Briefspiel:Attentat auf den Graf (1)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Unterfels.png Briefspiel in Unterfels Stadt Unterfels.png
Datiert auf: undatiert, evtl. 1031 BF Schauplatz: Unterfels Entstehungszeitraum: April/Sommer 2008
Protagonisten: Horasio della Pena Autoren/Beteiligte: Haus della Pena jH.png Horasio
Zyklus: Übersicht · Attentat! · Dublonen


Müde ließ er seine Hand mit der Nachricht des Cirrention auf den Schreibtisch sinken. Er rieb sich die Augen. Morgen würde er sich darum kümmern, dachte er sich und erhob sich schwerfällig von dem Arbeitsstuhl. Er nickte dem Lakaien zu und befahl diesem das Licht zu, er selbst suchte den Weg zu seinen Schlafgemächern.
Er streifte seine Kleider ab, warf sie über einen bereitstehenden Lehnstuhl und warf sich selbst ein leinernes Schlafgewand über. Über der Armlehne hin ein silbernes Medaillon mit dem Zeichen des Bishdariel, dass er ergriff und sich um den Hals legte. Der borongefällige Talisman begleitete ihn seit einiger Zeit des Nachts. So hoffte er durch göttliche Gunst seinen Albträumen Herr zu werden oder sie zumindest einzudämmen. Seit Jahren litt er unter einem leichten Schlaf und wurde in diesem zudem noch von leidvollen Visionen geplagt.
Er seufzte, löschte die Lampe und begab sich im Licht des Madamals zu Bett. Zufrieden räkelte er sich noch einmal, ehe er in den weichen Daunenkissen den Schlaf fand.

***

Inzwischen hatten sich dunkle Wolken vor das Madamal geschoben, nur an wenigen Stellen brach das helle Mondlicht durch die grauen Schlieren hindurch und tauchte die Welt in gespenstische Blässe. Leise und mit größter Vorsicht wurde in diesem Moment eine Tür geöffnet, durch die sogleich einige verhüllte Gestalten schlichen.
Ein jeder von ihnen sorgsam darauf bedacht keinen Ton von sich zu geben. Ihr Anführer wandte sich zu ihnen um, hob seine Hand und winkte zwei seiner Schergen zu dem Bett herüber.
Eine Frau, die ihr helles blondes Haar unter einem grauen Stoff verborgen hatte, stand bald neben dem schlafenden Grafen. In ihrer Hand fasste sie fest ein Dolch, der im Lichte Madas eben verschwörerisch aufblitzte als sie ihn anhob um zuzustechen. Noch einmal sah sie hinüber zu ihren Komplizen, die wortlos nickten und sie erwartungsvoll anblickten. Daraufhin wandte sie sich wieder zu ihrem Opfer und stach zu...

***

Ein namenloser Schrecken durchzuckte sie, als sie mit einem Mal eine kräftige Hand an ihrem Unterarm spürte. Noch einmal weiteten sich überrascht ihre Augen, ehe Horasio della Pena zupackte und sie quer über das Bett warf, so dass sie auf der anderen Seite vor die Füße eines anderen Verhüllten stürzte.
Während dieser sich zu ihr beugte um ihr aufzuhelfen, erkannten die anderen schneller die Situation und versuchten sich dem fliehenden Grafen in den Weg zu stellen. Der Nächste von ihnen stellte sich breitbeinig vor den durch seinen leichten Schlaf geretteten und verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere, derweil er drohend seinen Dolch dem Opfer entgegen hielt.
Dieses jedoch, von zahlreichen Kämpfen der letzten Jahre erfahren und ruhig in Momenten wie diesen, sah sich kurz um im Mondlicht. Wollte er sich dieser Falle entziehen, so verstand er sofort, musste er schnell und entschlossen handeln. Also griff er kurz zu dem Kerzenleuchter auf dem Nachttisch, warf diesen auf sein Gegenüber und nutzte dessen Ausweichmanöver dafür den Waffenarm zu greifen und ihm mit einem festen Hieb in den Magen den Dolch abzunehmen. Den röchelnden Gegner stieß er mit einem Tritt von sich und eilte weiter zur Tür, die er hastig aufriss. "Wachen!", schrie er lauthals.
Die Verschwörer hatten noch nicht aufgegeben und folgten ihm. Samt und sonders zogen sie nun Degen, um nun ihre größere Reichweite auszuspielen, schließlich hatte der Graf lediglich einen kurzen Dolch in seiner Hand. Ihr Anführer stellte den Grafen in dessen Arbeitsraum, in dessen Mitte der schwere Schreibtisch der Berîsac stand. Einige Hiebe des Degens sausten auf den Condottiere zu, die er noch mit dem Dolch parieren konnte, ehe die schmale Klinge schließlich doch zu schnell war und sich die Spitze durch das Nachthemd in die Brust zu bohren schien.
Getroffen sank der Graf zu Boden, kniete vor dem Stuhl und fasste sich ungläubig blickend an die Brust, aus welcher der Attentäter zögerlich seine Waffe zog. Es mag sein, dass jener in diesem Moment schlicht zufrieden ob der Vollendung der infamen Tat war, es mag aber auch sein, dass er durch die Wolke welche sich vor das Madamal schob, nicht sah, was der Graf mit seinen Händen spürte.
Dieser tastete nämlich, fühlte jedoch... nichts! Mit einem Mal wurde er sich des Medaillons bewusst, welche an einem ledernen Band um seinen Hals hing. Seine Finger ertasteten in dessen Mitte eine Delle und mit einem Mal wurde ihm klar, dass der Degen sein Ziel verfehlt hatte. Mit aller Kraft, die ihm diese Erkenntnis hatte zuteil werden lassen, warf er sich schnell auf den Feind, der in seiner Überraschung seine Waffe nicht mehr heben konnte.
Horasio riss ihn zu Boden und versetzte ihm zwei feste Faustschläge, ehe er sich den Degen griff und noch auf den Knien den ersten Hieb eines Attentäters parierte. In diesem Moment öffnete eine Wache die Tür und stürmte mit Rapier in das Gemach, wo sie sogleich von einem Bolzen niedergestreckt wurde.
"Lasst uns verschwinden!", schrie die Frau, welche im Türrahmen zum Arbeitszimmer stand, ihre Balestra sinken ließ und sich umdrehte um zur Geheimtür zu rennen, durch die sie Gemächer betreten hatten. Ihr Opfer war jedoch nicht bereit sie entkommen zu lassen und erhob sich, setzte seinen fliehenden Kontrahenten nach und verwickelte einen von ihnen in ein kurzweiliges Duell, an dessen Ende er ihn gegen die geöffnete Tür schleuderte und bei dessen Versuch eines Kreuzblocks mit einem Tritt in die empfindlichsten Teile eines Mannes zu Boden stieß.
Zwei der Schergen waren neben der Frau, welche bereits durch den geheimen Gang entkommen war, noch übrig und stellten sich Horasio, der sich inzwischen auch des Degens seines zweiten Kontrahenten bedient hatte und nun beiden Händen focht. In stiller Übereinkunft nur fliehen zu können, wenn sie ihn niederstreckten, ließen sie ihre Klingen auf den Grafen sausen und trieben ihn durch den Raum. Dieser parierte mal mit rechts, mal wich er aus und mal stieß er voller Verzweiflung mit seiner schwächeren linken Hand zu, verfehlte jedoch sein Ziel. Doch er bot den beiden Paroli, hielt die Deckung hoch bis weitere Wachen eintrafen und die Angreifer dank ihrer Übermacht schnell überwältigten.
Erschöpft sank das Opfer dieses Attentats zu Boden und hielt sich die linke Schulter, wo ihn im Eifer des Gefechtes einer der Degen getroffen hatte.

***

Am kleinen See des Schlosses Tsadanja traf die überlebende Attentäterin völlig außer Atem auf einen Mann, dessen höfische Gewandung durch einen schwarzen Umhang verborgen blieb. "Wo sind die anderen?" fragte er sie verräterisch flüsternd und zog sich hinter einen Busch am Seeufer zurück.
"Sie... wir... haben es nicht geschafft", sprach sie und japste nach Luft, derweil sie der Mann stützend in den Busch zog. "Der Graf?" fragte er sie neugierig, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte, während sein Blick zu dem Schloss ging, wo inzwischen helle Aufregung herrschte.
"Hat überlebt," röchelte sie und stützte sich auf den eigenen Oberschenkeln ab um wieder zu Luft zu kommen. Er legte die Stirn in Falten, schüttelte kurz den Kopf. "Der steht doch mit dem Namenlosen im Bunde", flüsterte er und griff unter seinen Umhang.
"Ich kann wieder, wir müssen fliehen", wandte sie sich an ihn und zog ihn ängstlich weiter. Doch statt ihr zu folgen, zog er einen Dolch aus seiner Klinge und ließ die Klinge in den Leib der Frau fahren. "Wenigstens ich bringe die Dinge zu Ende wie geplant", sprach er in die Dunkelheit der Nacht und zog sein Opfer zum Ufer, von wo er es in den See stieß."