Briefspiel:Arinkelwaldereignisse/Eines Nachts in Vinsalt

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Der Text Eines Nachts in Vinsalt beschreibt ein Arinkelwaldereignis. Wie befürchtet versucht Harodio von Heldenrain, in Vinsalt Odina Kelpie zu ermorden.

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Das Madamal stand hoch am Himmel und die beinahe allgegenwärtigen Stimmen und Geräusche waren abgeklungen, als sie sich von der Straße entfernt hatten. Tolman hatte schon seit geraumer Zeit, ja seit sie den Empfang verlassen hatten, nichts mehr von sich gegeben, eine willkommene Abwechslung. Als sie jedoch um eine weitere Straßenecke gingen, war Odinas Geduld aufgebraucht. Sie fasste Tolman am Handgelenk, und brachte ihn zum Stehen.

"Ist es noch weit? Was ist es, das Ihr mir zeigen wollt?"

Tolman schnaufte, eine Schweißperle rann seine Stirn hinab. Er schien gar nicht mitbekommen zu haben, dass sie durch die halbe Stadt marschiert waren, und wirkte unsicher. Mehrfach schaute er sich um.

"Odina, verzeiht. Es ist nur ... ich wollte mit Euch reden, ohne die wachsamen Augen und Ohren meines Onkels oder Eurer Schwester auf uns zu wissen. Die beiden sind schwerer abzuschütteln als Therengar-Terrier."

"Sie macht sich Sorgen um mich. Ich bin zum ersten Mal in dieser Stadt. Was ist es, das Ihr mir anvertrauen wollt?" Odina hatte ein mulmiges Gefühl. Was hatte Tolman zu verbergen? Sie spürte die fleischigen Finger seiner Hand an ihrer Schulter, sein Gesicht, rund wie der Mond am Himmel, kam ihr so nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Und hatte sich dort in der Dunkelheit nicht doch jemand bewegt?

"Ich wollte Euch den wahren Grund gestehen, weswegen ich meinen Onkel zu diesem Geschäft gedrängt habe. Seit dem Mal, als ich Euch in Arinken traf, konnte ich nicht mehr aufhören, an Euch zu denken. Tag um Tag habe ich meinen Onkel belästigt, den Handel einzugehen. Nicht wegen dem Handel, sondern wegen Euch, meine Liebe! Nicht Phex, sondern Rahja hat mich geleitet."

Odina blieb sprachlos und erstarrte. Sie hatte sich unzählige Gedanken über die kommende Hochzeit gemacht, aber nie damit gerechnet, dass Liebe im Spiel sein könnte. Sie sah es als Gehorsamkeit gegenüber ihrem Vater, diesen Mann zu heiraten, der zwar sanftmütig wie ein Kalb war, aber auch von Gestalt eines nur wenig zu klein geratenen Ogers. "Ich kann nicht länger warten, ich möchte Euch küssen, jetzt, nicht nach der Hochzeit, möchte Euch ..." Odina entwand sich dem Griff ihres Verlobten, der offenbar nicht die Hochzeitsnacht abwarten konnte, trat einen Schritt zurück, um besser die Flucht ergreifen zu können. Doch etwas Glitschiges lag auf dem Boden, Tolman fing sie noch rechtzeitig auf. Plötzlich zuckte er zusammen und erstarrte wie vom Schlag getroffen.

"Was ist?", fragte Odina. "Verdammtes Ungeziefer." Tolman fasste sich mit einer seiner Pranken an den Nacken und brachte etwas zum Vorschein. Etwas kleines, metallisch glänzend, mit bunten Federn.

"Seltsames Getier", wunderte sich Odina. Aber war das ein Tier? "So eines habe ich am Morgen in Eurem Zimmer gefunden, unter Eurem Bett", entgegnete Tolman. Bevor Odina fragen konnte, was bei allen Zwölfen er in ihrem Zimmer unter ihrem Bett zu suchen hatte, trat Schaum an Tolmans Mundwinkeln hervor. “Ihr solltet das Fenster geschlossen lassen, das Fenster, das Fenster, habe ich Euch schon gesagt, wie liebr..." Er verdrehte seine Augen, auf dass nur noch das Weiße zu sehen war, und erschlaffte. Bevor sie etwas dagegen tun konnte, sackte er in sich zusammen und begrub Odina mit seinem massigen Körper unter sich wie ein Mehlsack. Sie hörte, wie sich Schritte näherten und jemand eine Klinge zückte.


Am nächsten morgen im Hauptquartier der Connetablia Criminalis Capitale

“Fangen wir von vorne an …” Der Schein der Blendlaterne spiegelte sich in Konstabler Morells Augen wider, die tiefen Furchen auf seiner Stirn warfen zuckende Schatten. Sein Gegenüber seufzte resigniert. Der Konstabler fuhr fort: “Ihr wurdet in Gegenwart zweier Leichen aufgegriffen. Mit einem blutverschmierten Dolch in der einen Hand und diesem …” Morell nahm das vor ihm auf dem Tisch liegende Gerät, eine Art Holzrohr, in die Hand und betrachtete es von vorne bis hinten, von außen und innen. “... diesem Ding hier in der anderen.” Sein Gegenüber nickte resigniert und wischte sich mit einem schmutzigen Lappen Blut von der Schulter, wo eine Wunde klaffte. Morell kniff die Augen zusammen und fuhr fort: “Unser Feldscher scheint sich ja sehr zu verspäten heute. Ich habe mir aber sagen lassen, er sei schneller, wenn Delinquenten etwas mehr Kooperation zeigen.” Er richtete den Strahl der Laterne ins Gesicht seines Gegenübers. “Mit diesem Gerät habt Ihr diese …” Er brachte einen winzigen metallischen Pfeil mit bunten Federn zum Vorschein, “... Giftpfeile verschossen. Ich betone: GIFT-Pfeile. Ihr werdet des zweifachen Mordes und des Besitzes einer verbotenen Substanz verdächtigt. Sieht sehr nach einem Auftragsmord aus. Wer hat Euch beauftragt?”

“Niemand, wie oft soll ich es noch sagen?” Die Stimme klang schwach, aber immerhin hatte sein Gegenüber mal etwas gesagt. Etwas ungläubig entgegnete der Konstabler: “Ihr werdet die beiden kaum aus Spaß gemeuchelt haben. Oder seid Ihr aus Mengbilla, dann könnte ich mir so etwas vorstellen.” - “Ich komme aus Arinken.” - “Also aus der Nähe von Methumis.”- “Nein, nicht Methumis.” - “Selbst das wollt Ihr abstreiten, meine Geduld nähert sich dem Ende!” Der Konstabler wurde merklich lauter. Er sprang auf und begann, im Verhörzimmer auf und ab zu laufen, wobei er sich immer mehr in Rage redete. “Wisst Ihr was? Mir reicht es mit verstockten Delinquenten wie Euch! Um mir das zu ersparen, bin ich hierher gewechselt. Nun schaut Euch an! Wie Ihr hier sitzt, so als könnte niemand Euch etwas anhaben. Dieses Mal seid Ihr an den Falschen geraten. Ich war nicht die letzten fünfzehn Jahre bei der Inquisition, um Leute wie Euch so einfach davonkommen zu lassen.”


Unerwartet ging die Tür auf, ein übernächtigt aussehender Dienstbote kam herein und flüsterte dem Konstabler etwas ins Ohr, das dessen Laune anscheinend besserte. Als der Dienstbote das Zimmer wieder verlassen hatte setzte Morell ein triumphierendes Lächeln auf. “Jetzt seid ihr dran. Eure Scharade hat ein Ende. Ihr Provinzschurken unterschätzt doch jedes Mal die Fähigkeiten der Connetabila Criminalis Capitalis!” - “... Capitale” korrigierte sein Gegenüber den Konstabler. “Versucht nicht, mich aus dem Konzept zu bringen!” fauchte dieser. “Ihr behauptet weiterhin, der Dolch, den wir in eurer Hand gefunden haben, gehöre nicht euch, sondern einem der Opfer?” Ohne eine Antwort abzuwarten, redete Morell weiter: “Was sagt ihr nun zu dem, was unsere Archivare herausfinden konnten? Die Markierung auf dem Dolch weist ihn als Fabrikat von Maestra Durani in Arinken aus, der Stadt, aus der ihr zu kommen vorgebt.” Die Verzweiflung in den Augen seines Gegenübers veranlassten den Konstabler dazu, ein triumphierendes Lachen auszustoßen. Ein Lachen, das von einem fröhlich gepfiffenen Lied unterbrochen wurde, das vom Korridor her ertönte.

Die Tür sprang erneut auf, dieses Mal war es Inspectorin ya Mitrani, Morells Vorgesetzte, die anscheinend bester Laune war. Der Konstabler salutierte pflichtbewusst. Mit der Rechten hielt die Inspectorin dem Konstabler ein beschriebenes Stück Papier unter die Nase, allerdings mit der verkehrten Seite, ohne es zu bemerken. Der Blumenstrauß in ihrer Linken, an dem sie immer wieder verzückt roch, schien der Grund dafür zu sein, ebenso wie für ihre gute Laune. “Rahja mit euch an diesem wunderschönen Morgen, mein lieber Konstabler. Wie ich sehe, seid ihr schon wieder mit allem Eifer bei der Sache” flötete die Inspectorin. Morell versuchte, Haltung zu bewahren. “Nicht wieder, sondern immer noch, Frau Inspectorin. Ein wahrhaft zäher Brocken, doch soeben habe ich...” Er erntete einen eher scherzhaft tadelnden Blick seiner Vorgesetzten. “Mein lieber Morell, was soll ich nur mit euch machen? Tag und Nacht im Einsatz, die anderen Konstabler nennen euch hintenrum schon den Therengar-Terrier, weil ihr so verbissen seid. Ihr solltet euch bisweilen etwas Ablenkung gönnen.” Wieder widmete sich Inspectorin ya Mitrani ihrem Blumenstrauß. “Denn das Vergnügen des Körpers befreit auch den Geist, wie die Rahjapriester sagen.” Offenbar hatte sie die Nacht in der Tat weitaus angenehmer verbracht als er, vermutete der Konstabler. Bevor er einen weiteren Versuch begehen konnte, die Inspectorin von seinem Erfolg in Kenntnis zu setzen, fuhr diese bereits lächelnd fort. “Bisweilen lösen sich Fälle sogar über Nacht von alleine, so wie dieser hier. Ich bringe gute Nachrichten, soeben ist ein Abgesandter des Praiostempels eingetroffen und brachte dieses hier.” Sie wedelte erneut mit dem Papierstück herum, Morell vermeinte, das Wappen des Semaphorenregiments darauf zu erkennen.

Ohne den Fetzen weiter zu beachten meldete er der Inspectorin mit stolzgeschwellter Brust: “Auch ich habe soeben den Fall gelöst, sogar ganz ohne Praiostempel, Frau Inspectorin!” “Exzellente Arbeit, Morell. Vielleicht ist es doch langsam Zeit, über eine Beförderung nachzudenken.” Sie klopfte dem Konstabler anerkennend auf die Schulter. “Da nun alles aufgeklärt ist...” sie wandte sich der auf dem Stuhl zusammengesunkenen Figur zu “...dank der wenn auch verspäteten Warnung des Praiostempels und bewiesen ist, dass ihr den Agressor in Verteidigung eures Lebens und das eures Verlobten zu Boron befördert habt, steht es euch frei zu gehen, Signora Odina.” Konstabler Morell überkam plötzlich ein kurzer, heftiger Hustenanfall. Etwas perplex begann er, zu protestieren “Aber Frau Inspectorin, ich habe das genaue Gegenteil...”, bis er sich des Wortes “Beförderung” entsann, das die Inspectorin soeben von sich gegeben hatte. “Konstabler, sagtet ihr etwas?” “Nein, nicht im geringsten” räusperte sich Morell. Inspectorin ya Mitrani hatte inzwischen bemerkt, dass sich die dritte Person im Raum gar nicht rührte. “Konstabler, hättet ihr die Güte, die junge Dame aufzuwecken?”


Etwas später

Nachdem sich jemand um ihre Wunden gekümmert hatte, kehrte etwas Leben in die immer noch erschöpfte Odina zurück, die sich in Begleitung ihrer Schwester und eines Gesandten des Praiostempels mittlerweile nahe des Eingangs des Hauptgebäudes der Connetablia aufhielt, weil sie gebeten worden war, dort zu warten. Sie erblickte, wie sich aus einem Korridor Inspectorin ya Mitrani und Konstabler Morell näherten, wobei sich letzterer hinter seiner Vorgesetzten zu verstecken schien, ein hoffnungsloses Unterfangen, überragte er sie doch um einen Kopf. Mit einem breiten Lächeln gesellte sich die Inspektorin zu der kleinen Gruppe, während der Konstabler etwas Abstand hielt, und begann zu sprechen: “Ah, ehrenwerte Signora Odina, es ist mir die allergrößte Freude, euch mitzuteilen, dass alle Vorwürfe nun auch formell fallen gelassen wurden und nichts mehr eurer Rückreise in die Coverna entgegen steht. Möge die liebliche Göttin über euch wachen, und grüßt doch bitte nach eurer Rückkehr meine Akademiekameradin Yasinthe recht freundlich von mir, sie ist in Diensten des Herzogs.” Die Inspectorin zwinkerte der ratlos dastehenden Odina zu. Danach wich ihr Lächeln einer besorgten Miene. “Ich bedaure zutiefst die unwürdige Behandlung, die euch hier widerfahren ist, doch bin ich überzeugt, dass sich Konstabler Morell persönlich bei euch entschuldigen möchte, habe ich nicht recht, Konstabler?” Etwas unsanft umarmte die Inspectorin den Konstabler und schob den sich merklich sträubenden Morell näher an die Gruppe heran. Dann rauschte sie auch schon schwungvoll von dannen und ließ den Konstabler allein zurück. Dieser begann unbeholfen, sich dafür zu entschuldigen, dass er es nicht bemerkt hatte, wie der Feldscher schon vor Stunden vor dem Verhörzimmer gesessen hatte und irgendwann eingeschlafen war. Als er mit einer Verbeugung geendet hatte und die Gruppe sich daran machte, das Gebäude zu verlassen, verwandelte sich der Konstabler plötzlich wieder in den Konstabler, der Odina die ganze Nacht zugesetzt hatte. Wieder kniff er die Augen zusammen, und hielt Odina ein letztes Mal auf. “Eine Frage, wenn ihr erlaubt, die mich noch immer nicht verlassen will. Wenn dieser Harodio euch wirklich mit dem Dolch attackierte, und ihr keine Waffe mit euch führtet… Wie habt ihr ihn dann getötet?” Während Odinas Schwester und der Praiostempelgesandte anfingen, vor Zorn rot anzulaufen, beugte sich Odina zum Konstabler hin und flüsterte ihm etwas ins Ohr. “Nehmt euch doch einen Dolch, dann zeige ich es euch.”