Briefspiel:Arinkelwaldereignisse/Vertrocknungen und Überschwemmungen bei Hepheia

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Ereignisse   Texte   Karte    
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris.png Athanasius
Haus Doren.png Dorén
Haus Vistelli.png Tribec

Der Text Vertrocknungen und Überschwemmungen bei Hepheia beschreibt ein Arinkelwaldereignis. Endor Dorén, Rondrian Vistelli und Ardan von Raulsklamm dringen auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Arinkelbande und des Kultes von Charr-Ulthar im Peraine-Mond 1035 BF bei Hepheia erneut in den Arinkelwald vor.

Das Wankarer Hügelland und der Arin

Nördlich von Wanka steigen die Hügel am Westrand des Arinkelwaldes abrupt an. Zwischen diesen liegen Täler mit Baumgruppen, denen wegen des Paktes mit Olweren nie die Axt gedroht hat. Dort gibt es dunkle, enge Schluchten, wo die Bäume sich auf wundersame Weise neigen, dünne Bäche plätschern vor sich hin, auf die selten einmal das Praiosauge hinabblickt. An den sanfteren Hängen steht manche Holzfällerbehausung mit geduckten moosbedeckten Hütten, verlassene, steingraue Turmruinen mit vergessenem Zweck, die von Felsvorsprüngen über die Geheimnisse des Waldes brüten.

Unheimliche Hofbewohner

Der Mann, der der Reisegruppe um Endor von Sodanyo und Ardan von Raulsklamm die Tür öffnete, hatte blasse, fast graue Haut. Er war breitschultrig, beugte sich aber leicht nach vorne, als läge eine schwere Last auf seinen Schultern. Hinter seinen Beinen versteckten sich zwei Jungen, die viel zu alt waren, um sich so hinter dem Vater zu verbergen. Ardan nahm das alles nur am Rande wahr. Es galt, die Höhe ausfindig zu machen. “Seid Ihr Herr Kupferstein, der Verwalter?” Ardan neigte das Haupt und blickte den Mann fragend an. Dessen Augenbrauen senkten sich misstrauisch, als sei es überraschend, dass ihn jemand kannte oder gar aufsuchte.
“Wer will das wissen?” Die Worte waren unfreundlich und aggressiv, der Tonfall aber hohl, flach, fast kraftlos. Dennoch sagten die Blicke Kupfersteins, dass er eine kleinere und weniger bedeutende Gruppe vom Hof gejagt hätte. Unter seiner Abneigung lag eine Stumpfheit, als habe er in der vergangenen Nacht allzu sehr dem Rotwein zugesprochen. Doch irgendetwas sagte Ardan, dass ein guter - oder auch ein schlechter - Tropfen nicht der Grund für den fehlenden Ausdruck in Andamon Kupfersteins Augen waren.

Der älteste Sohn des Verwalters war am Morgen des 24. ausgegangen, bewaffnet mit einem Sauspieß. “Das alte Ding ist nichtmehr benutzt worden, seit die Herrin Ismiane die Jagden abgesagt hat, als ihr Sohn gestorben ist.” Ardan war glücklich darüber, immerhin zu wissen, dass die Herrin von Wanka, Ismiane Halthera, vor längerer Zeit ihren einzigen Sohn und Erben verloren hatte.
“Bringt die Kühe auf ne andre Weide.” Kupferstein schien keine weitere Erklärung für nötig zu halten. Erst beim Verlassen des Hofes - der Verwalter hatte schließlich den Weg zur Höhle, die in den Ausläufern der Westhügel der Berge des Arinkelwaldes lag, gewiesen - stellte Ardan fest, dass die Kuhställe genau wie der kleinere Verschlag, indem wohl Pferde Unterschlupf gefunden haben könnten, leer standen.

Zurück in den Wald

Auf den dämmrigen Pfaden zwischen den Bäumen war es viel zu still und der Boden war zu weich von feuchten Moos und mit uraltem Moder bedeckt. Ardan fühlte sich sonderbar, als sich die Gruppe dem Gebiet näherte. Er war abgestiegen, nachdem sein Pferd etwas in den Boden eingesunken war. Die Tiere waren ohnehin unruhig. Im Gebüsch raschelte es immer wieder, aber Tiere waren keine zu sehen, kein Vogel zu hören. Die wenigen Bäume in der Nähe waren gekrümmt und moosbewachsen. Mancher tote Stumpf zeugte von verstohlenen Äxten, die hier einst ohne Erlaubnis benutzt worden waren.

Nach einigen Stunden fanden sie den Spieß. Vielmehr das, was von ihm übrig war. Eine angelaufene und blinde Spitze, kein Schaft, geschweige denn Hand oder gar Besitzer der Waffe war zu finden. Die Spuren verrieten jedoch, dass tatsächlich ein Mann mit einigen Rindern hier lang gekommen sein musste, der Boden war hier weich genug, um die Hufabdrücke zu behalten und Regen fiel derzeit keiner.
Das erste Tier fanden ausschwärmende Langschwerter etwa eine Stunde von der Höhle entfernt in nördlicher Richtung. Die Kuh lag, von Mücken und Schnaken umsurrt, auf der Seite, sah aus, als sei sie Hungers gestorben. Der Mann, der das Tier gefunden hatte, war einmal in Almada auf einem von einer Dürre überraschten Hof gewesen - die Tiere hatten ihn deutlich an die unglücklichen Viecher des Hofes von Hepheia erinnert. “Ihre Haut, Signore Endor”, zögerte der Mann, als er dem Landvogt berichtete. Er schüttelte den Kopf. “Sie war wie verbranntes Pergament …”
Nachdem man drei weitere tote Tiere gefunden hatte, war man zur Gruppe um Landvogt und Magus zurückgekehrt - noch immer war nichts vom Sohn Kupfersteins zu finden gewesen.

Der Höhlenfund

Ardan hatte das Zeitgefühl verloren und wusste daher nicht zu sagen, wann der Ruf eines vorauseilenden Langschwerts ihn aufschreckte. Er hatte sich gerade über ein leeres Vogelnest gebeugt, das in einer Astbeuge hing, wie ein gräulicher Rest Heu, der zu lange im Regen gelegen hatte. Genausograu wie das Stroh waren auch die kleinen, dürren Körper der Vögel, die am Boden unter dem Baum gelegen hatten. Direkt daneben schlängelte sich ein fahler Bach durch den Wald, der die Reisenden seit einiger Zeit begleitete und stetig an Breite zunahm, so dass man ihn jetzt kaum noch überspringen konnte, wo er noch vor wenigen Stunden kaum mehr als ein Rinnsal gewesen war.
Ardan schauderte es - und für einen Augenblick war er froh, dass etwas entdeckt worden war - wiewohl er ahnte, dass es sich auch dabei um nichts Angenehmes handeln würde. “Wir haben die Höhle gefunden, Landvogt”, meldete der Mann. “Es ist, wie Kupferstein es sagte - aber … der Zugang wird schwierig sein.”
“Er ist überflutet - der Bach, Signore, es scheint, als käme er aus der Höhle selbst”, fügte ein anderes Langschwert hinzu, eine Frau, die jetzt zu ihrem Begleiter aufgeschlossen hatte. “Aber … niemand hat uns gesagt, dass in der Höhle ein unterirdischer See liegt”, stellte Ardan fest. Die beiden Kämpfer schüttelten den Kopf.

„Verdammt!“, entfuhr es Endor, der mit so etwas nicht gerechnet hatte. „Hm, dieser Schreiber Gedra muss hier etwas entdeckt haben, was ihn zur jähen Rückkehr nach Shenilo veranlasst hat. Wenn wir ihm nun hinterher eilen, um aus seinem eigenen Mund zu erfahren, welche Absonderlichkeit er hier am Werke glaubt, dann laufen wir den Dingen hinterher. Und laufen Gefahr, irgendwann zu spät zu kommen, da diese alte Vettel aus der Hütte schon vor einiger Zeit dorthin gefahren ist, wohin keine Seele eines Göttergläubigen sollte und die Spuren auf dem Weg hierher deutlich jüngeren Datums sind, ist davon auszugehen, dass es noch weitere Kultisten gibt. Lasst uns zur Höhle gehen, wir werden sehen, wie weit wir hineinkommen. Jovena, Ascanio und Migaele, ihr drei wartet hier bei den Pferden, zieht eure Waffen und haltet eure Lanzen griffbereit, ich möchte bei unserer Rückkehr keine Überraschung erleben.“ Nachdem er diesen Befehl an einen Teil seiner Bedeckung geben hatte, zog Endor mit dem Rest der Gruppe zum Höhleneingang.

Kaum mehr als zwei Dutzend Schritt konnte sich die Gruppe Endors und der Handvoll Langschwerter, die ihm verblieben waren, der Höhle nähern, bevor sie mit ihren Stiefeln im Wasser - und darunter im schlammigen Boden - versanken. Voraus öffnete sich ein schmaler Eingang zur Höhle, der im finsteren Zwielicht des hereinbrechenden Abends etwa so einladend wirkte wie der Rachen des Lindwurms auf den Schilden der Langschwerter. Ardan schüttelte den Kopf. “Ab hier müssen diejenigen, die des Schwimmens mächtig sind vorangehen!” Das Wasser war kalt, die Frühjahrssonne kam hier nur selten durch das Dickicht der Bäume und binnen kurzem war Ardan versucht, seine eigenen Schwimmfertigkeiten zu verheimlichen. Im Gegensatz zu den anderen hatte er jedoch wenigstens kein schweres Kettenhemd durch das Nass zu tragen …
Er nahm die Tasche mit Vademecum und anderen, wichtigen Besitztümern eines Magus vom Rücken und löste seinen Umgang von den Schultern, um ihn in dieselbe zu packen. Dann durchfuhr ihn ein Stöhnen und er blieb wie angewurzelt stehen. Der gräuliche Stein, auf den er die Tasche abzulegen gedacht hatte, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als zwar lebloser, aber ehemals alles andere als felsiger Körper eines Tieres. “Ein … Hirsch …”, stammelte der Magus. Seine Tasche vor dem Wasser rettend, beäugte Ardan den halb im Wasser liegenden Körper des einst stolzen Tieres. Eines der Langschwerter, Ardan hatte sich den Namen der Frau nicht behalten, eilte herüber und warf einen Blick auf die Hufabdrücke im sumpfigen Untergrund am Rande des Baches. “Er ist zum Trinken hergekommen.” Sie warf Ardan einen beunruhigten Blick zu, der diesen sogleich mit einem finsteren Blick auf die Wasseroberfläche beantwortete.
„Ardan mein Freund, ist es Euch möglich abzuleiten, ob dieses Tier ertrunken ist oder ob es ob der giftigen Wasser umkam? Ich möchte nicht alsbald daneben liegen.“ Endor fragte sich gerade, ob Schreiber generell schwimmen können mussten, um ihrer Passion nachgehen zu können. So weit wie Gedra wollte er zumindest in die Höhle hinein. Ardans Blick auf das Wasser hatte den Fokus verloren, zuerst reagierte er mit keiner Miene auf die Frage Endors…
Mit einem unangenehmen Schimmern in den Augen, das durch den Vogt hindurchging, wandte sich Ardan schließlich wieder Endor zu. “Es ist nicht zu übersehen, Signore. Das Wasser ist mit einer heptasphärischen Präsenz in Kontakt gekommen. Ich fürchte, ein längerer Konsum oder eine andere Form des Kontakts hat für das Wohlbefinden des Betreffenden unangenehme Folgen.” Mit einem Mal wunderte ihn auch das äußere Erscheinungsbild des Verwalters von Hepheia und das seiner Tiere nicht mehr - die Kühe grasten auf der Weide, das von diesem Wasser gespeist war und vielleicht war gar auch der Brunnen schon befleckt? “Wie lange wir uns in der Höhle und im Wasser darin aufhalten können, vermag ich allerdings nicht zu sagen …”

Hinein

Endlich nahm Rondrian all seinen Mut zusammen und tauchte in den Höhlengang hinein, seine Waffe hatte er notdürftig mit einem Ledergurt um den Rücken geschnallt, ganz wie in den alten Zeiten. Sie waren zu fünft - Endor selbst sowie zwei seiner Langschwerter - der Rest war draußen geblieben, um notfalls Hilfe zu holen oder selbst zur Hilfe zu kommen - zudem Rondrian Vistelli und der Magus Adran. Aus dem Bart des Magiers tropfte dunkles Wasser, als er eine magische Kugel über seinem Kopf erscheinen ließ. Obwohl das Licht selbst bläulich leuchtete, sandte es grünliche Schlieren über die zerklüftete Decke der Höhle. Das Wasser selbst konnte Adrans Kugel hingegen überhaupt nicht erhellen. Rondrian schaute nach unten und es war ihm, als endete sein Leib unterhalb der Hüfte. Das Wasser in der Höhle war derart kalt, dass eine Taubheit in allen Gliedern entstand, die zum Fehlen von deren Anblick passte.
Zunächst waren alle ratlos, wohin man sich wenden sollte, bis Rondrian den Kopf schieflegte und fragte. “Hört ihr das? Es ist ein, es ist ein Plätschern?” Er flüsterte, als wolle er vermeiden von irgendwem - oder irgendetwas - bemerkt zu werden. “Eine Quelle? Hier unten?”, antwortete Adran zögerlich. Schulterzuckend wandte sich schließlich Rondrian der Richtung zu, aus der das Geräusch zu kommen schien, und die anderen folgten ihm. Obwohl sie unnötige Lasten draußen gelassen hatten, war es Rondrian bald, als käme er kaum vorwärts. Immer wieder verloren seine Füße den Halt und er musste mit den Beinen rudern, um sich wenigstens etwas vorwärts zu bewegen. Nur allmählich wurde das Geräusch lauter.

Tiefer

Rondrian murrrte erschrocken auf und griff nach seiner Waffe. Dort, kaum einige Schritt voraus, ragte ein bleicher Schädel aus dem Wasser. Ein dürrer Hals hielt ein breites Maul, aus dem etwas Längliches - ein Knochen? - ragte. Wasser lief den Schädel hinab, als sei er eben erst geräuschlos aus dem Wasser aufgetaucht. Es dauerte einen Augenblick, bis Rondrian bemerkte, dass ihn nicht düstere Augen, sondern leere Höhlen anstarrten, und dass der Hals nicht etwa geschuppt, sondern aus verfärbtem Holz war. Jemand musste den Schädel eines breitmauligen, zahnigen Fischs auf einen Holzstab hier in den Untergrund gerammt haben. Über die Motive einer solchen Person ließ sich ebenso haltlos spekulieren wie über die Natur des seltsamen Zahnfischs, der sicherlich in den meisten Bestiarien dieser Welt aus gutem Grunde nicht auftauchte, sondern sich in derlei Werken, wie es wohl auch seiner Art entsprach, unter der Oberfläche, tief in unklaren Gewässern, allerhöchstens zwischen den Zeilen aufhielt.
Das schummrige Leuchten der magischen Kugel erhellte allmählich eine schräge, natürliche Plattform im hinteren Ende der Höhle, auf der, geschützt durch den Schädel auf dem Stab, etwas im Dunkeln lag. Nur, was war es? Eine Kiste, ein Altar oder dergleichen?
“Jetzt wissen wir auch, woher das Plätschern kommt”, kommentierte Rondrian, äußerlich ruhig und gelassen wie ehedem. Dem Fischmaul entsprang ein steter Strom dunklen Wassers, ohne dass ein Ursprung erkennbar gewesen wäre.
Nach einer kurzen Zeit allgemeinen Zögerns fasste sich Rondrian ein Herz und ergriff kurzerhand seine Waffe. Ein Hieb, vom Geräusch zersplitterten Holzes begleitet, brach den Hals des skelettierten Tieres. Der Schädel fiel auf den Rand der Erhebung dahinter, der leicht gebogene Stab in seinem Schlund verschwand hingegen in den Fluten. Der Kiefer des Schädels brach und die Wasserquelle versiegte.
Während manch einer noch über die nun so besiegte, obskure Standarte sinnierte, war Rondrian bereits auf der kleinen Anhöhe und hatte, im Schein der magischen Kugel, den Gegenstand in Augenschein genommen, der dort ruhte. In einer teilweise geborstenen Kiste, die den goldenen Rebstock der WYS aufwies, war eine feucht schimmernde Truhe zu erkennen, belegt mit allerhand sinistren Zeichen. Nachdem Adran und Rondrian die Truhe auf offensichtliche mechanische oder magische Fallen untersucht hatten, trug die Gruppe das Holzgefäß mit vereinten Kräften aus der Höhle. Der Hauptmann strich sich derweil wiederholt durch das feuchte Haar und fluchte still. Etwas an der Holzkiste, in der die eigentümliche Truhe gewesen war, ließ ihn in den Erinnerungen der vergangenen Jahre ein Ziehen verspüren, das er aber nicht recht identifizieren konnte.
Der Magus Adran hingegen beriet mit Endor darüber, wohin man die Truhe bringen sollte, auf oder in der mit Sicherheit, soviel habe seine arkane Analyse ergeben, eine dämonische Verunreinigung laste, die der Magus auch für diejenige des Wassers verantwortlich hielt.

Auf dem Rückweg

Endlich fiel Rondrian ein, woran ihn der Anblick der hölzernen Truhe erinnert hatte. Vor einer halben Dekade waren Söldlinge in das Draconiter-Institut eingedrungen und hatten im Gewande von Dienern der Weinhandlung Yaquiria Shenilo mehrere Geiseln genommen. Ein Teil der Maleficanten war geflohen und nie mehr aufgetaucht. Der Hauptmann der Leondrisgarde hatte damals die Spur zur WYS zurückverfolgt und entdeckt, dass die Tochter des Weinmeisters Phorgos ap Thergourian, Nilya, auf Druck der Söldlinge hin diesen mehrere Livrees der WYS beschafft hatte - und eine schwere, hölzerne Truhe, wie man sie benutzte, um besonders edle Weinfässer winddicht zu verschiffen. Leider traute Rondrian seinem Gedächtnis in dieser Sache nur widerwillig über den Weg - er war es gewohnt, ungelöste Fälle erst einmal gehörig zu verdrängen, da sie sonst den Blick auf akute Probleme des Alltags verstellten und ihn nur schlecht schlafen ließen.