Briefspiel:Arinkelwaldereignisse/Von Hexen, Brennenden und Träumern

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Ereignisse   Texte   Karte    
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Haus di Matienna.png Di matienna
Haus Doren.png Dorén

Der Text Von Hexen, Brennenden und Träumern beschreibt ein Arinkelwaldereignis. Er behandelt den Besuch der Reisegruppe um Endor Dorén bei den Hexen Sataras am 11. Peraine 1035 BF.

Hexenhütten und Zaubertränke

Es war in der zweiten Woche des Mondes Peraine des Jahres 1035 BF, der Frühling war schon weit fortgeschritten und am Wegesrand blühten einige Ingerimmsglöckchen, als die Reitergruppe, bestehend aus Endor und seinen Getreuen, in Begleitung einer halben Terzio der Langschwerter, auf ihren stolzen Rössern den Waldweg von Sodanyo nach Arinken entlang ritten.
Dass bereits die zwölfte Stunde des Tages überschritten war, konnte man unter dem dichten Blätterdach der Bosparanien und Weiden kaum erkennen und die Straße, die nach dem letzten Regen mehr einem breiten Waldweg glich lag im Schatten der Bäume. Nun mussten sie doch bald das Dorf Satara, das auf halber Strecke nach Arinken liegen sollte, erreichen.
Kusmina, die Wirtin der Herberge Travias Einkehr aus Sodanyo hatte ihnen noch ein paar Ratschläge für den Wald mit auf den Weg gegeben, während sie die Pferde der Gruppe sattelte. Die hohen Herren sollten sich vor Räubergesindel in Acht nehmen und auf jeden Fall dem Heiligen Olweren eine Opfergabe an den Opferstätten darbringen, um den Wald nicht zu erzürnen und den Pakt mit den Waldschraten zu achten. Im Notfall solle man sich an die Götter und falls das nicht half an die sonst recht schweigsamen Holzfäller des Waldes wenden, sie wüssten was zu tun sei.
Einige Zeit später, die sie schweigend in zweier Reihen, die Gruppe zählte immerhin über zehn Personen, nebeneinander her geritten waren, fing Endor an zu grübeln. Tat er hier das Richtige? Immerhin war das ein alter Wald, der viele Geheimnisse barg und schon seinen Vorfahren zum Verhängnis wurde. Dafür war es nun zu spät, fand Endor, immerhin waren alle Getreuen, die er gerufen hatte, seinem Ruf gefolgt und es war einfach an der Zeit für das Haus Dorén aus dieser Lethargie auszubrechen und Dinge zu tun die schon längst getan werden sollten. Den Zauderer, wie ihn einige noch hinter vorgehaltener Hand nannten, galt es nun, genauso wie das feige namenlose Räubergesindel des Waldes aus der Welt zu verbannen. Welcher dieser Speichellecker hatte den je besessen war er schon verloren hatte? Er würde es ihnen…
„Dort ist es…“, rief Lyssandra, die vor Endor ritt und zeigte mit der Hand in Richtung einiger Holzhütten auf einer kleinen Lichtung des Laubwaldes. Ardan ritt voraus und fragte an der ersten Hütte nach dem Weg zu den Hexen Desatinava, die alte Frau zeigte auf die letzte und auch sichtlich älteste Hütte am anderen Ende der Lichtung. Endor drehte seinen Rappen und gab ihm die Sporen, Ardan und die Gruppe folgte ihm.
An der Hütte angekommen sprang er aus dem Sattel, wartet aber bis die Gruppe aufgeschlossen hatte. Er befahl den Langschwertern bei den Pferden zu warten und auch der praiosgläubige Rondrian Vistelli wollte nicht mit zu den Hexen. Nun konnte sie die Hütte genauer erkennen, sie bestand aus Rundstämmen wie die anderen weiter in der Mitte der Lichtung, diese war aber mit Abstand die älteste, die untersten Stämme wurde von Wurzeln des Waldes umschlungen. Sie wurde so erbaut, dass nur ungefähr die Hälfte der Grundfläche auf der Lichtung stand, wie weit die Hütte in den Wald dahinter führte war von vorne nicht auszumachen. Das Dach war leicht schief und moosbewachsen. Die Vorderseite der Hütte wies insgesamt drei Fenster und ein Tür auf, die, wie sie nun bemerkten, einen Spalt offen stand.
Endor trat ohne zu zögern ins Innere der Hütte, alle Mitglieder der Gruppe folgten ihm. Sie fanden sich in einem recht großen, nur schwach erhellten Raum wieder. Rechts hinten gab es wohl eine Feuerstelle oder gar Kamin, der Boden war komplett mit schweren Teppichen ausgelegt und von der Decke hingen zahlreiche Bündel mit Kräutern, Pflanzen aber auch Töpfen und Pfannen, die wohl zum Kochen dienten. In der Ecke vor dem Kamin stand ein massiver Tisch mit zwei Stühlen, aber auch dieser war komplett mit irgendwelchem Kram belagert. Ein schwerer, würziger Duft hing in der Luft der nicht genau zuzuordnen war.
„Seid gegrüßt, werte Herren“, sagte eine wohlklingende, weiche Stimme aus dem Halbdunkel. Eine weibliche Person trat ein Stück hervor, sodass sie eine junge, sehr schöne, rothaarige Frau erkennen konnten. Sie trug ein Kleid aus leichtem Stoff, das mehr zeigte als es verhüllte, ‚nach Art der Tulamiden’.
„Entschuldigt unser forsches Eintreten in Euer Haus“, sagte Endor, „…schon geschehen“, erwiderte die hübsche Schönheit, „trinkt erst mal einen Schluck.“ Sie goss aus einem Kessel ein heißes Gebräu in mehrere Tonbecher, sodass sich jeder einen nehmen konnte.
Jedes Mitglied der Reisegruppe trank einen Schluck des leicht bitter schmeckenden Getränkes. „Ich habe euch schon erwartet, Herr von Shenilo“, rief plötzlich eine alte, krächzende Stimme aus Richtung des Kamins. „Ich bin nicht der Herr von Shenilo, erwiderte Endor, bevor es ihm schwindelig wurde und er, wie die anderen, die auch von dem Gebräu getrunken hatten, in einen tiefen Schlaf fiel.

Schwarze Männer und weiße Wälder

Der Schnee lag weich und unberührt vor ihr. Sanft überquerte sie die Lichtung, hinterließ kaum Abdrücke. Der Wald lag still unter seiner weißen Decke, sie war das einzige Wesen im Umkreis eines Hirschrufs. Das einzige atmende Wesen.
Unter einer Birke am Rande der Lichtung lag der Kadaver eines Bibers, sein Bauch war geöffnet worden, offenbar an Ort und Stelle, denn das weiß von Schnee und Baumrinde war fleckigem rot gewichen. Sie senkte den Kopf und roch an dem toten Tier, erkannte, dass es vor wenigen Stunden gestorben sein musste.
Hier war der Schnee nicht mehr unberührt, Spuren von Füßen führten tiefer in den Wald, Spuren menschlicher Füße. Sie bleckte die Zähne und wandte den Kopf von dem Kadaver ab, schlich geduckt in die Richtung, die auch der Mensch eingeschlagen hatte. Sie folgte dem Geruch von altem Wasser, der den frischen Geruch des Schnees und den schärferen Geruch von Blut und anderen Flüssigkeiten hinter ihr bald überdeckte.
Nach einiger Zeit erreichte sie eine Anhöhe, die von blattlosen Bäumen bestanden war und reckte die Nase in den Wind. Vor ihr waren mehr Menschen. Der Wald war hier nicht ruhig. Es lagen Geräusche in der Luft. Gefährliche Geräusche. Sie verharrte eine Zeit lang regungslos, einen Fuß angehoben, zum Schritt bereit. Sie blinzelte fast träge in den von Wolken verhangenen Himmel. Dann begann sie mit dem Abstieg von der Anhöhe und näherte sich den Geräuschen.
Bald waren Schreie in der Luft, heißere Rufe, spitze Klänge, der Geruch nach Angst und Tod bedeckte den Wald wie Rauhreif. Kalt, aber schmelzend. Ihre Bewegungen waren eilig, aber nicht ängstlich. Sie sprang auf einen umgestürzten Baum, ging ein paar Schritte, stieß sich kräftig ab und landete auf einem Ast, der groß genug war, um sie zu tragen. Dann verharrte sie, den Mund zu einem lautlosen Zischen geöffnet, den Körper gegen das Holz gepresst.
Eine schwarze Gestalt brach durch das Unterholz, der Geruch, den sie zuvor wahrgenommen hatte, war stärker geworden. Der Schwarze taumelte gegen den Baum, auf dem sie saß, blickte sich um, aber nicht auf, bemerkte sie nicht. Er hatte ein ledriges Gesicht und einen Ast in der Hand auf dem ein kleiner Mond leuchtete. Der Schwarze rannte weiter, denn die Anderen kamen. Sie hörte sie, sie roch sie. Dann war da ein Reißen, Splittern und Knistern, der Mond zerplatzte und der Schwarze war rot. Feuer brandete aus seinem Leib, während die Gestalt noch weitertaumelte, leckte über das Ledergesicht, verbrannte das weite Gewand. Sie kauerte sich tiefer hin, als die Gestalt zusammenbrach. Der Gestank verbrannten Fleisches ließ sie angstvoll knurren. Kein Schrei war von ihm zu hören, nur ein schwaches Stöhnen als die Flammen den Leib besiegten.
Dann waren die Anderen dar. Sie hatten Eisen in den Händen und blutige Gesichter. Das Pferdeweibchen roch nach Angst, das Pferdemännchen nach nassem Fleisch und krankem Tod. Als sie den schwarzen Haufen erreichten, der einmal ein Mensch gewesen war, sackte der Stinkende in den Schnee. Die Ängstliche versuchte ihm zu helfen, aber sie konnte riechen, dass er der zweite tote Mensch auf dieser Lichtung werden würde. Ohne Regung wartete sie dann. Beobachtete die Frau, der regenlose Tropfen über das Gesicht rannen, wie sie das Pferd auf der Brust des Mannes mit Schnee behäufte, dann auch den Kopf, der unter Blut und Brand weiß geworden war.
Die Frau stand auf und taumelte davon. Sie duckte sich. Da war noch jemand. Die Frau blieb stehen. Eine schwarze Gestalt, eine Hälfte ihres Gesichtes war ledrig, die andere rot, stand am Waldesrand. Etwas Scharfes lag in den ledrigen Händen. Sah aus wie der brennende Mann, aber anders. War kein Mann.
Die beiden Weibchen verharrten, beobachteten einander, regungslos. Da drangen Rufe aus dem Wald, von wo der brennende Mann und die Pferdefrau gekommen waren. Endlich hörten auch die beiden sie. Die Pferdefrau starrte noch eine Weile zur schwarzen Frau hinüber. Dann folgte sie den Rufen. Die andere Gestalt bewegte sich auch. Ging in den Wald hinter ihr.
Sie wartete ab, bis beide Weibchen davongetaumelt waren. Lauschte auf den Wald. Der jetzt wieder still war. Still wie die Lichtung, auf der der Biber gelegen hatte. Dann sprang Fatas leichtfüßig von dem Ast, landete auf sanften Pfoten im Schnee. Sie knurrte den schwarzen Haufen an und schnüffelte einmal kurz an dem Schneehügel. Dann drehte sich die Katze um und lief zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.

Deutungen und Hinweise

Ardans Kopf ruckte hoch, als ein Scheppern die Waldbilder im Schnee verdrängte und ihn schlagartig wach werden ließ. Mit gerunzelter Stirn ging er aus der Hütte der alten Vettel – hatte sie ihn etwa gerade vergiftet? Einen benebelnden Trank gereicht? Er hätte es besser wissen müssen, als einer Hexe zu vertrauen! Aber dennoch, eigenartige Bilder waren das. Eine Katze im Schnee? Und wer waren die Gestalten gewesen, die sie beobachtet hatte? Er würde darüber nachdenken müssen.
Als er zu seinem Pferd ging, sich den noch immer etwas benommenen Schädel reibend, fühlte er, dass in einer der Taschen seiner Robe etwas versteckt worden war. Er zog einen Zettel hervor. Auf diesen hatte jemand mit rascher Tinte eine Notiz geschrieben. Ardans Kopf schmerzte noch heftiger, nachdem er die Worte gelesen hatte. Was hatte es nun wieder damit auf sich?
Wenn Ihr mehr über jene Räuber erfahren wollt, dann fragt die, die gegen sie gekämpft haben. Aber fragt auch die, die unter ihnen gelitten haben. Gibt es nicht noch eine andere Familie in Shenilo, die unter den Übeln des Waldes gelitten hat? Jahrelange Gefangenschaft gar? Wer, wenn nicht jemand, der von den Wölfen verschleppt wurde, weiß, wo ihr Bau ist?