Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (7)

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Eine lange (erwartete) Ausführung …

Alessandero dell'Arbiato

Usvina Traviara Berlînghan, Signora de Alicorno, wurde unsanft von einem Rippenstoß ihres Nachbarn aus dem Halbschlaf geweckt, aus dem sie ob der aufregenden Debatte langsam geglitten war. „Verzeiht, Signora“, murmelte ihr Ratgeber Alessandero dell'Arbiato ihr unauffällig zu, „aber man erwartet Eure Stellungnahme zur Sikramara-Affäre.“

„Oh, natürlich“, die Signora sammelte sich einen Augenblick und spürte nun endlich die Blicke der Hohen und Edlen des Reiches auf sich richten. „Äh, ja, wer wollte denn was von mir?“ - „Die Baronessa von Radoleth-Sibur“, bemerkte dell'Arbiato und reichte ihr die vorbereitete Mappe mit Unterlagen. Signora Usvina richtete sich auf und lächelte der Baronessa entwaffnend zu.

„Liebste Freundin,

es ist höchst laudabel, wie sich die Hohe Versammlung der hier Anwesenden über das malvolente Schauspiel am Sikram echauffiert. Uns persönlich aber amüsiert das humoreske Schauspiel des Gransignore von Urbetien nur. Der Gransignor begleitet seinen schnellen Aufstieg durch Ansammlung von Titeln. Wahrscheinlich wird er die Signorskrone Urbasis' seiner Collection hinzufügen, um seinen zweifelhaften Erfolg vor Torremund mit einer kapriziösen Nennung seiner Person bei der nächsten Gelegenheit zu compensieren. Doch ich schweife ab.“

Die Signora hielt anklagend ein Bündel Papiere in die Höhe und fuhr dann mit zornbebender Stimme fort:

„Beweise für die unrechtmäßige Annexion Sikramaras will diese Versammlung sehen? So will ich diese vorlegen: Die beurkundete Aussage des Romualdo di Salsavûr! Beeidete Aussagen, wie Gefolgsleute in den Farben des Gransignore sich an Grenzsteinen zu schaffen machten! Urkunden aus den Archiven Sikramaras, welche einwandfrei und ohne jeden Zweifel beweisen, daß mit phexischer Gerissenheit die Horas [Eine Gewohnheit wohl, hier noch auf die verstorbene Amene zu verweisen, oder aber unterschwellige Unterstützung für die favorisierte Aldare?] beraubt und bestohlen wurde!

So seht denn die Beweise: Hier, die Urkunde über die Verpflichtung der Stadt Sikramara zum Unterhalt von Straßen und Wegen in der Horasdomäne, dargestellt anhand einer anhängenden Karte. Oder hier, aus den Gerichtsarchiven, wie ein Bauer Klage führte gegen eine Jagdgesellschaft, welche auf dem Boden der Horas seine Felder verwüstetete. Ein Boden, hochedle Versammlung, welche nunmehr nachweislich zu den Gütern des Ranfaran gehört.

Oder dies, ein Bericht über die Begehung von Grenzsteinen, ein jeder mit Lage bezeichnet, welche die Horasdomäne von den Gütern der Nachbarsignorien abgrenzt. Oder vielleicht hier ...“

Der Hammer des Kronmarschalls unterbrach die Tirade der Signora:

„Signora Berlînghan, diese ermüdende Aufzählung gehört nun wirklich nicht in diese Versammlung, sondern scheint mir mehr ein Fall für die Krone [Gemeint ist wohl die andere, will sagen: der horaskaiserliche Hof.] zu sein.“

Die Signora von Alicorno protestierte vergeblich, auch aus den Reihen der anderen Adeligen erklangen Unmutsrufe. Doch der Kronmarschall war unnachgiebig. Resigniert reichte Signora Berlînghan die Papiere ihrem Ratgeber und fuhr dann fort:

Amando von Streitebeck

„Jedoch, verehrte Anwesende, vielmehr interessiert es Uns, was der Gransignore eigentlich im Falle der marodierenden Soldateska, welche sich in Urbasi einnistete, zu tun gedenkt. So stellt sich denn aus Unserer Sicht die Frage, was geschieht am Sikram, damit in Urbasi wieder die praiosgefällige Ordnung wiederhergestellt wird?“

Die Signora lächelte noch einmal scheu in die Runde, bevor sie sich wieder setzte.

Demonstrativ laut lachte der Signor von Streitebeck während der Ausführungen der Signora Usvina auf:

„Da haben wir es! Dieser Marvinko, jener jämmerliche Reichsverräter, erwischt auf frischer Tat. Wer sich so ungeschickt anstellt, der mag sich in der Tat selbst die Frage nach Inzest und Dementia stellen ... Hach, dieser Prozess verspricht ein Freudenfest zu werden!“

Bedächtig lehnte sich abermals der Gransignore nach vorne. Sofort herrscht Stille im Saal.

„Wohl geruht, Signora Berlînghan?“ – über die Züge Travianos legte sich ein leichtes Grinsen – „Eure Anschuldigungen entbehren jeglicher Grundlage! Eure Dokumente? Gefälscht. Die Aussage des Romualdo di Salsavûr? Aus dem Neid entstanden, weil er für sein unrühmliches Verhalten vor Cindano [vgl. BB#25, Anmerkung d. R.] abgestraft wurde. Ihr seht uns also nicht im Mindesten schockiert!“

Traviano wandte sein Gesicht gen phecadischer Bank, nicht mehr grinsend.

„Auch nicht von den unqualifizierten Äußerungen eines phecadischen Rückbänklers, um das hinzuzufügen!“

So wandte er sich abermals um: „Um nun aber zu Urbasi zurückzukommen: Was erwartet ihr denn von Uns, Signora Berlînghan? Sollen Wir den Condottiere etwa aus Urbasi vertreiben?“ – langsam lehnte sich Traviano wieder zurück - „Nun, wenn das euer Wunsch ist …“

Und dabei hoben sich seine Mundwinkel wieder.


Über das Backwerk

Tarquinio della Pena

Jedoch, der Signor von Streitebeck, den soeben erfolgten Anwurf des Gransignors offenbar als irrelevant quittierend, ging lediglich seinen alten Opponenten, den Signor von Marvinko an, als sehe er des Gransignores Verteidigung als schwach und die Anklage bereits hinreichend beweisführend an. So rief der Streitebecker zum Signore Tarquinio herüber:

„Na, hat's Euch endlich die Sprache verschlagen, mein lieber Kullbach?“

Der Signor, welcher sich inzwischen lässig zurückgelehnt hatte und beruhigt den Wortbeiträgen lauschte, spitzte bei der Aufforderung des Phecadiers seine Augen und runzelte zornig die Augen. Er erhob sich halb, wandte sich dem Gransignor von Urbet zu, der nicht weit von ihm saß und sprach zu diesem leise: „Wenn der weiter so dummes Zeug von sich gibt, will ich ihn grün und blau prügeln, die Nase platt- und die Zähne einhauen.“

Grinsend endlich wandte er sich nun laut vor der Versammlung dem Streitebecker zu: „Beschäftigt Euch mit Dingen, von denen Ihr etwas versteht. Wie dem Backen von Broten oder dergleichen.“

Dann setzte er sich und verschränkte zufrieden vor seinem Brustkorb die Arme.

"Das muss ich mir nicht gefallen lassen!" Mit zornesrotem Gesicht sprang der junge Signor Amando Barabeo von Streitebeck j.H. auf.

"Die heilige Abkunft unseres Hauses von Sanct Odilen werdet Ihr nicht beschmutzen. Nicht Ihr, ehrloser Wicht!"

Nicht nur im übertragenden Sinne beugte der Phecadier sich nun weit vor - mit giftiger Kälte spie er die Worte hin auf den Marvinko und seinen Vetter: "Ich sollte es dem Tolkram gleich tun und euch fordern, Hundsfott! Indes, ich gedenke nicht meine Klinge mit Reichsverrätern oder einem Ehrlosen zu kreuzen, der in den Schranken des Bomeder Turniers doch uns allen -" und bei diesen Worten blickte der Streitebeck triumphierend in die Runde - "der uns allen nur zu deutlich vor Augen geführt hat, dass er und seinesgleichen die Gesetze Rondrens, die Gebote der Ehre und des Anstandes wahrhaftig mit Füßen treten! Ihr mögt Euch mit Eurer Abkunft brüsten, Kullbach! Doch wahrer Adel, Anstand und Ehre, ist nicht in Eurem Blut!"


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