Briefspiel:Ein Praiostag im Rondramond (3)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 9. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast in Urbasi Entstehungszeitraum: Winter 2010 bis Frühjahr 2011
Protagonisten: etliche Mitglieder der Signoria Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai
Zyklus: Übersicht · Im Vorfeld · Eröffnung · Der Mund der Wahrheit · Machtwort und Valpoza-Problematik · "Der Löwe brüllt" · Militärische Gesamtüberlegungen · Nach der Pause · Abstimmung

Teil 3: Der Mund der Wahrheit


Autor: Dellarbiato

Alessandero dell'Arbiato erhob sich.

“Signores und Signoras. Vor einem Jahr, als ich davor warnte, daß die Untätigkeit der Fürstlichen Gemeinde im Torremunder Fall, das Versagen, die Verantwortlichen angemessen zu züchtigen, die Feinde unserer geliebten Stadt nur ermutigen würde, da wurde ich ausgelacht und verhöhnt. Nunmehr hingegen sehe ich meine Warnungen bestätigt.

Das Haus dell'Arbiato, meine Freunde, ist daher tief betrübt, daß nicht alle treuen Söhne und Töchter Urbasis”, ein Seitenblick in Richtung della Pena, “die Notwendigkeit zum tatkräftigen Handeln sehen und sich stattdessen um die Dukaten streiten, wie es ein Grangorer Kaufmann nicht besser könnte. Mein Haus unterstützt daher die Position des Gonfaloniere.” Alessandero dell'Arbiato legte eine Kunstpause ein, bevor er fortfuhr:

“Jedoch befürchtet mein Haus, daß nicht nur Feinde von außen unserer Stadt schaden wollen, sondern daß bereits Verräter unter uns sind, die dem Torrem und dem Marvinko zuarbeiten. Das Haus dell'Arbiato sieht keine andere Erklärung dafür, daß seit einem Götterlauf nichts in der Torremund-Affäre unternommen und der Verantwortliche gezüchtigt wurde! Das Haus dell'Arbiato sieht keine andere Erklärung dafür, daß der Streiter der Stadt, Korrago da Brasi, mitsamt seinen Mannen in einen Hinterhalt gelockt und zu Boron gesandt wurde.

Das Haus dell'Arbiato fordert daher, daß alle treuen Söhne und Töchter der Stadt wachsam sind und verdächtige Personen der Signoria zur Anzeige bringen. Zu diesem Zwecke soll ein Bocca della Verità, ein Mund der Wahrheit, eingerichtet werden, in den jeder treue Bürger im Schutze der Anonymität eine Notiz mit dem Namen verdächtiger Personen oder Vorkommnisse einwerfen kann. Das Haus dell'Arbiato ist davon überzeugt, daß auf diese Weise schnell der Wahrheit und Gerechtigkeit Genüge getan werden kann.”


Autor: Gonfaloniere

Priore Panthino

Priore Panthino, der sich bei den beiden vorangegangenen Reden immer wieder Notizen gemacht hatte, erhob sich nun ebenfalls.

“Zwei hochemotionale Standpunkte vertreten meine werten Collegae da, wenn ich das so zusammenfassen darf. Nebenher dürfen wir nun ziemlich sicher sein, dass Priore Alessandero tatsächlich für das Haus dell’Arbiato spricht, auch wenn er dies in einem Satz doch glatt zu erwähnen vergaß.”

Man merkte dem Tonfall Panthinos den Spott ob der Rhetorik seines Vorredners nicht an.

“Doch bin zumindest ich heute mit der Hoffnung auf eine zielgerichtete, inhaltliche Diskussion in diese Versammlung gekommen.” Er blickte kurz zu Signora Areda hinüber. “Collega Alessandero, immerhin habt ihr euren schon vor Wochenfrist vorgebrachten Vorschlag zur Einrichtung einer Anlaufstelle für Denunziationen diesmal mit einer weiteren Idee ‘verfeinert’, dem ‘Mund der Wahrheit’ nach Belhanker Vorbild.”

Panthino machte eine kurze Pause, als wolle er den Verweis auf die dämokratische Republik im Sikramdelta für sich sprechen lassen.

“Nunja”, setzte er wieder an, “die Wahrheit ist in der Tat ein löbliches Ziel, dem sich hierzulande die Kirche des Praios selbst vor allem anderen verschrieben hat. Vielleicht sollten wir daher auch gleich die Brüder und Schwestern des Heiligen Ageriyano mit der Pflege dieser Münder der Wahrheit betrauen. Die Expertise wird ihnen schwer abzusprechen sein.”

Das Spiel zwischen den beiden Vertretern des Hauses Urbet-Marvinko wiederholte sich, obgleich mit umgekehrten Rollen: Diesmal war es Auricanius, der Subprior der Turaniter, der sich bei den Worten seines Vetters ein Grinsen nicht ganz verkneifen konnte.

“Darin werdet ihr, Exzellenzia Romualdo, als Mann, der auf die Kraft des Glaubens baut, mit mir sicherlich übereinstimmen”, versuchte sich Panthino an einer Überleitung zum Vorvorredner, die wieder nicht erkennen ließ, ob und inwieweit sie spöttisch gemeint war. Er fuhr aber auch sogleich fort:

“Was ich aber nicht verstehe, ist die Schlussfolgerung, uns lägen beinahe keine Berichte über die Lage in Marudret vor. Meine Base Yandriga hat doch zuletzt sogar in Erfahrung gebracht, dass Baron Macrin noch lebt und wohl den Widerstand gegen die Belagerer in seiner Stadt anführt.”

Panthino blickte den Gonfaloniere kurz fragend an.

“Ebenso sehr nimmt es mich Wunder, wie ihr zu der Auffassung gelangt, der Camerlengo sei in dieser Stadt für die Finanzen ebendieser zuständig? Hochwürden Cinzias Aufgabe war und ist bis zur noch ausstehenden Wahl eines Nachfolgers die Verwahrung der Stadtkasse – nicht mehr und nicht weniger. Dass ihr die Beantwortung der eigentlichen Fragen Signore Therengars und Ehrwürden Auricanius’ über diesen Punkt gänzlich vergessen habt, erstaunt mich aber noch mehr.”

Der Priore gab sich gänzlich unschuldig, auch wenn seine Attacke auf den Gonfaloniere kaum zu übersehen war.

“Nunja, ich pflege mir ja Notizen zu machen, daher kann ich die Fragen wiederholen, sollte dies gewünscht sein. Alternativ könnt ihr mir als zuständigem Priore die Antwort zumindest auf letztere Frage aber auch nach der Sitzung geben, wenn ihr etwa der Verschwiegenheit dieser Versammlung nicht vertraut …”

Womit sich Panthino wieder setzte.


Autor: Dellarbiato

Signora Aliena

“Ein wahrlich ausgezeichneter Vorschlag, Priore Panthino”, bat Aliena di Taresellio mit zuckersüßer Stimme, “sicher könnt Ihr problemlos den wichtigsten Teil Eurer Rede wiederholen. Ich jedenfalls scheine den Punkt übersehen zu haben, der mich beeindrucken sollte. Im Übrigen dürft Ihr sicher sein, dass mein Gemahl für das Haus dell'Arbiato spricht, so wie ich an seiner Statt für die Steinzunft spreche. Zwar bin ich mir nicht sicher, für wen Ihr Eure Stimme erhebt, aber das Haus Marvinko hat ja viele Zweige, da werdet Ihr sicher jemanden finden. Aber bitte, sprecht weiter, wir alle warten ungeduldig auf Eure Ausführungen und inwieweit diese unserem geliebten Urbasi in dieser Krise nutzen.”


Autor: Gonfaloniere

„Mir ist wenig daran gelegen, hier jemanden zu beeindrucken, Signora Aliena“, kam es vom Priore knochentrocken zurück. „Meine weiteren Vorschläge bringe ich indes vor, sobald Zeit dafür ist und dem keine anderen offenen Fragen im Wege stehen. Die Andeutungen des ‚Hauses dell‘Arbiato‘ – und nun offensichtlich auch der ‚Steinzunft‘ –, bei mir handele es sich ebenso wie bei Baron Leomar um Verdächtige des Verrats an der Fürstlichen Gemeinde, mögt Ihr mir dann vielleicht auch noch erläutern, oder nicht?“