenden könnten, weil uns die Furcht hindert, sie könnten dabei Schaden nehmen, so sollten wir wohl besser die Truppe auflösen und den ganzen Bund gleich mit. Die Drachenreiter sind unser starker Schwertarm und sie sind dazu da, Gefahren zu trotzen und nicht dazu, Ihnen auszuweichen, bei Rondra!” Orsino hatte sich in Rage geredet. Wäre ich noch Constabler, wäre ich bereits auf dem Weg dorthin, dieses Gerede und Gezänke ist es doch, was die Thorwaler erst in die Lage versetzt, solche Überfälle zu machen. Orsino musste innerlich schmunzeln, als ihm die vor einiger Zeit gemachten Entdeckungen Telfars auf Imdallyo ins Gedächtnis kamen: Wahrscheinlich bin ich deshalb weniger zögerlich als viele andere hier.

Der Adler gleitet

Cusimo schmunzelte. Als Gransignore ebenso wie als Fechter: Immer geradeaus. Die Befürchtung, dass die Drachenreiter in einen Hinterhalt geraten könnten, die Signore Dorén unlängst geäußert hatte, hatte dem Gespräch nach, scheinbar eine Berechtigung. Cusimo änderte nochmals seine Sitzposition, sodass es einem Beobachter so vorkommen musste, als wäre er unstet wie ein Knabe, doch ließ ihm die Zeit auf dem Pferderücken keine andere Wahl.
Cusimo ließ sich noch etwas Wein einschenken und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Sein Blick blieb wieder bei Dartan di Côntris hängen. Ob er mich nach all der Zeit überhaupt noch kennt? Er war ja noch ein Knabe als sie sich das letzte mal trafen. Cusimo schwenkte seinen Pokal und genoss den aufsteigenden, fruchtigen Geruch, während er mit der linken ein Zigarrenetui aus der Jacke zog und sich nach einem Hinweis umsah, ob es ihm gestattet war zu rauchen.

Ein Schmetterling mit rauchenden Flügeln

Rahjada ya Papilio, Secretaria ihres Hauses, tat ihr Bestes, dem Signor di Ulfaran ablehnende Blicke hinüber zu schicken.
Ihr Liebster, bislang weithin bekannt für seinen exzessiven Verbrauch an Rauchkrautrollen, hatte nach dem Giftanschlag auf sein kostbares Leben dem stinkenden Qualm abgeschworen. Bislang schien er sich tapfer an dieses Vorhaben zu halten. Zumindest hatte er die drei seither verstrichenen Tage zu Obst gegriffen, wann immer die Gier nach Cigarillen in ihm aufwallte.
Nie hätte sie selbst gewagt, zu versuchen ihm diese auszureden. Aber deren Gestank würde sie nie wertschätzen. Was musste jetzt dieser Cusimo dieses lästige Laster fortführen? Doch wie so oft schien niemand ihr Anliegen wahrzunehmen, oder auch nur ihre Anwesenheit. Der Stuhl des Hauses ya Papilio hätte genauso gut leer sein können. In diesem Moment, inmitten all der wichtigen Frauen und Männer, war ihr das nur teilweise unrecht.

Ein brodelnder Drache

Von Stolz erfüllt und mit ernstem Gesicht begann Endor, diesmal sitzend, zu sprechen. Bis vor einem Moment schien er wiedermal über etwas zu grübeln. „Hochgeborener Gransignor Orsino Carson, Verehrte Mitglieder der Eteria, Ihr habt ja so recht, genug der Infamitäten. Ich habe wohl ob der Trauer und der Bedrohung im Norden meine freiherrliche Erziehung, die ich am Hofe der Gräfin von Bethana genoss, vergessen. Nun, ist es an der Zeit zu handeln und die Drachenreiter sind das Schwert des Bundes, da möchte ich Euch allen nicht widersprechen. Erlaubt mir jedoch, aufgrund meiner Erfahrung im Felde noch einige Dinge vorzubringen. Die Drachenreiter sind als mittelschwere Reitereinheit aufgestellt. Wie jede dieser Einheiten, und da spielt die hervorragende Ausbildung der Reiter weniger ein Rolle, das dürft Ihr mir glauben, wird es ein Zeit benötigen, bis sie soweit sind in den Norden zu ziehen. Die Versorgung muss sichergestellt sein, die Pferde gesattelt und so manches Scharnier an der Rüstung geölt werden. Dies benötigt weitere Zeit, Zeit die wir vielleicht nun nicht mehr haben. Lasst uns doch unabhängig von den Waffenträgern, jetzt direkt nach der Sitzung einige Kundschafter an die Küste schicken, um die Lage aufzuklären? Diese können sich dann später, dort oben vor Ort, mit den Kommandierenden der Drachenreiter verabreden und ihnen schon mal eine genaue Lage des Feindes berichten. Fernerhin bin ich mir über die Bundespflichten meines Hauses bewusst und möchte, ja auch aus alter Tradition, mit gutem Ansporn voran gehen und Euch allen, verehrte Eteri, folgendes anbieten. Aufgrund der desolaten Lage meines Hauses würde ich Euch ersuchen, es mir zu erlauben den Rücken des Sheniloer Bundes gegen Feinde verteidigen zu dürfen. Es gibt eine Insel im Yaquir, ungefähr auf Höhe von Mesaverde, wo bereits mein Urahn Shenilo verteidigt hat. Erlaubt mir einige meiner Langschwerter auf den Wellenfels zu entsenden, um dem Bund von dort zu sichern, Ihr alle habt mein Wort, dass es zu keinem Zwischenfall mit den Pertakisern kommen wird.“

Orsino sieht eine Chance

Kein Zwischenfall mit den Pertakisern? Warum eigentlich nicht, das würde doch manches ins Rollen bringen, was rollen soll. Nun gut, dazu später, in diesem Zustand sollten wir wohl keine neuen Konflikte angehen. Vielleicht ergibt sich ja dennoch etwas. Aber was da nun wieder dahintersteckt. Endor wird doch wohl kaum ernsthaft denken, dass er die Thorwaler in Mesaverde aufhalten muss. Was will er dort? Orsino räusperte sich lautstark: “Nun, ich denke, Signor Leomar wird die Drachenreiter sicher nicht ohne vorherige Aufklärung in den Norden entsenden, dies wäre töricht. Wenn wir uns nun zur Abstimmung begeben, würde wohl schon in Kürze der erste Reiter dorthin aufbrechen, und ich erwarte von unserem Constabler natürlich sofortigen Bericht, sobald von dort Kunde Shenilo wieder erreicht. Ich schlage also vor, über den Antrag von Signor Marino im nachträglich von ihm geänderten Wortlaut abzustimmen. Anschließend können wir dann über Signor Endors begrüßenswertes Eintreten für den Schutz unserer südwestlichen Flanke befinden. Wer nun für die Entsendung der Drachenreiter an die Nordküste ist, erhebe seinen Arm.”

Marino stimmt ab

Wie nach dem Verlauf der Verhandlungen bisher nicht anders zu erwarten war, hob Marino seinen linken Arm, wobei der Ärmel seiner Kutte herabrutschte und ein kleines, in bläulichen Farben gestochenes Hautbild offenbarte. Was es darstellte, darüber vermochte keiner der Anwesenden ein verlässliches Urteil zu fällen. Als er die Blicke bemerkte, schob Marino die Robe etwas zu hastig wieder in Position.

Endor wartet ab

Nun galt abzuwarten ob noch ein letzter Funken von Respekt für die alten Häuser in dieser Versammlung vorhanden war und ob man ihm seinen Wunsch den Wellenfels zu sichern gewähren würde, dachte Endor. Als er im Augenwinkel, die für seinen Geschmack etwas vorschnelle, Bekräftigung des eigenen Antrages durch den Schirmer der Flut erblickte, ging ihm so mancher Gedanke durch den Kopf was wohl aus dieser Versammlung geworden war. Kandidaten wurden nicht mehr von den Häusern und Familien vorgeschlagen denen sie angehörten, stattdessen ließ man irgendwelche Kumpane und Helfershelfer für seine Sache antreten, die eigenen Anträge wurden mit Beflissenheit unterstützt, dabei galt die vornehme Retentio des Adels aus früheren Tagen wohl als Speise aus der nächsten Taverne, die man mit Brot serviert. Nun gut, sollen sie bekommen wonach ihnen verlangt, langsam hob auch Endor seinen rechten Arm und streckte die ringgeschmückte Hand nach oben. Der schwere, goldene Drachenring, den der jeweilige Patriarch des Hauses schon seit Jahrhunderten trug, blitzte und blinkte in den letzten Sonnenstrahlen, die vor dem Gewitter durch die Fenster in der Dorén-Halle drangen.

Asteratus winkt ab

Asteratus Menaris, der nach den Landherrenhändeln für seine Familie auch bei den Gesprächen in Paquirella geweilt hatte, merkte auf, als der Wellenfels erwähnt wurde. Schon länger hatte er auf der Liste der Orte in der unmittelbaren Umgebung, die er beizeiten einer genaueren Untersuchung zu unterziehen gedachte, auch die Insel im Yaquir augeführt - im Geiste versteht sich. Nun aber kam er nicht umhin auf ein - aus der Sicht Mancher vielleicht spitzfindiges - Detail hinzuweisen.
“Ich fürchte, werte Eteri, dass eine Stationierung von Truppen des Bundes oder eines seiner Mitglieder auf jener Yaquirinsel wohl dem Wort, mit Sicherheit aber dem Geist des Waffenstillstands von Paquirella widerspräche. Man möge mir meine Bemerkung nicht als Furcht vor unserer Nachbarstadt im Süden missdeuten: Doch eine vage Gefahr im Norden durch einen Schutz im Süden zu beantworten, der zudem den Frieden mit Pertakis gefährdet, erschiene mir nicht als sehr weise. Soll doch die Galeere der Yaquirstadt einer Otta entgegenfahren, so sich eine an Kusliks Hafenfesten vorbeischleicht! Ja, ich schlage sogar vor, eine offizielle Verlautbarung an die Signoria von Pertakis aufzusetzen, die auf die Möglichkeit einer neuen Thorwalergefahr hinweist.” Ich bin sicher, das wird die Pertaker zum Grübeln bringen - wenn sie nicht nur darüber lachen, dachte er.
“In der Sache der Abstimmung bin ich recht entschieden, möchte aber gerne auch die Argumente derjenigen hören, die sich bis dato noch nicht zu Wort gemeldet haben. Man sehe mir daher mein einstweiliges Zögern nach” - mein Armschmuck ist ohnehin recht bescheiden, dachte Asteratus und verzog im Geiste das Gesicht.

Vorzüge des Feuers

Da niemand auf Cusimos Geste reagierte, entschied er dies als Duldung zu interpretieren. Er zog ein Schwefelholz aus seiner Jackentasche und riss es an seinem Stiefel an. Bald zog von Cusimo ausgehend eine Wolke von feinstem Methumiser Tabakrauch durch den Raum. Cusimo genoss es sichtbar und wirkte nach den ersten Zügen schon sichtlich entspannter. Geschickter Schachzug von Dorén. Es macht den Eindruck als würde er zurück stecken aber letztlich tarnte er dadurch nur seinen neuerlichen Vorstoß.
Cusimo trank genüsslich einen Schluck Wein, während er gespannt auf die weiteren Wortmeldungen wartete und vor Allem ob Signora di Selshed den Vorstoß ebenfalls als solchen interpretiert und wie sie darauf reagieren würde.
Cusimo winkte einen Diener zu sich und ließ sich ein Tonschälchen bringen in dem er ,nach Erhalt, die Asche der Zigarre abstreifte, um darauf eine neue Wolke Rauchs in die Halle zu entlassen.

Vorzüge des Wassers

Marino, der seine überreizten Sinne bisher mehr auf den Sachstand als auf die Genussmittel der Sitznachbarn gelenkt hatte, blickte sich beim Geräusch und Geruch des Schwefelholzes jedoch zu Cusimo um und ließ einen Blick milder Missbilligung auf demselben ruhen. Dabei versuchte er, seine Miene eher als eine solche seelsorgerischer Ermahnung denn als eine harscher Rüge zu gestalten, ein Unterfangen, dessen Gelingen zweifelhaft war.
“Ignis solet delere, at alere aqua.”, murmelte er und prostete Cusimo mit seinem wassergefüllten Kelch zu.

Geschmacksfragen

Cusimo prostete seinerseits Marino zu und sagte leise um nicht zu stören: "Ich halte es eher mit Wein, Euer Gnaden." Ein ehrliches Lächeln umspielte Cusimos Mund. Typisch Efferdgeweihter. Alles was auch nur im Entferntesten mit Feuer zu tun hat, ist schlecht, dachte Cusimo bei sich. Er kannte die Launenhaftigkeit der meisten Geweihten des Herrn Efferd. Sie waren zuweilen leichter zu erzürnen als Rondrianer, weshalb Cusimo stets versuchte ihnen gegenüber neutral bis freundlich zu bleiben.

Stilfragen

Marino übersah die ungebührliche Anrede “Euer Gnaden” in der Annahme, der Signore Ulfaran sei mehr ein Mann der Tat und des Schwertes als der Etikette und der höfischen Umgangsformen. Sehr gut, unser Gast mag uns erhalten bleiben. Zu viele hier waren nur auf ihre eitlen Vorteile bedacht und zerdachten das Vorgehen, das dann zaghaft und zögerlich in seiner Wirkung verpuffte. Signore Ulfaran schien aus anderem Holz geschnitzt.

Motivfragen

"Vielleicht sollten wir zuerst einmal darüber einig sein, wer dies zu entscheiden hat, welche Wünsche hier durch wen gestattet werden, verehrter Signore Menaris! Danach könnten wir dann ergründen wo der Ursprung für Eure neuen Sympathien für die bekannte Yaquirstadt liegen, eine Furcht würde ich Euch niemals unterstellen, und falls wir danach! noch Zeit finden, könnten wir uns über die plötzliche Abreise Eures Vaters unterhalten, was haltet Ihr davon!" Endors Worte prasselten wie Balestrinageschosse auf den Nandus-Geweihten Asteratus Menaris ein.

Asteratus blinzelte. Eigentlich hätten ihn Emotionen vom Stuhl des Patriarchen der Dorén nicht mehr überraschen dürfen. Er sah sich fragend im Rund der anderen Eteri um und hoffte auf ein Gesicht, das ihm die neuerliche Attacke zu erklären vermochte. Dann hob er fragend und etwas hilflos die Hände, enthielt sich aber einer Antwort.

Rahjada ya Papilio tunkte die Feder in das am präzise in Armesweite vor ihr aufgestellten Tintenfässchen und brachte in ihrer feinen, kunstvollen Handschrift rasch einige Zeilen auf ein handtellergroßes Pergamentstückchen. Ungerührt von dem zugleich stattfindenden Wortwechsel schob sie den schweren Ratsstuhl nach hinten, stand auf, und ging hinter der Reihe bis zum Platz des Gransignores Orsino Carson. Ihm überreichte sie die Notiz und nahm nach einer leichten Verbeugung wieder Platz.

Endor brodelt und dampft ab

Gerne hätte Endor den Bengel der Menaris mit auf eine Reise genommen, eine Reise ins Land "Wo dem Adel noch Respekt gezollt wird.” Aber gut, mehr als große Reden zu Anfang der Debatte schienen sie ja nicht zu lernen im menarischen Palazzo. Es war stets von Vorteil eine zweite oder gar dritte Schlachtreihe parat zu haben, vielleicht würde er dies Tankred beim nächsten Zusammentreffen raten. Sollten die anderen Signore und Signoras, wie manch anwesende Person sicher nur höflichkeitshalber genannt wurde, wie er befand, doch sehen wie es um das Wahlbündnis der Dorén und der Menaris stand. Gerade als der Landvogt noch darüber sinnierte ob er nun Asteratus weiter in den Senkel stellen sollte, nahm er eine Bewegung der jungen Signora ya Papilio war. Er traute seinen Augen kaum, ja er rieb sich mit der rechten Hand gar eines als wäre er gerade dem Nachtlager nach einer langen Boronsruh entstiegen. Was mochte wohl dahinter stecken? Egal, sollten sie doch sehen wie sie alleine klar kämmen.
Endor stellte seinen Weinkelch ein Stück weiter links von seine Platz auf den Tisch, so als wolle er dem Diener der ihn später abräumen müsste den Weg verkürzen und begann erneut zu sprechen, "Hohes Haus, Hochgeborene Guiliana von Arinken" Endor senkte sein Haupt kurz in die Richtung der Baronin aus dem Hause di Matienna, "und der Rest. Wie man nun an meinem Beispiel eben gesehen hat, wird in dieser Zusammenkunft nicht einmal der Wunsch eines alten Hauses respektiert, nein! Es geht sogar soweit, dass Priester, die wahrscheinlich noch nie ihren Fuß, zumindest solange noch ein Gegner am Leben war, in die Nähe eines Schlachtfeldes gesetzt haben, sich anmaßen strategische und taktische Ratschläge zu erteilen, mit dem einzigen Ziel den Wunsch eines alten und ehrwürdigen Hauses zu vereiteln und gar noch seinen Spott zu treiben, in anderem Sinne kann ich eine Warnung unsererseits an die Pertakiser nicht verstehen. Für solche Dinge ist mir meine Zeit zu schade und da es nun schon spät geworden ist, möchte ich mich nun auf den Weg zu wichtigeren Dingen begeben, ja auch zu Freunden. Meine zuvor abgegebene Stimme für die Entsendung der Drachenreiter widerrufe ich und enthalte mich dem discessio. Gehabt Euch Wohl!" Schloss Endor seine Rede, stand auf und verließ die Halle, diesmal ohne Rückkehr.

Zeichen der Entspannung und Zeichen der Zufriedenheit

Nachdem der Landvogt den Raum verlassen hatte war die Anspannung zunächst noch eine Weile mit Händen zu greifen. Das Gewitter, das sich in den letzten Stunden anzukündigen begonnen hatte und mehr als einem der Eteri ärgerliche Schläfenschmerzen bereitet hatte, brach sich mit einem heftigen Donnern Bahn. Bald schon prasselte ein heftiger Sommerregen auf das Dach der Halle hernieder. Eine Weile schien es, als sei die Spannung gelindert, nun, da der heftige Schlagabtausch des Landvogts mit den anderen Eteri geendet hatte. Dann aber fielen die Blicke wieder auf die Vogtin von Viacuslicana Elysmenia und den mittlerweile ruhigeren, aber noch immer streng dreinblickenden Marino von Calven. Da wurde auch dem Letzten klar, dass Entspannung wohl nicht zu erwarten war. Und auch Worte und Abgang des einstigen Stadtherren versetzten mehr als einen der zurückgebliebenen Signori in eine gewisse Beunruhigung beim Gedanken an das, was hinter den Gewitterwolken warten würde.
Die einzige Anwesende, deren Miene einen kurzen Augenblick mitnichten besorgt, sondern eher zufrieden wirkte, überspielte ihre Reaktion rasch indem sie einem der Diener beim Transport eines Tabletts half - sie war ohnehin kaum beachtet worden, galt doch das Gros der Aufmerksamkeit den anwesenden Signori und weniger ihren Begleitern.

Überraschte Blicke

Cusimo wirkte ebenso wie Endor vor ihm, mehr als überrascht, als er Rahjada plötzlich wahrnahm, als wäre sie aus dem Nichts gekommen.
Wer ist denn das? Und viel wichtiger eigentlich, wo kommt sie auf einmal her?
Cusimo blickte Rahjada mit Misstrauen im Gesicht nach, als sie erst zum Gransignore und dann zu ihrem Stuhl ging. Mit schnellen Blicken suchte er die Wände nach verborgenen Türen ab, fand aber nichts.
Das kann nicht sein! Seit ich ein Knabe war konnte sich niemand mehr so an mich heranschleichen. Cusimo roch unauffällig an seinem Wein und an seiner Zigarre, konnte aber keine Besonderheiten wahr nehmen, sodass er die Tatsache, dass er Rahjada nicht bemerkt hatte seiner Erschöpfung zuschrieb.

Ein Votum zu votieren

Ein unglücklicher Zeitpunkt, dem Vorsitzenden gerade jetzt etwas vorzutragen, dachte Rahjada bei sich. Orsino sollte doch ein wenig Ordnung in die Debatte bringen. Sie schätzte sich glücklich, bei dieser lediglich für sich selbst und nicht qua Amts Protokoll zu führen.
Dass Signor Dorén enteilt war, hatte sie mit Verwunderung und wachsender Ratlosigkeit verfolgt. Ihre Tante hatte ihr in Vorbereitung der Sitzung empfohlen, bei unvorhergesehenen, zusätzlichen Tagesordnungspunkten dessen Positionen in Betracht zu ziehen und abzuwägen. Aber das war jetzt nicht mehr möglich. Sie blickte unsicher zu dem Baron von Côntris, jünger als sie selbst, aber in diesem Umfeld anscheinend sicherer. Ob sie dessen Voten folgen sollte, falls Sharanes Instruktionen sie nicht mehr weiter führten?
Genug gegrübelt: “Gransignore Orsino”, sagte sie mit gefasster Stimme, “meiner Meinung müssen wir in den Beratungen ein wenig voran und, so möglich, zu Entscheidungen kommen.” Diesmal horchten einige der Versammelten auf.

Dartan und der Zug nach Norden

Still hatte der junge Baron von Côntris die hitzige Diskussion in der Eteria verfolgt und erst jetzt nachdem der Landvogt von Sodanyo zum zweiten Mal die Dorén-Halle verlassen hatte erhob er sich von seinem Sessel. Sein jugendliches, fast puppenhaftes Gesicht war ein wenig fahl geworden.
Lag es daran, dass ihm die schweren Vorwürfe gegen die di Selshed, für die er noch vor wenigen Wochen während der Magistratswahlen Partei ergriffen hatte, zu schaffen machten? Oder war es der Tabakrauch, welcher auch bei ihm unangenehme Erinnerungen an den Giftanschlag auf Gut Zweiflingen weckte?
Mit einem vorsichtigem Lächeln blickte er zu Cusimo di Ulfaran hinüber. “Habt Dank Signore Cusimo, für eure Botschaft und für euren Einsatz um die Sicherheit des Bundes. Ich habe euch noch gut als einen Freund meiner Familie in Erinnerung, auch wenn ich noch ein Kind war, als ihr das letzte mal im Schloss meines Urgroßvaters weiltet. Ich kann allen versammelten Edelleuten versichern, dass Signore di Ulfaran ein Ehrenmann ist, der meinem Haus schon so manchen Dienst erwiesen hat. Ich habe deshalb keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Worte.” Dann wandte er sich artig an die versammelte Eteria. “Werte Bundesschwestern- und brüder, auch ich stimme der Entsendung der Drachenreiter gen Norden zu. Was die yaquirseitige Sicherheit des Bundes betrifft, so sind mir keine Unruhen zwischen Balthar und Pertakis bekannt. Ich halte deshalb eine Verstärkung von Sheniloer Truppen an den Ufern des Yaquir für unnötig. Vielmehr gehe ich davon aus, dass die Häuser Gabellano, Carson und di Côntris durchaus in der Lage sind für Ruhe und Ordnung in ihren Ländereien zu sorgen.” Für einen kurzen Moment stockte der junge Baron und blickte durch die Runde der Anwesenden. “Um für den Leumund der Dame Elysmenia und des Hauses di Selshed einzustehen, aber auch um die Neutralität des Hauses di Côntris in diesen Belangen zu unterstreichen, biete ich mich an, unsere Gardereiter gen Calven und Selshed zu begleiten. Gerne will ich zwischen den Parteien vermitteln, sollte es weiterhin der Schlichtung zwischen unseren Bundesbrüdern in der Septimana bedürfen. Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer solchen Mediation und die Eignung meiner Person überlasse ich jedoch unserem Gransignore, dem Baron von Gilforn.”

Klärendes aus Papilio

Rahjada blickte abwechselnd in die Runde und in ihre Notizen, die sie um ein weiteres Blatt ergänzte. Das würde sie gleich dem Gransignor zu den Akten geben.
Secretaria ya Papilio holte tief Luft, setzte sich noch aufrechter hielt in amtlichem Ton fest: “Nach Abwägung des Gesagten lautet das Votum des Hauses ya Papilio wie folgt:
Erstens. Um den Bundpflichten Folge zu leisten, werden fünf Corazzas der dritten Eskadron der Drachenreiter zur Aufklärung und Unterstützung nach Selshed entsandt; der Rest verbleibe in Shenilo. Dieses Detachement kehre zurück in seine Garnison, sobald von dessen Kommandanten im Felde keine aktue Bedrohungssituation mehr festzustellen ist.
Zweitens. Den Antrag Marino von Calven, pars secundus, tragen wir im Wortlaut mit.
Drittens. In diesem Gremium aufgeworfene Beschuldigungen sollen nach dem vorschriftsgemäßen Modus Anzeige-Untersuchung-Anklage die dafür zuständigen Instanzen verhandeln, nicht die Eteria. Dies ist ein politisches Organ, kein juristisches”, setzte die junge Frau als Schlusspunkt hinter ihre Ausführungen.
Rahjada griff nach ihrem Becher, um sich die vor Aufregung trocken gewordenen Lippen zu benetzen - und stellte fest, dass kein Wasser mehr darin war. Wieder einmal hatte der Tischdiener sie vergessen und das Trinkgefäß nicht nachgefüllt.

Orsino ruft zur Abstimmung

Orsino räusperte sich hörbar. “Ich möchte nun die Vertreter der Häuser, die sich noch nicht zu dem Antrag bezüglich der Entsendung der Drachenreiter geäußert haben, ihre Stimme abzugeben, damit wir zügig zu den nächsten Punkten kommen. Ich denke, die Argumente zu diesem Punkt wurden erschöpfend vorgebracht und hinreichend diskutiert.”

Auch Cusimo zieht es in den Norden

Noch während Orsino sprach erhob sich Cusimo von seinem Platz und ging zielsicher auf einen der Diener zu. Bei diesem angekommen nahm er den Krug den der Diener trug an sich und drehte sich wieder in Richtung Tisch. Kurz schien es, als müsste sich Cusimo orientieren, bis er mit festem Blick an die Seite Rahjadas ging und ihren Kelch mit freundlichen Lächeln in ihre Richtung wieder füllte.
Tatsächlich war Cusimo aufgefallen, dass es ihm sehr schwer fiel Rahjada im Auge zu behalten, sodass er, als er so nah bei ihr stand, unauffällig nach einer möglichen Ursache suchte. Ohne ein befriedigendes Ergebnisse gab er dem Diener die Karaffe zurück und richtete seine Worte an die Eteri.
"Obschon es -noch- keine Verpflichtung meinerseits gegenüber dem Bund gibt, wäre es mir eine immense Ehre meine Unterstützung ebenfalls anzubieten und den Baron di Côntris zu begleiten, so er denn ausgesandt wird. Da mein ursprüngliches Anliegen war, hier vorzusprechen, um die Bürgerrechte für mich und meine Familie zu erbitten, denke ich, dass mein Angebot dies wohl begünstigt, nicht wahr?"
Cusimo blickte freundlich in die Runde, als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte und wartete die Reaktionen ab.

Die Entscheidung zum Nordzug

Nach und nach gaben die Mitglieder der Eteria, die sich bislang nicht geäußert hatten ihre Meinung durch Handzeichen dafür oder dagegen oder durch das Unterlassen des einen wie des anderen kund. “Dieser Antrag ist hiermit ohne Gegenstimmen angenommen. Der Constabler möge sich daran machen, diesen Antrag baldigst ins Werk zu setzen, auf dass die Gefahren im Norden abgewendet werden mögen.”

Weiterlesen: Zug nach Norden

Ein Vorschlag zur militärischen Führung

Secretaria Rahjada, mittlerweile durch ein paar Schlucke Wassers wieder bei Stimme, die ihr der galante Schwertmeister eingeschenkt hatte, tippte dem neben ihr sitzenden Asteratus Menaris gegen die Schulter. Der bucklige Nandusgeweihte beugte sich zu der jungen Frau hinüber und lauschte, was sie ihm ins Ohr flüsterte und wog ihre Worte rasch ab.

“Verzeiht, wenn ich nach der Abstimmung noch einmal das Wort erhebe. Worauf mich gerade die kundige Signora ya Papilio völlig zurecht aufmerksam gemacht hat ist das Folgende: Entgegen der anfangs doch recht hitzig geführten Debatte, ist es dem Gremium doch gelungen, eine weise und vor allem unparteiische Entscheidung zu treffen. Besonders die Anführer jener Mission in den Norden zeugen von einer klugen Entscheidung: Wir haben gehört, dass der Signore di Ulfaran sich anerboten hat, gen Calven mitzureiten. Er, der uns zuallererst die Kunde von den Ereignissen in Calven brachte, und der zu keiner ponterranischen Parteiiung zu zählen ist, wird als neutraler Beobachter sicher dazu beitragen, dass Beruhigung und nicht Aufheizung der Lage zu erwarten ist. Zudem garantiert auch die politische Führung des Barons di Côntris eine faire Behandlung aller Parteien, hat er sich doch in der Vergangenheit alles andere, denn als Feind der di Selshed geriert.” Er blickte hinab auf die Signora Rahjada, bevor er fortfuhr. “Erlaubt mir vorzuschlagen, dass die ausgesandte Eskadron unter dem Kommando der Capitanya Aldare ya Papilio stehen solle. Zweifelsohne wird es die Sache des Constablers sein, so etwas zu entscheiden. Aber es erscheint doch weise, ein Mitglied einer Familie mit dieser Sache zu betrauen, der man weder Feind- noch Freundschaft mit den Häusern Calven oder di Selshed nachsagen kann und deren Neutralität daher auch gewährleistet sein wird. Missversteht mein Ansuchen nicht am Zweifel an der Aufrichtigkeit irgendeines Hauses oder eines seiner Mitglieder - aber Politik ist nicht immer eine Sache der Wahrheit, sondern manchmal auch eine Sache der äußeren Erscheinung und der klugen Signale.” Damit nahm der Nandus-Geweihte erneut Platz und bedeutete dem Gransignore entschuldigend, fortzufahren.