Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (8)

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Ein Duell nimmt seinen Lauf

Drago Ariando Torrem

Kaum atmete die Versammlung durch, dem weiteren Abtausch der Reden angespannt zu lauschen, da kam um den Platz des Gransignore von Urbetien ein Tumult auf. Der Signore Drago Ariando Torrem von Torremund war als Sekundant des Cavalliere von Tolkram – dessen ergangene Forderung soeben noch vom Streitebecker allen wieder Gedächtnis gerufen worden war – an die Marvinko-Bank herangetreten und hatte mit leiser, doch ernster Stimme – und in Reaktion auf die erinnernden Worte? – um sofortige Austragung des Zweikampfes angehalten.

Umgehend bildete sich eine Menschentraube, und bevor die Debatte ihren Fortgang hätte nehmen können, schritten der Urbetier und der Tolkramer nebst ihren Sekundanten aus dem Saal in Richtung Vestibül hinaus. Allseitig bewegte sich Stimmengewirr durch die Menge, doch vermochten die Sekundanten die nachströmende Woge der Schaulustigen entschlossen abzuhalten.

Alsbald schon schlug der Signor di Fostanova, Amaldo di Piastinza, mit durchdringendem Schall das schwere Portal der zentralen Lokalität hinter sich zu. Ihn offenbar hatten man zum Unparteiischen erkoren.

Die schlagartig eingetretene Stille nun wollte wohl der zahnlose, greise Cavalliere di Trequerce nutzen, umgehend einen mahnenden Beitrag zu des Reiches Einheit und Eintracht zu halten, doch wollte es scheinen, die plötzliche Rededisziplin der Edelleute habe lediglich einem Belauschen des Zweikampfes nützlich sein wollen.

Und dennoch hob der greise Cavalliere an: „Ihr lieben Herrschaften,“ murmelte er, „ihr lieben Herrschaften …“

„Fertig: Los!“ erscholl es gedämpft von jenseits des Portals.

„Ihr lieben Herrschaften,“ versuchte es der Cavalliere erneut …

Jetzt lauter, metallener Schlababtausch draußen. „Fertig: Los!“ hörte man erneut die Stimme des Signore di Fostanova.

„Des Reiches Einheit, ach, Ihr jungen Leute …“

Ein lautes Krachen bolzte in den Saal hinein. Offenbar war einer der Kombattanten gegen das Flügelportal gestürzt, geschleudert worden. Umgehend ein tönern klingendes „Halt!“

Es herrschte kurz Stille. Die Edlen spitzten die Ohren und hefteten sie gemeinsam mit den Augen auf das Portal.

„Fertig: Los!“

„Des Reiches Einheit“, versuchte der Cavalliere di Trequerce es immer noch und noch, „des Reiches Einheit, sie scheint aufgeopfert einem Vorgang der Dekomposition! Hört doch auf einen alten Mann! Ach, was rede ich, - König Khadan hätte Euch allen eine Maulschelle verpasst! – Ja, hört mir den gar niemand zu?“

Draußen sang eine vibrierende Klinge, die auf Stein geschlagen haben musste.

„Die Entscheidung der Stadt Urbasi muss endlich unvernünftig genannt werden und muss wenig umsichtig erscheinen, denn sie zieht unweigerlich rivalisierende Hitzköpfe auf sich und spricht quasi gewissermaßen den Fluch des Krieges auf die eigenen Mauern!“

„So eine rondraverfluchte Ogerscheiße!“ hörte man plötzlich von draußen den Cavalliere von Tolkram ganz und gar unaristokratisch fluchen.

Bald öffnete sich wieder die Tür, es trat der Signore di Fostanova zurück in den Saal. Und also sagte er: „Der Cavalliere von Tolkram lässt sich entschuldigen. Er hat einen Termin beim Schneider.“

So schritt er zurück zu seinem Platz, verhaltener Beifall und Raunen stellte sich jedoch erst ein, als der Gransignore von Urbetien als zweiter das Portal durchschritt und sich, offenkundig unverletzt, mit der Hand lässig über den Kragen striff. Ein praiosgefälliger Zug ging über seine Stirn, da sagte er knapp:

„Wo ist unsere Aussprache stehengeblieben?“


Die Empörung des Alten

Salvinko von Trequerce

Der greise Cavalliere di Trequerce, der vergeblich einige Worte zur Versöhnung und zu des horasischen Adels alter Tugend hatte vorbringen wollen, blickte dem Urbeter mit jenem stillen Zorn entgegen, der nur alten Männern zu eigen sein kann. Dann jedoch brach er los mit geballter Faust:

"Quo usque tandem abutere, Traviane, patientia nostra? Quam diu etiam furor iste tuus nos eludet? Quem ad finem sese effrenata iactabit audacia? - Ego autem defendi regnum Horaticum adulescens, non deseram senex! Contempsi Cusminae gladios, non pertimescam tuos, Traviane!"

[In Anlehnung an zwei Reden von Matull dem Kicherer, 63 und 43 v. BF: "Bis wohin endlich wirst Du unsere Geduld noch mißbrauchen, Traviano? Wie lange noch wird diese Deine Raserei uns verspotten? Wohin wird es führen, daß Deine entfesselte Dreistigkeit sich brüstet? - Ich jedoch verteidigte das horasische Reich schon als Jüngling, und als Greis also werde ich es nicht im Stiche lassen! Ich verachtete Cusminas Schwerter, ich werde die Deinen nicht fürchten, Traviano!"]

Wie hilflos blickte der Cavalliere di Trequerce umher, indessen der Urbeter sich wieder gelassen zu seinem Platz verfügte.

"Und meinen einzigen Sohn, meinen einzigen Sohn hält er gefangen seit bald einem Götterlauf! O ihr Edlen, dass doch König Khadan aus der Gruft sich erhebe, dies Unkraut auszupflücken, abzureißen, auszureißen, zu exstirpieren! Der Gransignore von Urbetien hält meinen einzigen Sohn, Praiopius di Trequerce, unter den Mauern seiner Burgen gefangen! O ihr Götter, daß ich das noch erleben muß!"

Und der Cavalliere machte Miene, vor weiteren Worten die Reaktion der Edlenversammlung abwarten zu wollen.


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