Briefspiel:Ein Praiostag im Rondramond (2)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 9. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast in Urbasi Entstehungszeitraum: Winter 2010 bis Frühjahr 2011
Protagonisten: etliche Mitglieder der Signoria Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai
Zyklus: Übersicht · Im Vorfeld · Eröffnung · Der Mund der Wahrheit · Machtwort und Valpoza-Problematik · "Der Löwe brüllt" · Militärische Gesamtüberlegungen · Nach der Pause · Abstimmung

Teil 2: Eröffnung der Sitzung


Autor: Gonfaloniere, Rondrastein

Die Unruhe in der Sala Argenta hielt sich hartnäckig, auch wenn seit dem Einzug der Signori schon einige Zeit vergangen war. Romualdo, der Gonfaloniere, vermochte sich durch sein lautes Räuspern keine Aufmerksamkeit zu verschaffen und gab daher dem Herold an seiner Seite ein Zeichen. Erst das dumpfe Pochen des Heroldsstabs ließ die privaten Gespräche vollends verstummen.

“Ich danke für die Aufmerksamkeit”, eröffnete Romualdo in tadelndem Ton nun die Sitzung. “Werte Signori, nehmt doch bitte Platz.” Einige weitere Augenblicke vergingen, ehe auch die letzten Signori ihre hölzernen Sitzgelegenheiten gefunden zu haben schienen. Der Vertreter des Tsa-Tempels, durch den Wechsel mit den anderen Geweihten seines Tempels ein seltener Gast in dieser Runde, brauchte noch am längsten.

“Der Vollständigkeit halber: Baron Macrin wird aus naheliegenden Gründen wieder von seiner Schwester Areda vertreten, Hochwürden Gerolan wegen anhaltender Krankheit von Ehrwürden Auricanius. Darüber hinaus haben auch die in doppelter Funktion in der Signoria Vertretenen [Miguel, Varosja usw.] ihre bekannten Begleiter benannt.” Der Gonfaloniere machte einen ersten Haken auf dem ihm vorliegenden Dokument.

Gonfaloniere Romualdo

“Nachdem das geklärt ist, lasst uns gleich zur Tagesordnung kommen …” Förmlich ging Romualdo auch diesen Punkt durch, sichtlich bemüht, den Makel mangelnder Selbstbeherrschung nicht auf sich zu laden. Gerade bei der Aufzählung des Problemfelds Brasimento und später bei der Erwähnung einer Antwort des Podestaten von Silas fiel ihm dies schwer. Letztere sorgte auch unter den Signori für aufregtes Getuschel. ‘Immerhin, das lässt bezüglich der Verschwiegenheit der Sekretäre noch hoffen’, stellte sich bei Romualdo zumindest eine Teilzufriedenheit ein. Signore Amaldo Balestriano wirkte hingegen – erwartetermaßen – wie ertappt.

Die erneute Unruhe vermochte diesmal schon das Räuspern des Gonfaloniere zu beenden. Den un-rethonisch geschwätzigen Boroni Golgarion brachte ein wenig respektvoller Ellbogenstoß des Angroscho Grotho zum Schweigen.

“Das erste Wort hat – der Tagesordnung und ihrem eigenen Wunsch folgend – Signora Areda”, gab sich Romualdo der Neugier der Versammelten gegenüber unerbittlich. “Wenn ihr also beginnen wollt, Signora …”


Die Aufgerufene brauchte einen Augenblick, um ihre eigene Unsicherheit ob des letzten Tagesordnungspunkts abzuschütteln, fing sich aber rasch, um stehend zu ihrer vorbereiteten Rede zu greifen: “Geschätzte Signori, werte Priori, verehrter Gonfaloniere, erneut bin ich hier in dieser Runde gezwungen, nicht an meines Bruders Seite, sondern an seiner Statt zu sprechen. Immerhin, dank des heldenhaften Einsatzes Signora Yandrigas, ist nun sicher, dass er noch lebt! Doch mindert dies das Unrecht nicht, das ihm und dem ganzen Marudreter Lande widerfahren. Der dreiste Graf, diese falsche Schlange, hält sich weiterhin schadlos in meiner geliebten Heimat, während die Gemeinde, die FÜRSTLICHE Gemeinde, tatenlos zusieht. Wie lange noch?”

Signore Therengar

Eine Kunstpause.

“Wir müssen Croenar, dem Feind, endlich seine Grenzen aufzeigen! Doch dazu bedarf es eines einigen, eines rigorosen Vorgehens! Wenn dies auf diplomatischem Wege nicht mehr möglich ist …” Aredas Tonlage verriet ihre Zweifel daran. “… dann schreckt jedenfalls das Haus vom Rauhen Berg mitsamt aller Getreuen, die diesen Namen verdienen …” Eine Spitze gegen die, die nur Worte folgen ließen. “… auch vor militärischen Taten nicht zurück!”

Zustimmendes Nicken des Priore Panthino von Urbet-Marvinko, gefolgt von anerkennendem Beifall Ehrwürden Auricanius’ …


Autor: Aspoldo

Therengar hatte der Rede ungerührt zugehört. Nun stand er auf, um das Wort zu erheben. Innerlich war er so ausgeglichen, wie ihm dies möglich war. Die Marudrets waren ihm eigentlich egal, aber dann polterte er los, wie man das von jemandem erwartete, der Schmieden zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen zählte.

“Wir dürfen uns so etwas nicht gefallen lassen. Wenn wir diesen Wicht von Grafen jetzt gewähren lassen, können wir unser Land gleich an unsere Nachbarn übergeben. Ist das Exempel einmal gesetzt, werden andere folgen.

Nein das können wir nicht zulassen. Wir müssen zuschlagen. Mit aller Härte und aller Macht und den Grafen aus unseren Ländereien jagen. Werben wir die Donnerer, oder sonst wen an und zeigen diesem Grafen, dass er sich nicht einfach so an unserem Besitz vergreifen kann!”

Therengar wandte sich nun dem Gonfaloniere zu. “Man munkelt ohnehin, dass ihr bereits Truppen in Sold genommen habt. Was hat es damit auf sich?” verlangte er zu wissen.


Autor: Gonfaloniere

„DAS ist in der Tat eine interessante Frage“, mischte sich nun Ehrwürden Auricanius ein. „Gerade unter Beachtung gewisser finanzieller Aspekte … Oder, weniger verklausuliert formuliert: Bezahlt ihr, Exzellenzia, derlei Truppen, wenn ihr sie denn angeheuert habt, aus eurer privaten Schatulle?“

Aufmerksame Beobachter vermochten im Gesicht des Priore pecunis Panthino, des für die Finanzen der Gemeinde zuständigen Vetters Auricanius‘, für einen Augenblick ein Grinsen auszumachen. Direkten Blickkontakt gab es zwischen den beiden aber nicht.


Autor: Rondrastein

Hochwürden Amene di Salsavûr warf Ehrwürden Auricanius einen vernichtenden Blick zu, der mehr sagte als alle Worte. Auch Panthino erntete einen kurzen bösen Blick von der Tante des Gonfaloniere. Dieser ignorierte die Reaktion des neuen Priore pecunis. Romualdo schaute Auricanius eine ganze Weile schweigend an, bevor er sprach.

„Ehrwürden, wenn mich nicht alles täuscht, ist der Camerlengo für die Stadtkasse zuständig und dieser wird von der Signoria als Gesamtes gewählt. Das nur am Rande.“

Wieder schwieg das Oberhaupt des Hauses di Salsavûr und schaute in die Runde. Dann wandte er sich Therengar zu und beantwortete dessen Frage:

„Das Volk munkelt viel in kritischen Zeiten, besonders wenn es darum geht, sich selbst Mut zu machen. Der Glauben daran, dass weitere Truppen bereit ständen um für das Volk und ihre Stadt, unsere Stadt, in die Schlacht zu ziehen, verhindert vielleicht, dass sie panisch fliehen. Echter Glauben kann wahre Wunder wirken, nicht wahr Ehrwürden.“

Romualdo schaute zum Subprior des Turaniterordens hinüber, diese kleine Spitze konnte er sich nicht verkneifen. War doch allgemein bekannt, dass Auricanius viele Ämter in dem Orden nur den Geldern seines tyrannischen Bruders zu verdanken hat. Die Schwertschwester des Rondra-Tempels zu Urbasi rollte bei den Worten ihres Neffen kurz mit den Augen.

„Signore Aspoldo“, damit wandte er sich wieder an das Oberhaupt des Familie Aspoldo, „auch ich würde nichts lieber sehen, als wenn wir den Grafen wieder über den Mardilo und weiter in seine Burg jagen.“

Er machte eine rhetorische Pause, um das Gesagte wirken zu lassen.

„Das könnten wir auch tun, wenn der Graf der einzige Feind wäre, der uns belauert und uns schaden möchte. Jenseits der Torre lauert die ‚Republik Efferdas‘ und die Torrems“, tiefe Verachtung lag in der Stimme des Priore militaris, „versuchen Urbasi zu schaden, wo sie nur können.“

Romualdo richtete sich ein wenig in seinen Stuhl auf und schaute in die Runde.

„Im Nordosten versucht der Statthalter von Sibur“, er wählte bewusst nicht den Titel ‚Baron‘, „Einfluss über Ländereien zu erlangen, die zur Fürstlichen Gemeinde gehören.“

Er nahm einen Schluck des Weines, der vor ihm stand, um seine Kehle zu befeuchten.

„Das soll und ist keine Verteidigung meinerseits, sondern der Stand der Dinge. Dazu kommt noch, dass wir bis jetzt so gut wie keine Berichte darüber haben, wie die Lage in Marudret ist, geschweige denn, wie viele Söldner der Graf dort stehen hat. Soviel zu erst mal von meiner Seite.“

Romualdo trank wieder einen kräftigen Schluck, schaute in die Runde und wartete auf die Reaktionen.