Briefspiel:Consigliowahl 1035 BF/Turani-Reaktionen

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Praios 1035 BF Schauplatz: Stadt Urbasi, vor allem der Magistratspalast Entstehungszeitraum: April bis Juni 2013
Protagonisten: alle Mitglieder der Signoria Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Familie Brahl.png Brahl, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Familie Flaviora.png Flaviora, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Luntfeld klein.png Luntfeld, Haus Marudret.png Macrin, Familie Degano klein.png Marakain, Haus Novacasa klein.png Novacasa, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt
Zyklus: Übersicht · Im Palazzo Broinho · Im Garten des Gonfaloniere · In dunklen Gewölben · Von Treppen und Pavillons · Im Fechtsaal · Im Palazzo Zorgazo · Im Studiolo · Turani-Reaktionen · Im Palazzo Zorgazo II · Bei den Dalidions · Darions Besuche

Die Reaktion der della Turani

Autor: Turani

In St. Ageriyano:

„Auf den neuen und alten Gonfaloniere!“
Yarum della Turani und sein Zweig der Familie erhoben ihre Becher und nahmen pflichtschuldigst einen Schluck des dunklen Rotweins.
Alexandrian schien von allen Anwesenden die beste Laune zu haben. Er erhob seinen Becher direkt ein zweites Mal und sprach: „Und auf den Erfolg von Baldur Carasbaldi. Nicht nur, dass Phex ihm mit dem Losglück zu einem Priorenposten verholfen hat - nein, er hat damit auch noch unseren geschätzten Onkel verprellt.“
„Wie gerne würde ich sein wutschnaubendes Gesicht sehen“, pflichtete ihm seine Zwillingsschwester bei.
„Eure Schadenfreude ist unangebracht und der Situation nicht angemessen“, wandte ihr älterer Bruder Veciano nüchtern wie eh und je ein. „Unser Onkel mag in seinem Stolz gekränkt sein, aber es ist ihm dennoch gelungen, auch uns einen beachtlichen Schaden zuzufügen. Durch sein doppeltes Spiel mit dem Haus Urbet-Marvinko hat er die Beziehung zwischen unseren Familien nachhaltig beeinträchtigt. Darf ich euch daran erinnern, wer den Posten eures Vaters zu vergeben hat?“
Betreten sahen die beiden Zwillinge zu Boden, während ihr Vater nur seufzend nickte.
„Es ist leider so, wie Veciano sagt, und ich habe mehr und mehr die Befürchtung, dass es nicht bloßes Geschachere war, sondern reine Absicht. Mein Bruder versucht mir zu schaden und mich von meinem größten Befürworter zu trennen. Ich kann nur darauf hoffen, dass Signor Panthino Verständnis für meine Situation aufbringt, denn andernfalls habe ich verloren und Malvolio gewonnen.“
Eine bedrückende Stille kehrte ein, in der kaum noch jemand einen Bissen herunterbrachte.
„Es kann nicht ewig so weitergehen“, erklang schließlich die Stimme von Yarums zurückhaltender Gattin.
Der Blick des sonst so sachlichen Mannes verfinsterte sich, als er nickte. „Ich weiß.“


Im Palazzo della Turani:

Beschwingter Dinge ließ Carolan seine Feder über das Papier tanzen und vergaß vor lauter Hektik ein ums andere Mal, sie wieder in die Tinte zu tunken. Es war sein dritter Anlauf des Schreibens, das perfekt werden musste.
„Hochgeschätzter Signor Tarquinio…“ murmelte er, während er schrieb.
Es war ein Brief der Beglückwünschung. Natürlich gedachte er auch, Tarquinio della Pena persönlich zu gratulieren, aber ein offizieller Brief war in seinen Augen das politische Mittel der Wahl. Er war nun schließlich auf ganz persönliche Weise mit dem Schicksal der della Penas verbunden, da war es eine familiäre Pflicht, sich über den Erfolg des anderen zu freuen, zumal es Carolans Fürsprache gewesen war, die seinen Vater zur Stimmabgabe für Tarquinio bewegt hatte.
Plötzlich unterbrach ihn die Stimme seines Bruders: „Darf ich fragen, wie tief du dich in seine Gunst zu schleimen gedenkst?“
Carolan drehte sich verwundert um und musterte Zeverin, den kühlen Kopf der Familie. „Schleimen? Bruder, ich habe nichts dergleichen vor. Tarquinio ist im Grunde jetzt mein Vetter und ich freue mich ehrlich für ihn.“
„Oh, ich wollte dir auch keinerlei Vorwurf machen. Phex und Praios waren ihm schließlich hold, da darf man ihn beglückwünschen, am besten im Namen der ganzen Familie“, stimme Zeverin zu. „Und wenn dein neugewonnener Vetter zufällig einen kompetenten Juristen gebrauchen kann, jetzt, da er Priore iuris ist, dann wird dir sicher jemand einfallen, den du ihm empfehlen kannst.“
„Daher weht also der Wind.“ Carolan musste schmunzeln. Sein Bruder war stets und immer darum bemüht, am Aufstieg der Familie zu arbeiten, mit einer Akribie und Verbissenheit, die sonst niemand besaß. Trotzdem störte es den Ältesten nicht, denn er wusste, dass sein Bruder nie die Grenzen des Schicklichen übertreten würde. „Ich bin sicher, dass der neue Priore von deinen Talenten weiß, Bruder, aber ich werde sie beizeiten gerne noch einmal erwähnen. Es soll uns schließlich nicht zum Schaden gereichen, dass wir seine Wahl unterstützt haben.“
„Jedenfalls nicht allen von uns“, fügte Zeverin spitzfindig hinzu. „Wirst du es IHM zur Unterschrift geben?“
Carolan seufzte beim Gedanken an seinen Vater. „Denkst du, er wird es unterschreiben wollen in seinem aktuellen Zustand?“


Wenig später, am selben Ort:

„Einen feuchten Dreck werde ich tun! Niemandem werde ich gratulieren zu dieser Wahl! Eine Farce ist das, eine Beleidigung für alles, was Recht und Ordnung ist!“
Carolan zuckte unmerklich zusammen. „Aber Vater, Signor Tarquinio ist Euer Freund. Es würde schlecht aussehen, wenn Ihr ihm nicht gratulieren würdet zu so einem beeindruckenden Sieg.“
„Schlecht wirken? Schlecht wirken?!“ Malvolio della Turani erhob sich mit hochrotem Kopf und schlug dabei seine Hände auf die Tischplatte. „Mein Junge, weißt du, was schlecht wirkt? Wenn guter alter, praiosgewollter Adel verdrängt wird vom Geschmeiß aus den Straßen! Wenn jene, die durch das Gesetz des Herrn und alle Gesetze der Natur dazu verpflichtet sind, UNS zu unterstützen, UNS die Treue versagen! Gratulieren soll ich, sagst du? Wem soll ich gratulieren, mein Sohn, wenn all diese feigen Hunde uns verlassen haben, als wir sie brauchten?“
„Das Haus della Pena hat Euch seine Stimme gegeben“, wandte Carolan ein.
„Ach, ein Tropfen auf den heißen Stein“, winkte das Familienoberhaupt ab. „Ich sage es dir, und ich sage es jedem, der es hören will: Diese Wahl war eine Farce, eine Scharade des Pöbels, der niederen Kreaturen, die sich „Stadtadel“ nennen. Wer sind sie schon, diese Carasbaldis, die es wagen, mir, MIR, meinen rechtmäßigen Platz vorzuenthalten?“
„Ihr werdet doch sehen, dass es eine Entscheidung Phexens war, Vater.“
„Phex? Was hat der zu suchen in einer ordentlichen Abstimmung, hu? Nein, ich sage dir, es war alles ein abgekartetes Spiel. Wer sind sie denn, die Carasbaldis? Emporkömmlinge der übelsten Sorte, Männer ohne Vergangenheit, die sich aus dem Süden hierher getraut haben. Wer weiß, welche finsteren Machenschaften ihnen zu ihrem Geld verholfen haben. Es wundert mich nicht, dass solche Gestalten eine Wahl zu betrügen vermögen!“
Die zornigen Ausbrüche seines Vaters verschwammen in Carolans Ohren. Er hatte insgeheim immer gewusst, dass sein Vater kein guter Verlierer war, aber dass er so weit gehen würde, eine praiosgewollte Wahl anzuzweifeln, nur weil er sie nicht für sich entscheiden konnte, erschrak ihn wirklich. Dass Malvolio darüber hinaus in seinem gekränkten Stolz nicht einmal seinem einzigen Helfer Tarquinio gratulieren wollte, erschien Carolan nicht nur herzlos, sondern auch töricht. Mit dieser Einstellung würden die della Turanis bald ganz allein dastehen.
Carolan sah seinen Vater an, den starken, großen Mann, den er nach dem Willen der Götter zu ehren und dem er zu gehorchen hatte. Trotz all der Fehler, die Malvolio besaß, hatte sein Ältester nie daran gezweifelt, dass er ihm Gehorsam schuldete.
„Ich sage dir jetzt etwas, mein Junge, und hör mir gut zu! Wir sind umgeben von Speichelleckern und Ja-Sagern und kriechendem Gewürm, dessen einziges Ziel die Zerstörung des angestammten Adels ist! Wir befinden uns im Krieg, verstehst du das? Wir befinden uns im Krieg, und das bedeutet, wir müssen jeden vernichten, der gegen uns steht.“
Carolan sah seinen Vater an und seine Augen wurden finsterer. Etwas in ihm zerbrach.


Irgendwo im Sikramtal:

„Welch erfreulicher Ausgang für uns. Urbet-Marvinko wird deinem zaudernden Bruder die Unterstützung entziehen, und dann bleibt ihm nichts als die wackelige Beziehung zu diesen Efferdiern … diesen Camaros. Die werden ihm nichts nutzen. Und der alte Wutbold ist knapp gescheitert, noch dazu an einem Homo Novus, einem Stadtadeligen ohne Familiengeschichte.“ Emano Delazar grinste breit. „Alle beide stehen sie schlechter da als zuvor.“
„Ich mag es nicht, wenn du so gehässig von ihnen sprichst, es sind nach wie vor meine Brüder“, wandte seine Gemahlin Pamina ein. „Aber ich gebe dir recht, ja. Sie haben gespielt und verloren. Schade nur, dass es keinem von ihnen eine Lehre sein wird.“
„Denen wird nie etwas eine Lehre sein, Minchen, das weißt du doch. Wir müssen diese Gelegenheit beim Schopf packen und unseren Vorteil daraus ziehen. Nie war dein wütender Bruder so schwach wie jetzt, und sein verwundeter Stolz wird ihn zu noch mehr Fehlern treiben! Die Zeit ist reif!“
„Reif wofür? Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber ich wünsche keinen Krieg gegen meine Brüder, nicht einmal gegen Malvolio, so falsch seine Ansichten auch sein mögen. Meine Mutter wird schon rechtzeitig erkennen …“
„Deine Mutter hat keine Ahnung“, gab Emano kalt zurück. „Deine Mutter vergöttert ihren Ältesten ohne zu begreifen, was für ein herzloses Monster er ist. Du sagst doch selbst, dass die Familie unter seiner Führung untergehen wird!“
„Aber deswegen will ich doch andere davon überzeugen! Wenn er schließlich sieht, dass niemand mehr auf seiner Seite steht, dann wird er es einsehen müssen.“
„Und genau dafür ist jetzt die Zeit gekommen. Dein Bruder hat sich verspielt, er hat nur noch die Freundschaft des della Penas, und ich bin sicher, dass er den auch bald vergrault haben wird. Es ist deine Gelegenheit, dich mit denen gutzustellen, die er bereits verprellt hat. Wende dich an die Urbet- nein, viel besser! Wende dich an unseren strahlenden Sieger, den Gonfaloniere! Er hatte sich auch eine Stimme von deiner Familie erhofft und wurde enttäuscht. Sicher wirst du bei ihm auf offene Ohren stoßen.“
Pamina runzelte die Stirn. „Bei einem Salsavûr? Bist du sicher? Wir sind uns sehr unähnlich, ich denke nicht, dass er sich für meine Sache erwärmen könnte.“
„Der Feind deines Feindes ist dein Freund. Die Salsavûrs sind militärische Leute, die verstehen dieses Konzept besser als jeder andere“, gab Emano zu bedenken. „Einen Versuch ist es wert. Du weißt genau, dass uns die Zeit davonläuft, denn deine Mutter wird nicht jünger. Und wenn sie zu Boron gehen sollte, bevor wir deinen Bruder aufhalten konnten …“
„Du hast ja Recht. Ich scheue die Konfrontation mit ihm, weil ich genau weiß, dass es für uns alle schmerzhaft wird … aber ewig vermeiden lässt es sich nicht.“
Emano nickte. „Genau. Die Zeit ist reif für den Kampf.“
Paminas Augen verfinsterten sich. „Ich weiß.“