Briefspiel:Arinkelwaldereignisse/Rondrian hält Wache

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Beteiligte (irdisch)
Haus Vistelli.png Tribec

Der Text Rondrian hält Wache behandelt die Hundswache des Sheniloer Gardehauptmanns Rondrian Vistelli am Abend des 20. Peraine 1035 BF im Arinkelwald.

Rondrian hielt Wache. Seine Gefährten schliefen tief und fest. Die Nacht drohte selbst für den Peraine-Mond kalt zu werden, die Sterne standen klar am Himmel. Ein kühler Wind drang geradezu kinderleicht an alle bloßen Stellen und ließ Rondrian frösteln.
Der Arinkelwald war nicht so die übrigen Wälder Yaquiriens. Es gab Gründe, weshalb er seit der Anlandung der ersten Siedler beinahe unangetastet geblieben war. Dies waren keine harmlosen Gründe. Der Arinkelwald war gefährlich. Nicht so, wie ein gereizter Oger gefährlich war, der einen mit einem Schlag in den Boden stampfen konnte, sondern auf andere, subtilere Art, aber im Endeffekt weitaus schlimmer.
Rondrian dachte über die Schauergeschichten nach, die ihm in Shenilo über den Wald zu Ohren gekommen waren. War es wirklich eine gute Idee, sich nun in dieses Gehölz zu begeben?
Er blickte zu den schlafenden Gefährten. Wussten sie, worauf sie sich einließen?
Ob die Geschichten wahr waren? Oder ob nur ihr Kern ein Fünkchen Wahrheit enthielt? Sie waren jedenfalls nicht völlig erfunden, er kannte die Zahl der vermissten und tot aufgefundenen Menschen der letzten Jahre und sie war nicht gerade gering. Daneben gab es Meldungen zu geistig verwirrten oder in ihrer Persönlichkeit veränderten Leuten, die sich kurz zuvor im Wald und kurz darauf bei den Noioniten aufgehalten hatten.
Rondrian zuckte kurz zusammen, als ein lautes Geräusch zu hören war. Aber es war nur ein im Feuer knackender Ast. Woher kam diese Schreckhaftigkeit? Er war doch sonst nicht so. Müden Schrittes trat er ans Feuer und setzte sich auf den Baumstamm, der der Gruppe als Bank diente.
War es eigentlich schlau, mitten in der Nacht mit so einem Feuer auf den Lagerplatz der Gruppe aufmerksam zu machen? Bekanntlich zog Licht des Nachts Ungeziefer an und das Ungeziefer des Arinkelwaldes war schließlich von ganz besonderer Natur. Eigentlich seltsam, noch gar nichts gesehen zu haben, dachte sich Rondrian, als er in die verzehrenden Flammen des fröhlich lodernden Feuers blickte.
An diesem Tag also hatten sie die beschriftete Haut gefunden. Lyssandra hatte den Plan formuliert, in der Hütte zu bleiben, worin sich die Haut befunden hatte. Es hatte Widerworte gegeben, das junge Mädchen im Wald allein zu lassen. Rondrian hatte an die Vernunft appelliert und zwei vertrauenswürdige Langschwerter als Schutz für die Magierin abstellen wollen. Er hatte erst Ruhe gegeben, als man sich darauf geeinigt hatte, stattdessen den Firungeweihten Firman als Schutz bei Lyssandra zu lassen. Der unscheinbare Geselle kannte sich offenbar im Wald recht passabel aus und hatte schweigend zugestimmt. Er würde vielleicht manches Übel durch seine zwielichtige Aura allein zum Abzug bewegen können. Aber worauf es ankam, war, nicht mit dem Arinkel zu spaßen. Da zählte es kaum, wenn man sich einige Male im Monat mit anderen Mystikern in einem Wäldchen bei Shenilo traf.
Was brachte man den Kindern in den Magierakademien eigentlich bei? Sollte es dort nicht zumindest am Rande erwähnt werden, dass die freie Natur voller Gefahren steckte? Oder war es ein Fehler in der elterlichen Erziehung? Rondrian blickte zum friedlich schnarchenden Endor. Er erinnerte sich vergangener Jahre. Was hatte Endor doch für eine Entwicklung durchgemacht.
Das war wohl auch der Grund gewesen, weshalb er sich an diesem Abend freiwillig für die Wache gemeldet hatte. Die anderen, ermüdet vom Entziffern der Haut, hatten es dankbar angenommen. Er aber konnte nicht schlafen. Auch wegen der Nachricht der Haut. Rondrian griff neben sich, nahm die Haut zur Hand und ließ seine Augen über die Inschrift wandern.
Bei dem Licht war es gar nicht so einfach, die Schrift zu lesen. Mal ganz davon abgesehen, dass der Inhalt ohnehin schwer verständlich und kryptisch gehalten war.
Er musste kurz eingenickt sein. Das Nächste, woran er sich erinnerte, war Schmerz, der daher rührte, dass seine Finger von den Flammen, die von der Haut Besitz ergriffen hatten, erreicht wurden. Schleunig schleuderte Rondrian die Haut von sich – direkt ins Lagerfeuer. “Ach du meine Güte!”, entfuhr es ihm. Nun wieder bei Sinnen, versuchte er, die Haut aus dem Feuer zu fischen. Aber das war gar nicht so einfach, das trockene Pergament brannte schließlich ziemlich gut. Zum Glück schliefen die Gefährten tief und fest, so dass sie nicht merkten, was für einen Tanz Rondrian nun aufführte. Kurze Zeit später war alles erledigt. Die Haut war so gut wie neu und – vor allem – sie brannte nicht mehr. Man konnte auch noch fast alles fast gut lesen. Die etwas mitgenommenen Stellen hatte Rondrian nach bestem Wissen und Gewissen ausgebessert und aus dem Kopf eigenhändig nachbeschrieben.
Am nächsten Tag war mit Rondrian nur wenig anzufangen. Total übernächtigt, hing er den ganzen Tag in den Seilen und zeichnete sich vor allem durch Wortkargheit aus, worin er wohl den zwielichtigen Firungeweihten nachahmen oder ihn ersetzen wollte. Das Wetter, es war trüb, bewölkt und nieselte ab und an, tat sein Übriges, um die Laune der Gruppe vor Höhenflügen abzuhalten. So hatte auch niemand Lust, die Haut noch einmal näher in Augenschein zu nehmen.