Briefspiel:Brot und Beute (1)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Frühling 1033 BF Schauplatz: Urbasi und das nähere Silbertal Entstehungszeitraum: Sommer 2012 bis Ende 2014
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus di Onerdi.png Di Onerdi, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Familie Zorgazo.png Toshy
Zyklus: Übersicht · Urbasische Mühlenkrise · Das Fest der eingebrachten Früchte · Ein Besucher aus Sikramara · Alte Schulden · Schwarze Tage · Sturm über Sikramara · Die Rache der Frauen

Die Custora Frumentari Duridanya Zorgazo versucht im Frühling 1033 BF die Besitzer verschiedener Mühlen der Urbasiglia zur Reparatur derselben anzutreiben. Ein schwerer Wintersturm hatte im Vorfeld Schäden an diesen angerichtet.

Ausgangslage

Aus der urbasischen Zeittafel:

Ende Firun/Anfang Tsa 1033 BF: Heftige Winterstürme erschüttern das Silbertal. Die Menschen verkriechen sich in ihren Häusern. In Silas wird das Zunftfest (1.-3. Tsa, auch Warenschau) „in die guten Stuben“ verlegt. Bei Acciaiola laufen mehrere Silberminen voll. Verheerend ist aber auch der Schaden an mehreren Windmühlen in der ganzen Region. Duridanya Zorgazo, die ‘Retterin der Brotkrise’, Custora Frumentari und Patronin der Kornzunft, warnt eindringlich vor einer Wiederholung der Ereignisse aus dem vergangenen Spätsommer und kündigt eine Inspektion aller Mühlen im Contado durch eine städtische Kommission an.

Nachforschungen dieser von Duridanya Zorgazo eingesetzten städtischen Kommission ergeben in der Folge, dass die größten Schäden zwischen Cassiena im Norden, Sikramara im Süden, Turani im Osten und Alicorno im Westen liegen. In diesem Gebiet mit Urbasi im „Auge des Sturms“ wurden folgende Mühlen so stark beschädigt, dass mit Beeinträchtigungen bei der Ernte zu rechnen ist.

  • Wassermühle Cassiena (Familie Zorgazo)
  • Windmühle Tamarasco (Haus di Tamarasco)
  • Windmühle Alicorno (Haus dell'Arbiato)
  • Windmühle Praiadal (Turaniterorden/Subprior Auricanius)
  • Windmühle Urbasi (Kornzunft Urbasis)
  • Wassermühle Sikramara (Familie Oliviano)

Die Besitzer der aufgeführten Mühlen erhalten deshalb mit Beginn des Frühlings ein Schreiben der Custora Frumentari.

Duridanyas erstes Schreiben

Ehrenvolle Signora, Ehrenvoller Signore,

uns allen sind noch die Ereignisse des vergangenen Götterlaufs in Erinnerung, als der Ruf zu Waffen und rondrianischen Tugenden dazu führte, dass sich Elend und Hunger in unserem geliebten Urbasi ausbreitete. Nur allzu tief sitzt die Furcht in den Herzen der Bürger unserer Stadt, dass sich die Ereignisse wiederholen und Mägen leer bleiben.

Dies zu verhindern ist mein Anliegen und der Grund dieses Schreibens.

Die Unwetter, die unser Silbertal im Firun heimsuchten, haben allerorts für Schäden und Verwüstungen gesorgt. Nicht nur die Dächer unserer Heime wurden abgedeckt, auch die für die bevorstehende Ernte notwendigen Mühlen wurden stark beeinträchtigt. Es ist daher sicherlich nachzuvollziehen, dass von mir eine Kommission ernannt wurde, die Erkundigungen einholt, an welchen Mühlen sich größere Schäden befinden. Diese Kommission hat mir nun berichtet, dass sich die in ihren Besitzungen befindliche Mühle in einem nicht gut zu heißenden Zustand befindet. Daher fühle ich mich aufgrund meines Amtes berufen, darauf hin zu weisen, dass diese zum Beginn der Ernte einsatzfähig sein sollten. Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, die Mühle reparieren zu lassen und sich nicht dem Zorn der Göttin und des Bauernvolkes auszusetzen.

Hochachtungsvoll
gezeichnet

Custora Frumentari Duridanya Zorgazo
Patronin der Kornzunft zu Urbasi

Auricanius' Antwort

Ehrenwerte Signora Duridanya,

ich danke euch für euren Hinweis, auch wenn ich die Ländereien meines Ordens nicht in erster Linie für die Versorgung der Stadt, sondern nur für die des Klosters Sant’Ageriyano d’Urbasi verantwortlich sehe. Und dieser Aufgabe ist die Mühle zu Praiadal, wie mir von fachkundiger Seite versichert wurde, nach wie vor gewachsen. Dass eure Sorge qua Amt eine größere zu sein hat, verstehe ich gleichwohl. Und um dieser Sorge entgegen zu kommen, unser beider Interessen gewissermaßen in Einklang zu bringen, schlage ich vor, dass ihr euch am Wiederaufbau der Mühle beteiligt. Vielleicht habt ihr selbst Ideen, wie dies vonstatten gehen kann. Anderenfalls werde ich euch beizeiten gerne die meinigen unterbreiten.

Hochachtungsvoll,
Auricanius Praiodin von Urbet-Marvinko, Subprior und Cellerarius des Klosters Sant’Ageriyano d’Urbasi

Alessanderos Antwort

Verehrte Signora Zorgazo,

hocherfreut nehmen wir Euer Schreiben zur Kenntnis und beglückwünschen Euch zu Eurer weisen Voraussicht die kommende Ernte betreffend. Auch wir haben bereits von namhafter Seite die Schäden an unserem Besitz in Alicorno begutachten lassen und entsprechende Arbeiten in Auftrag gegeben. Da Ihr Euch so sehr um Gunst Peraines und Tsa's bemüht (ganz zu schweigen vom Wohlwollen unserer fleißigen Pächter), gehen wir davon aus, daß die Kornzunft Urbasis bzw. Ihr als Custora Frumentari einen nicht unerheblichen Teil der zu erwartenden Kosten übernehmen wollt. Wir überreichen Euch daher mit diesem Schreiben einen Kostenvoranschlag, welcher vom bestallten Baumeister Urbasis, Maestro Buontalenti, erstellt und vom Priore Structuris, unserer bescheidenen Person, genehmigt wurde.

gegeben im Namen Signore Alessandero dell'Arbiatos

gezeichnet
Casparo Casuale, Secretario

Duridanya an Alessandero

Verehrter Secretario,

mit großer Erleichterung nahm ich Euer Schreiben zur Kenntnis. Mögen doch alle Grundverwalter so mit Weisheit gesengnet sein und so vorausschauend handeln wie Ihr es tut.

Ich spreche euch hiermit im Namen aller Mitglieder der Kornzunft und auch im Namen meines bescheidenen Postens als Custora Frumentari von Urbasi meinen Dank aus. Vorausahnend, dass eventuell kurzfristig finanzielle Engpässe bei der Instandsetzung der Mühlen auftreten könnten, habe ich meine Cousine Eronia Zorgazo, welche mein vollstes Vertrauen geniesst, als Unterhändlerin zur Silbertaler Bank entsandt um dort Verhandlungen zu führen. Zu meiner vollsten Zufriedenheit kann ich Euch mit diesem Schreiben nun das Ergebnis mitteilen.

Um ein erneut drohendes Leid von den Bürgern Urbasis abzuwenden, wurde vereinbart einen ausserordentlich günstigen Kredit all jenen anzubieten, deren Mühlen durch den Zorn der Götter beschädigt wurden. Um hierbei höchstmögliche Diskretion zu gewährleisten, bitte ich euch ein eventuelles Kreditersuchen direkt an die Silbertaler Bank zu senden. Eine Legitimation zum Erhalt dieses Kredits gebe ich dem Boten mit, der Euch auch dieses Schreiben überbringt. Selbstverständlich wird diese Angelegenheit von mir Vertraulich behandelt, um einen Schaden von eurem Herrn Signore Alessandero dell´Arbiatos abzuwenden.

Um in dieser Sache auch persönlich nicht untätig zu bleiben, biete ich Euch hiermit im Namen meiner Familie an, über unsere üblichen Handelsverträge hinaus, größere Kornmengen der kommenden Ernte auf zu kaufen. Solltet Ihr euch also dafür entscheiden, weitere langfristige Handelsverträge mit meinem Haus abzuschließen, so bin ich gewillt euch diese Ernte über den üblichen Preis hinaus zu vergüten. Als einmalige Geste zu Ehren und Gunst Peraines.

Ich erwarte hoffnungsvoll eure Zustimmung zu meinem Vorschlag und bin guter Dinge, dass meine Verhandlungen um einen günstigen Kredit, eure Entscheidung in dieser persönlichen Angelegenheit begünstigen werden.

gezeichnet
Custora Frumentari Duridanya Zorgazo
Patronin der Kornzunft zu Urbasi

Im Palazzo der dell'Arbiato

"Nun Casparo, welche Angelegenheit bedarf meiner Entscheidung", fragte Alessandero dell'Arbiato abwesend, als er in rascher Folge Dokumente überflog und mit flinker Feder unterschrieb.

"Es geht um ein Schreiben Signora Zorgazos, Padrone", antwortete Casparo Casuale, der Secretaro des Priore structuris respektvoll. "Wie von Euch gewünscht, habe ich der Signora Eure Antwort bezüglich der Mühle in Alicorno übermittelt."

"Ich erinnere mich", Alessandero hielt inne und warf einen prüfenden Blick auf einen Plan, schüttelte den Kopf und legte das Papier zur Seite. "Ich war der Ansicht, daß sich die Kornzunft oder genauer gesagt Signora Zorgazo doch bittesehr an den Kosten für den Mühlenbau beteiligen solle, wenn sie schon meint, mir Ratschläge und Anweisungen geben zu müssen."

"Si, Padrone", nickte Casparo, "und nunmehr ist die Antwort der Signora eingetroffen. Sie bietet einen diskreten Weg zur Finanzierung über die Silbertaler Bank an und unterbreitet Euch überdies den Vorschlag, Korn über den Marktpreis von Euch zu erwerben."

"Casparo, was soll der Popolo denken? Die Familie dell'Arbiato benötigt keine Kredite - am Ende denken die Leute noch, unser Haus stünde vor dem Ruin!"


Verehrteste Signora Zorgazo, Custora Frumentari Urbasii,

im Namen meines Herrn, Signore dell'Arbiatos, danke ich für Eure freundlichen Worte. Der Signore war hocherfreut, soviel Verständnis und Mitgefühl von Eurer Seite zu erfahren und läßt Euch hiermit mitteilen, daß ein Kredit der Silbertaler Bank zwar dankend in Erwägung gezogen wurde, jedoch die Mittel der Familie dell'Arbiato mehr als ausreichend sind, um solche von den Göttern gesandten Prüfungen zu bewältigen.

Bezüglich der Frage eines Aufkaufs der diesjährigen Ernte läßt mein Herr nachfragen, welche Mengen und Margen Ihr vorschlagt. Bedenkt bitte, daß die Familie dell'Arbiato vielfältige Verpflichtungen hat und bedauerlicherweise nicht all Eure Wünsche erfüllen kann. Da ich seitens meines Herrn bevollmächtigt wurde, entsprechende Verhandlungen zu führen und Verträge vorzubereiten, bitte ich Euch daher, mir einen entsprechenden Vorschlag zukommen zu lassen. Ich hoffe, auch im Namen Signore dell'Arbiatos, auf eine für beide Seiten gewinnbringende Vereinbarung und verbleibe

gegeben im Namen Signore Alessandero dell'Arbiatos

gezeichnet
Casparo Casuale, Secretario


Im Palazzo der Zorgazo

Kerzen beleuchteten die Amtsstube, in der Duridanya Zorgazo hinter einem großen Sekretär hockte und rotes Siegelwachs erhitzte. Jeweils drei große Tropfen gab sie auf jedes der beiden vor sich liegenden, verschlossenen Kuverts.

Stimmengewirr ließ die Patronin der Kornzunft aufblicken. Eine der Wachen, in den Familienfarben Grün und Schwarz gekleidet, öffnete die knarrende, schwere Holztür und trat dann ehrfürchtig beiseite. Eine korpulente aber dennoch rahjagefällig anzusehende junge Dame betrat die muffige Amtsstube mit den großen und schweren grünen Wandteppichen.

"Eronia, ich hab dich schon erwartet", sagte Duridanya mit einem freudigen Lächeln und erhob sich aus ihrem gepolsterten Amtsstuhl. Die piepsige, helle Stimme Duridanyas, in ganz Urbasi wohl die hellste aller Stimmen und mittlerweile zu einer Berühmtheit geworden, fügte hinzu: "Komm setz dich, ich hab etwas mit dir zu bereden".

Eronia Zorgazo, gehüllt in ein elegantes, weites, hellblaues Kleid, kam wortlos näher und setzte sich in einen der beiden ausgepolsterten Stühle, die für Vorsprecher und Bittsteller gedacht waren.

"Meine Mutter beschwert sich mal wieder über dich", sagte Eronia, nachdem sie Platz genommen hatte. "Sie sagt, du kommst sie immer seltener besuchen, seit du zur Custora Frumentari Urbasis ernannt wurdest. Ich bin es langsam leid, liebe Cousine, ihr immer erklären zu müssen, dass dieses Amt nun einmal sehr viel Verantwortung und Zeit in Anspruch nimmt. Auch wenn sie dies natürlich sehr gut nachvollziehen kann. Aber mich kannst du damit nicht abwimmeln. Verdammt, Duridanya, du wohnst mit der alten Dame im selben Palazzo. Und noch ist sie die Patriarchin unserer Familie. Also erweis ihr gefälligst die Ehre eines Besuchs am Krankenbett, wenn sie dir schon die Leitung aller Familienangelegenheiten überlässt." Eronia kam wie immer gleich zur Sache. Die Censora Torneocampos war berüchtig für ihre leidenschaftlichen und unverblühmt sachlichen Reden. Duridanya nahm es nickend zur Kenntnis.

"Du hast Recht", erklang nun wieder die helle Stimme Duridanyas. Mit ihrem charmanten aber berechnenden Lächeln besänftigte sie ihre aufbrausende Cousine, die einzige Tochter der Familienpatriarchin Varosja Zorgazo, in deren Namen sie nun schon seit Jahren die Familiengeschäfte leitete. "Richte ihr meine besten Genesungswünsche aus und sag ihr, ich werde sie morgen besuchen. Heute habe ich noch ein wichtiges Treffen, und wenn ich davon zurück bin, wird sie wohl schon schlafen." Duridanya senkte ihren Kopf. Sie öffnete eine der Schubladen vom Sekretär und zog einen Stempel hervor und drückte diesen, ohne lange zu zögern, auf einen der flüssigen Wachspunkte eines der Kuverts.

Das Siegel der Kornzunft brannte sich in das heiße Wachs. Dann zog Duridanya das andere Kuverts zu sich und drückte mit dem Handrücken ihren Siegelring auf das Wachs.

"Ich brauch nochmal deinen schlauen Kopf," sagte sie spitzbübisch lächelnd und blickte Eronia dabei mit blitzenden Augen an. Die Angesprochene drehte nur missfällig schnaufend den Kopf beiseite.

"Du hast die Ehre, mit dem Haus dell´Arbiato die Verhandlungen über neue Verträge aushandeln zu dürfen. Hier sind deine Befungnisse." Duridanya nahm die Kuverts und reichte sie Eronia. "Du weißt ja worum es geht", sagte sie nickend.

"Wieso missbrauchst du für deine Spielchen immer mich?" erwiderte Eronia wütend. "Warum nicht einen deiner zungenfertigen Unterhändler? Du hast wahrlich genug davon!"

Duridanya hob beschwichtigend die Hand. "Liebe Cousine, wie sieht das denn aus? Das Haus Zorgazo führt doch keine so wichtigen Verhandlungen mit einem der wichtigsten Adligenhäuser des Silbertals mit einem gewöhnlichem Unterhändler. Du wirst schon sehen, allein die Tatsache, dass ein Zorgazo persönlich erscheint, wird dir bei den Verhandlungen sehr nützlich sein. Ausserdem habe ich gestern bereits einen Boten zum Secretario Casparo Casuale geschickt, der dein Erscheinen ankündigt".

Eronia erhob sich wütend. "Du wartest nicht einmal meine Entscheidung ab?" Ihr Gesicht lief rot an.

Duridanya zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Du hättest Nein gesagt", fügte sie lächelnd ihrer Geste hinzu. Eronia schnaufte wütend, nahm aber wieder Platz. Sie war sich der Tatsache bewußt, was das für ein schlechtes Bild auf die Familie wirft, wenn sie nicht reist. Ihre Cousine wußte nur zu gut um ihren Familienpatriotismus.

"Okay, einverstanden, und was für ein Ergebnis soll ich erzielen? Ich hoffe du verlangst von mir nicht, dass ich das Haus dell´Arbiato um sein hart erwirtschaftetes Korn erleichtern soll?"

"Mach dich nicht lächerlich" erwiderte Duridanya ohne ihren Kopf zu heben. "Das Ergebnis ist mir vollkommen egal. Sei großzügig, so wie wir es angekündigt haben. Die dell´Arbiato spielen in meinen Planungen keinerlei Rolle. Aber hier tut sich doch eine gute Gelegenheit für uns auf, Ansehen für die Familie zu gewinnen und das ist doch in unser aller Interesse, oder?" Duridanya blickte mit ihren kühlen Augen direkt in Eronias weiches Gesicht.

Diese nickte nur und nahm die Kuverts. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ sie die Amtsstube, bevor sie ihrer Cousine noch in ihrer Wut ein Unheil zufügen würde. Und überrante mit ihrem massigen Körper um ein Haar eine hagere Gestallt, die vor der Amtsstube gewartet hatte Einlass zu finden. Eronia entschuldigte sich höflich für den Beinahe-Zusammenstoß und verlies eilig das Gebäude und trat in den wolkenlosen Abend. Das Gesicht des Mannes, unter einer Kapuze verborgen, konnte sie nicht erkennen ...

Eronias Besuch

Autor: Dellarbiato

Der Palazzo d'Argento am Nordrand der Piazza d'Agendayo war ein cremefarbener Block von über 40 Schritt Länge. Gerüchteweise hieß es, der Volksmund habe den Familienpalast des Hauses dell'Arbiato spontan den Palazzo d'Argento, den silbernen Palast, getauft, weil angeblich der prunkverliebte Bauherr Alessandero dell'Arbiato nur so mit dem Silber um sich geworfen hätte, als der Palazzo gebaut wurde. Und dies nur, weil dell'Arbiato es nicht ertragen konnte, nach dem damaligen Stadtherrn Fürst Traviano von Urbet-Marvinko nur die Statistenrolle in Urbasi zu spielen. Nicht, daß es von Bedeutung war. Jedermann wußte, daß dell'Arbiato die treibende Kraft hinter der Verschwörung war, die im Thronfolgekrieg die Ermordung Fürst Travianos in Auftrag gab und dessen tyrannische Herrschaft beendete. Es besagte einiges, daß nunmehr niemand mehr den offiziellen Namen des Palazzos gebrauchte.

Ein Diener im Rot-Weiß des Hauses dell'Arbiato führte Eronia Zorgazo in den großen Sala des Palazzos und bat Sie dort zu warten, während er die Signora dem Secretario des Hausherrn anmeldete. Sekunden später bot ein weiterer Diener Erfrischungen und Gebäck an, was Eronia Gelegenheit gab, sich den Salone genauer anzusehen. Andere Grüppchen von Wartenden unterhielten sich leise, tranken Wein aus kristallenen Pokalen oder studierten die ausgestellten Kunstwerke.

Zwölf Schritt Höhe erreichte der Sala und sowohl Decke und Wände waren mit Fresken geschmückt. Hier reichte Königin Salkya einem älteren Krieger in Rüstung unter dem rot-weißen Wappen der dell'Arbiato huldvoll die Hand. Dort ließ ein Magier die Nacht zum Tage werden, als eine mächtige Brücke unter dem Wüten der Elemente zerschmolz. Überall an den Wänden standen Statuen auf Büsten, scheinbar Fundstücke aus Ausgrabungen, welche Alessandero dell'Arbiato hier ausstellte. Das Zentrum aber bildete eine Frauengestalt, welche sich auf einer steinernen Liege räkelte. Ein Schild verkündete stolz, es handele sich hierbei um die Rahja von Urbasi.

30 Minuten später, Eronia wurde langsam ungeduldig, informierte sie ein Diener, daß der Secretario Casuale sie nunmehr empfangen würde und bat sie, ihm ins Studiolo des Secretarios zu folgen.


Autor: Toshy

Stolz und erhobenen Hauptes schritt Eronia Zorgazo hinter dem Diener der dell´Arbiato her. Ihre, für eine Adlige erstaunlich einfache Wahl der Kleidung, wirkte oft verwunderlich auf Personen, die Eronia zum ersten Mal begegneten. Und doch war es nichts Anderes als die Fortsetzung der Politik ihrer Mutter. "Durch Bescheidenheit glänzen und durch Wissen überzeugen" war eines von Varosja Zorgazos Lieblingszitaten. Vier Jahrzehnte hatte sie das Haus Zorgazo mit Bescheidenheit geführt. Ohne Skandale. Ohne viel Aufsehen. Und doch immer mit erhobenem Haupt und Stolz. Immer ihre Entscheidungen treffend und dafür einstehend. Das Wort eines Zorgazo galt etwas in der Urbasiglia. Dies konnten nicht viele Adlige von sich behaupten.

Eronia strich sich die von der Nervosität schwitzigen Hände an dem schlichten, grünen Kleid trocken, dass ein paar wenige Herrschaftsymbole der Zorgazo aufwies. Grade genug um sich einem Kenner der Heraldik zu erkennen zu geben.

Dann trat sie mit festem Schritt die letzten Schritte ins Studiolo des Secretario Casuale und direkt auf ihn zu. "Ich grüße euch Secretario" sprach sie mit einem freundlichen Lächeln auf ihren Lippen. "Es ist schön das wir uns einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen". Eronias Blick fiel auf die Tischplatte und die darauf liegenden Schreiben mit dem Siegel der Zorgazo. Wie angekündigt hatte Duridanya den Besuch ihrer Cousine angekündigt.


Autor: Dellarbiato

"Signora Zorgazo", begrüßte Casuale seine Besucherin, "willkommen im bescheidenen Heim meines Padrone, des Signore dell'Arbiato. Bitte nehmt doch Platz. Diener, bringt Wein, den roten Arivorer aus Alicorno."

Während Eronia Platz in einem ausladenen Sessel nahm und bald darauf an einem gar köstlichen Roten nippte, blätterte der Secretario in seinen Unterlagen und ging nach mehreren freundlichen Worten sogleich in medias res:

"Signora, wie Euch bekannt ist, hat sich die Kornzunft Urbasis angeboten, die Reperatur der Mühle zu Alicorno zu unterstützen. Dabei gab es zum einen das Angebot eines günstigen Credites von der Silbertaler Bank. Nun Signora, dies dürfte überflüssig sein, denn ich kann Euch versichern, daß die Truhen des Hauses dell'Arbiato tief genug und wohl gefüllt sind, um eine solche Kleinigkeit, verzeiht die Wortwahl, ohne weiteres zu finanzieren." Casuale machte eine kurze Pause und blickte schnell auf ein Blatt Pergament, bevor er fortfuhr: "Nun, zum zweiten, die Kornzunft hat ebenfalls angeboten, zweifellos aus der Güte ihres Herzens, eine unbestimmte Menge an Korn zu einem Preis über dem Marktpreis zu erstehen. Nach Durchsicht meiner Unterlagen sowie der vielfältigen Verpflichtungen kann ich Euch eine Menge von 630 Sack zu 100 Stein Korn anbieten. Die Frage ist nun, Signora Zorgazo, welchen Aufschlag ist die Kornzunft gewillt anzubieten?"


Autor: Toshy

"Ich muß kurz etwas richtig stellen", sagte Eronia mit ihrer beruhigend wirkenden Stimme und neigte ihr Haupt mit einem freundlichen Lächeln zum Secretario vor, als wolle sie ihm etwas heimlich zuflüstern. "Nicht die Kornzunft Urbasis möchte euer kostbares Korn erwerben, sondern wir Zorgazo." Sie nickte dabei dem Secretario freundlich zu, um ihn zu einem verständnissvollem Nicken zu animieren und als dieser wie zur Entschuldigung für das Missverständnis nickte, fuhr sie in ruhigem, sachlichem Ton fort. "Ausserdem verehrter Secretario bin ich nicht hier, um wie an einem Stand vom Kornmarkt meine Taschen mit euren Waren zu füllen und euch den ausgehandelten Preis in Dukaten zu überreichen. Dafür hätte ich auch einen meiner Bediensteten schicken können." Sie lächelte erneut und prostete dem Secretario freundlich zu und nippte dann, wie es sich einer Dame aus ihrem Stand geziehmt, nur kurz an dem Arivorer.

Sie ließ bewusst eine Pause in der Unterhaltung und als der Secretario Casuale sich bereits genötigt fühlte, die peinliche Stille mit ein paar Worten zu unterbrechen, fuhr sie unbeirrt fort.

"Selbstverständlich bin ich auch an eurem großzügigem Angebot interessiert." Sie stand ohne Vorwarnung auf und auch der Secretario erhob sich, der Etikette wegen, höflich aus seinem Stuhl. "Wenn ihr erlaubt?" Sie war an die Tischplatte des Sekretärs geschritten und hatte, ohne eine Antwort abzuwarten, das Tintenfässchen und den darin steckenden Federkiel zu sich gezogen und deutete auf ein paar Seiten Papier. "Dürfte ich davon wohl eines bekommen?" Eronias Lächeln war entwaffnend. Dem Secretario Casuale blieb nichts anderes übrig, als alle ihre Wünsche mit bittender Geste und gebotener Höflichkeit zu erfüllen. Die junge Adlige aus dem Hause Zorgazo begann sogleich im Stehen, etwas auf das vom Secretario gereichte Papier zu schreiben.

Dann setzte Sie sich wieder in ihren Sessel und faltete nachdenklich die Hände. "Dies ist das mehr als großzügige Angebot meines Hauses für eure 630 Sack Korn." sagte sie jetzt mit einem härteren, verhandelndem Ton, so wie sie es in all den Jahren bei ihrer Mutter Varosja gesehen hatte, als diese noch die Familiengeschäfte leitete und die kleine Eronia zu diesen Treffen mitnahm, um etwas daraus zu lernen. Sie wartete geduldig bis der Secretario Casuale das Papier zu sich genommen hatte und mit einem Nicken verdeutlichte, dass er die paar Worte und Zahlen gelesen hatte.

"Für den Abtransport der Ware würden wir natürlich selbst sorgen. Keiner eurer Bediensteten oder Esel würde mehr als nötig in Anspruch genommen", fügte Eronia wie selbstverständlich hinzu. "Aber wie ich bereits angedeutet habe, ist dieses Angebot nicht der einzige Grund meines Erscheinens." Sie machte eine Geste um den folgenden Sätzen mehr Ausruck zu verleihen.

"Über dieses Angebot hinaus, dass euch nun schriftlich vorliegt, wäre meiner Cousine Duridanya sehr daran gelegen, die bereits bestehenden Geschäfte mit dem Haus dell´Arbiato zu vertiefen. Ich bin im Namen meiner Cousine befugt euch langfristige Lieferverträge anzubieten. Vorerst über einen Zeitraum von 3 Götterläufen. Beginnend mit dem Zeitpunkt der Ernte im nächsten Jahr. Dies Angebot betrifft vor allem das Korn eurer Ländereien bei Urbasi.

Wie ihr sicherlich wisst hat meine Familie einen riesigen Kornspeicher zwischen Urbasi und Cassiena. Die Villa Cassiena. Dort ist nach jeder Ernte der letzten Götterläufe noch Platz gewesen für über 500 Sack Korn. Diese würden wir nun jährlich von euch mit den vorgeschlagenen Verträgen erwerben." Eronia redete ruhig aber in einem Fluss und ließ dem Secretario keine Gelegenheit sie zu unterbrechen.

"Selbstverständlich würden wir dieses Korn wieder zu den handelsüblichen Preisen abnehmen, die bereits in den vorherigen Verträgen zwischen unserer Häsuer festgeschrieben wurden. Aber um euch und eurem Herrn diese neuen Verträge schmackhaft zu machen, ist das Haus Zorgazo, in dem Falle, dass die Verträge zustandekommen, bereit euch weitreichende Zugeständnisse und Befungnisse einzuräumen. So würden wir dem Haus dell´Arbiato Freibriefe ausstellen, die es euch ermöglichen euer eigenes Korn, welches näher an unserer Mühle wächst als an der Euren, ohne eine Muffter* zu entrichten in unserer Mühle mahlen zu lassen. Dies wäre auf der einen Seite eine Erleichterung für euch, weil ihr euch weite Wege erspart und zum Anderen ein Dukatenzugewinn in euren Schatullen von mehreren hundert Dukaten, die ihr gegenüber dem örtlichen Müller erspart. Ich bin mir sicher, dass ihr eurem Herrn dieses Angebot mit gutem Gewissen vorlegen könnt. Es ist ein für beide Seiten hervorragendes Geschäft und ich bin mir sicher, dass euch euer Herr für eure Verhandlungen großzügig belohnen wird. Ich würde es tun, wenn ihr für die Zorgazo als Unterhändler so ein Angebot heraushandeln würdet." Eronia schloss ihren Vortrag mit einer verbeugenden Geste ab und betrachte mit einiger Neugier das nachdenkliche Gesicht des Secretario.


* Als Muffter bezeichnete man im Mittelalter den Kornanteil, den der Müller für seine Arbeit bekam. Dieser betrug über Jahrhunderte hinweg 1/18 der gemahlenen Kornmenge. Somit stand dem Müller jeder 18te Sack Mehl als Lohn zu.


Autor: Dellarbiato

Casparo Casuale runzelte kurz die Stirn und zuckte dann mit den Achseln: "Ihr seid eine wahre Handelsfürstin, Signora. So sei es denn, das Haus dell'Arbiato wird 630 Sack Korn zum vorgeschlagenen Preis an Euch veräußern. Die Ware wird bis zum Ende des Mondes in Alicorno für Euch zur Abholung bereitstehen." Casuale machte eine kleine Pause und nippte kurz an einem Weinglas. "Was den von Euch vorgeschlagenen langfristigen Liefervertrag angeht ... Ihr wisst sicher, dass mein Herr die Mühle zu Alicorno bevorzugt? Können doch die Mezzadrii, welche das Korn vermahlen lassen, hier sofort den dem Padrone zustehenden Ernteanteil abliefern. Daher fürchte ich, dass Euer Angebot, die Vermahlung ohne Mahlzehnt vornehmen zu lassen, für meinen Herrn ohne Reiz ist. Jedoch könnte ich mir vorstellen, daß mein Herr dem Geschäft zustimmen könnte, um die Beziehungen zwischen der Familie Zorgazo und dem Haus dell'Arbiato zu festigen. Natürlich müsstet Ihr, Signora, dann den Mahlzehnt als Aufschlag zum Marktpreis bezahlen. Oder vielleicht lässt sich eine andere Art der Compensation finden.

Wie Ihr sicher wisst, ist mein Herr, Signore Alessandro, stets um das Wohl unserer schönen Stadt Urbasi besorgt. Daher bekümmert es ihn, was mit dem Gelände der ehemaligen Manufactura des Balestriano geschehen soll. Ich darf Euch kurz daran erinnen, dass die Manufactura vor den jüngsten Unannehmlichkeiten um Marudret auf seltsame Art und Weise brannte und das Grundstück, welches sich nunmehr im Besitz des Hauses dell'Arbiato befindet, somit brachliegt. Es bedarf diverser Arbeiten, um diesen Schandfleck aus dem Stadtbild zu entfernen. Ich bin sicher, daß sich für unser Korngeschäft eine Lösung finden kann, wenn die Familie Zorgazo im Gegenzug das Haus dell'Arbiato bei dessen Plänen zur Verwertung des besagten Grundstücks in der Signoria unterstützt. Natürlich wäre dies eine Vereinbarung unter zwei ehrenhaften Parteien unter der Rose, Signora. Was sagt Ihr zu meinem Vorschlag?"


Autor: Toshy

Eronia Zorgazo prostete Casparo Casuale zu und lächelte. "Mit euch Geschäfte zu machen ist so angenehm wie von eurem Wein zu kosten." Sie nippte wieder Damenhaft an dem Glas. "Nun so sei es, ihr unterbreitet eurem Herrn mein Angebot und ich gehe hiermit davon aus, dass weitere Handesbeziehungen zwischen unseren Häusern zustande kommen, um die Beziehungen zu verbessern. Kleine Ausbesserungen wegen Preisaufschlägen, und den ganzen rechtlichen Vertragskram, können später auch noch unsere Unterhändler ausfeilschen."

Eronia machte eine Geste als wären solche Kleinigkeiten unter ihrer Würde und sie erhob sich aus ihrem Sessel.

"Aber einen kleinen Anreiz für euren Herrn hab ich dennoch zu bieten," sagte die junge Patrizierin mit einem vielversprechendem Grinsen auf dem Gesicht. "Enzio! Enzio!" Rief sie in den Flur und klatschte in die Hände. Ein eiligst heraneilender Junge, kaum älter als zwölf Götterläufe erschien in den grün-schwarz-goldenen Farben der Zorgazo neben seiner Herrin und überreichte dieser eine Holzschatulle. Eronia nahm sie an sich und schritt auf Casparo zu, legte die Schatulle vor ihm auf den Tisch und begann sie zu öffnen. Sie war von hellem Holz und mit feinen Schnitzerreien verziert. Ein gefaltetes Samttuch verbarg zunächst den Inhalt, bis Eronias Finger dieses vorsichtig entfaltete. Zum Vorschein kamen etwa ein gutes Dutzend runde und eckige Pralinen. Allesamt mit Schokoladenglasur überzogen. Einige mit feinen Symbolen aus Zucker gefertigt und verziert, wiederum Andere mit allerlei Nüssen bedeckt. Eronia lächelte zufrieden als sie den Blick ihres Gegenübers sah. So etwas bekommt ein Secretario eher selten zu Gesicht und ist selbst in Patrizierhäusern eine Seltenheit. Jedenfalls so fein gearbeitete.

"Von unserem Pralinenmeister Niccola Valletti. Dem einzigen Könner seiner Art im ganzen Silbertal. Ausgebildet am Vinsalter Hof und seit drei Götterläufen das Aushängeschild unserer Konditorei in Urbasi", erklärte Eronia dem Secretario der dell´Arbiato. "Als Geschenk des Hauses Zorgazo für die entgegengebrachte Gastfreundschaft und in der Hoffnung auf weitere fruchtbare Zusammentreffen. Der Palazzo Zorgazo steht einem Abgesandten der dell´Arbiato immer offen."

Eronia verneigte sich.

"Ach fast hätte ich es vergessen", sagte sie mit einem spitzbübischen Lächeln und zog ein kleines Samttaschentuch hervor, legte es neben die Schatulle und präsentierte den darin aufbewahrten Gegenstand. Eine weitere Praline kam zum Vorschein. Rund und mit einer einzelnen Mandel verziert. "Dies hier ist für euch. Als Dank für die freundliche Behandlung." Sie verbeugte sich erneut und nahm dann noch einmal in dem Sessel Platz, um den Rest des Weines nicht schal werden zu lassen.


Autor: Dellarbiato

"Meinen Dank, verehrteste Signora", verneigte sich Casuale, "und im Gegenzug freue ich mich, auch Euch im Namen des Hauses dell'Arbiato ein Geschenk überreichen zu dürfen". Casuale läutete ein Glöckchen und wies den herbeieilenden Diener an, "die Gabe für die Signora Zorgazo" zu präsentieren. Kurze Zeit später blickte Eronia in eine kleine strohgefüllte Kiste, welche eine verstaubte, mit Silberdraht und Siegelwachs verschlossene Amphore enthielt.

"Seht her, verehrteste Signora", erklärte Casuale stolz, "ein 995er Arivorer superiore riserva, aus dem Keller des Padrone höchstselbst, ein Trank wie von Rahja selbst gemacht und für die Tafel der Zwölfe bestimmt. Von den Weinbergen des Hauses, selbstverständlich, und wie mir der Bottigliere, der Kellermeister meines Herrn sagte, ein Wein, nach dessen Genuß man sich in sein Schwert stürzen will, weil es nichts besseres geben kann." Beinahe ehrfüchtig verschloß Casuale die Kiste wieder und wies den Diener an, das Geschenk zum Palazzo Zorgazo bringen zu lassen.

"Nun Signora, wir scheinen ja alles geklärt zu haben. Ich werde die Verträge ausarbeiten und, wenn es Euch beliebt, diese dann Euch zukommen lassen sowie meinem Herrn zur Kenntnisnahme und zum Einverständnis vorlegen."


Autor: Toshy

Eronia nippte ein letztesmal an ihrem Weinglas und reichte es dann, geleert, dem neben ihr mit einem Tablett wartendem Diener. Dann erhob sie sich und machte ihrerseits eine Verbeugung. "Ich hatte selten soviel Freude an Verhandlungen und konnte selten so Früchte tragende Ergebnisse vorweisen. Überbringt eurem Herrn meinen Gruß und lasst ihn wissen, dass ich die Göttin in meinen Gebeten bitten werde, dass das Korn eurer Felder stets seine volle Pracht entfaltet." Eronia verbeugte sich erneut und ging.

Im Haus der Kornzunft

Duridanya Zorgazo stand am Fenster ihrer Amtsstube im Zunfthaus der Kornzunft und betrachtete den Regen, der gegen das Glas trommelte. Ungewöhnlich wenige Kerzen erhellten den Raum. Duridanya hatte nicht vor ihn lange zu nutzen. Das Treffen der Kornzunftmitglieder war seit einer Stunde beendet und sie hatte einige Unterlagen in ihrem Sekretär verschlossen. Sie ging grade in Gedanken ihre nächsten Vorhaben durch als es an der Tür klopfte und ihre in schwarz, grün, golden gekleidete Wache die Tür öffnete.

"Herrin eure Gäste sind eingetroffen." Duridanya nickte ihm zu und er verließ den Raum. Kaum war er im Dunkel des Flurs verschwunden, tauchten drei Gestalten aus dem Schatten auf. Ihre ledernen Kaputzen übers Gesicht gezogen, tropften ihre durchnässten Ledermäntel auf den edlen Holzboden. Sie nickten Duridanya zu und diese erwiderte ihr Nicken und ging stumm vom Fenster hinter ihren Sekretär, fummelte einen Schlüssel aus der Tasche und schloss eine Schublade auf.

"Es läuft alles wie geplant, wir fahren fort wie besprochen." Sie richtete beim Sprechen ihren Blick auf den Inhalt der Schublade vor sich. Hob dann den Kopf und lächelte. Sie nahm die drei Beutel aus der Schublade, verschloss diese wieder und kam auf ihre Gäste zu. "Macht eure Aufgabe gut und meldet euch wie besprochen in ein paar Monaten, vorher wünsche ich von keinem etwas zu hören." Dann drückte sie jeder der drei geheimnisvollen Gestalten ein Beutelchen in die Hand, deren Inhalt klimperte, und öffnete die Tür. Mit einer unmissverständlichen Geste komplimentierte sie ihre Besucher hinaus, dann löschte sie im Raum alle Kerzen, ehe auch sie sich auf den Weg machte. Zum Glück lag der Palazzo Zorgazo direkt gegenüber und sie würde nicht lange dem Regen ausgesetzt sein ...