Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (4)

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Nochmal der Herr von Streitebeck

Amando von Streitebeck

"Nun, wenn Ihr mir eine kurze Erwiderung auf Eure Vorhaltungen erlobt, Signore", der junge, blond gelockte Signor von Streitebeck erhob da wieder das Wort.

"Was die Gegebenheiten im Grangorischen anbelangt mögt Ihr tatsächlich anderen das Reden überlassen. Denn Euer Bruder hat offensichtlich nur unzureichend über die tatsächlichen Verhältnisse Euch in Kenntnis gesetzt.

Ad primum ist und bleibt der Eherne Landtag gültig. Zum einen setzt eine etwaige Violation des Rechts durch den Einen nicht dieses Recht für einen anderen außer Kraft - wohl eine Grundregel der Jurisprudenz, die Euch als Landes- und Rcihtsherrn wohl geläufig sein sollte. Und wie schlimm wäre es um die Stände eines Reiches bestellt, dass seine sich selbst gegebenen Gesetze nicht achtete, nur weil es wähnt, dass ein anderer dieses Gesetz verletze. Dies würde ich Euch und Eurem Bruder nur zu gern zu bedenken geben.

Was nun Eure konkreten Vorwürfe an den Herzog anbelangt, so bleibt mir nur, diese als vollkommen lächerlich und unbegründet zurückzuweisen. Das Recht der Landstände regelmäßigen Ratschluss abzuhalten wurde durch den Herzog nie und zu keiner Stunde angetastet. Dass die Landstände indes an Ansehen und Einfluss verlieren haben wir Männern wie Eurem Bruder zu verdanken. Oder muss ich Euch, Kullbach, erst daran erinnern, wie kläglich Signor Horasio durch sein Handeln das Wahlrecht der Stände diskreditiert hat.

Sein schmähliches Scheitern vor Shumir, seine schäbige Ausnutzung des hohen Amtes zu, ich betone, eigennützigem und bloß privatimen Zwecke hat uns allen doch nur zu deutlich vor Augen geführt, welche Folgen die Vergabe dieses Amtes durch eine Wahl der Landstände haben kann. Für die Blamage Horasios von Kullbach und die Fehlentscheidung des Landtages musste Seine Hoheit abertausende Dukaten aus eigener Schatulle zahlen, um den ihm oktroyierten Connetabel aus Geiselhaft auszulösen.

Mir deucht, Euer Bruder sei der letzte, der in dieser Sache Beschwerde gegen den Herzog führen sollte - hat er durch seine..." Mit Mühe bezähmte Signor Amando seine Rede.

"Die Verantwortung liegt in dieser Sache in Eurer Familie, Kullbach, nicht beim Herzog Grangorias!

Was nun schließlich Eure Suggestion anbelangt, im Falle Urbasis handele es sich einen gänzlich anderen Sachverhalt als in Sewamund, so kann ich nur sagen, dass Ihr auch hier irrt! Denn wenn ein Signor des Reiches sich mit Piraten gemein macht, dann ist er in der Tat nicht besser als ein blutrünstiger Condottiere. Schließlich müsstet gerade ihr am besten Wissen, dass die Ehre eines Edelmannes sich durch seine Taten und durch sein Handeln allein rechtfertigt. Handelt er ehrlos, so ist er ehrlos und dies soll vor allen ausgesprochen sein. Und wenn ein Signor von Nupercanti mit Waffenmacht und der Hilfe von Piratenvolk arglose Städter ihrer Rechte beraubt, so ist das in etwa so ehrenvoll, als schlüge man auf einen Untergebenen, einen Schwachen oder bereits Unterworfenen mit Willkür, Macht und Zorn ein..."

Bei den letzten Worten lächelte der Streitebecker süffisant und seine Augen blickten herausfordernd auf den Signor von Marvinko.


Und ein weiterer „Brückenschlag“, diesmal nach Torremund

Wie sehr die Grenze zwischen raubgierigem Söldnerführer und Edelleuten in den Augen einiger bereits aufgeweicht zu sein schien, offenbarte die Rede eines weiteren Adligen, der die Gelegenheit nutzen wollte, neben Sewamund und Urbasi auch den Fall Neu-Torremunds zur Sprache zu bringen. Immerhin war die Stadt vor kaum einem Götterlauf in die Hände des Gransignore von Urbetien gefallen (BB#25), und keine Reichsexekutive hatte sich darum geschert.

Silem Torrem-Punta

Silem Torrem-Punta, der Sohn des Reon Phalaxan Torrem, erhob sich da aus einer Gruppe von untersikramischen Adeligen, räusperte sich, schlug einen Ärmel um und wandte seinen Blick auf die Versammlung. Es handelte sich um einen Jüngling, seine Zugehörigkeit zum Hause Torrem - leider - nur zu deutlich an seinen ausgeprägten Wangenknochen und an einer tiefen Stirn erkennbar.

So erhob er seine Stimme: "Wir sprechen als kommissarischer Verwalter der Horasdomäne Sikras und als Erbsignorino von Toricum. Unser vielgeliebter und ehrenfester Vater steht derzeit vor Sewamund, mit dem Schwert in der Faust die Ordnung im Reiche zu gewähren. Er zog aus, da er in der Verpflichtung auf unsere altbosparanische Rondrität selbst den Hilferuf der ifirnwärtigen, abgelegenen Gefilde des Reiches vernahm, alt von Geblüt und doch jung und kraftvoll im Wirken seiner Untertanenpflicht. Dies ist eine Tatsache, und als sein Sohn fügen Wir an, dass dies auch Beispiel ist."

Gemurmel und verhaltenes Seufzen unter den Edelleuten vom Sikram.

"Wo aber," hob Silem Torrem-Punta unbeirrt wieder zu sprechen an, die Stimme verfestigend, "wo denn liegt die Schwäche unseres Reiches? Weshalb mußte Urbasi leiden, was itzt zu Sewamund mit blankem Schwerte an des Friedens gar zu kühnen Frevlern mit gutem Blut vergolten wird?

Wir erinnern an den Fall Neu-Torremunds vor bald einem Götterlauf und fügen wissend hinzu, daß es der gegenwärtigen Moda zu entsprechend scheint, dass grobe Söldnerführer in den schändlichsten Okkasionen sich entblöden und lässig sich zu tollen Bubenstreichen schicken! Wer also von jenem Kondottier Valpoza spricht, der muß redlich und wuterfüllt auch an den Traviano Nepolemo denken, den Herrn von Urbet und den Räuber Neu-Torremunds! Wer an Urbasi denkt, dem auch muss Neu-Torremund als brennendes Fanal der Schande durch das Gemüt fahren! War jener räuberische Griff nach den Früchten fremder Gärten kein frevler Anschlag, so müssen wir bald Raul von Gareth entschuldigen und ihn reuevoll aus der ewigen Liste der Reichsverräter streichen! Das aber, bei Unserer Treue, das wohl wäre zu kühn!"

Silem Torrem-Punta holte Luft und reckte den Arm empor, als wolle er eine Kugel in seiner Hand betrachten, wobei er zugleich mit einer Art Theaterpose das Standbein wechselte und das Spielbein zu hochpathetischer Rede baumeln ließ.

"Bei Rondra müssen Wir fordern, daß die Schande von Urbasi zu sühnen ist und auch der frevle Raub Neu-Torremunds! Schwer wird dies nicht sein.

Der gemeinste meiner Bauern steht höher noch vor Rondra, als Don Travialieb zu Hof in Vinsalt, allwo er hündisch kauernd vor der Tafel sitzt und nach den abgenagten Knochen geizt! Ein solches Maß von Schwäche muß dieses Reich nicht leiden! - Diese Worte, o Ihr Edelleute, mussten vorgebracht werden."

Daraufhin sich Silem Torrem-Punta setzte, inzwischen auch von mitunter wohlwollendem Gemurmel umgeben. Sein Onkel, der Cavalliere Kalman Phecadio Torrem von Tolkram, klopfte ihm auf die Schulter und schien etwas zu ihm zu sagen, doch die Geräuschkulisse verschluckte seine Worte. Der Signore Drago Ariando Torrem von Torremund hingegen machte lediglich eine abwägende Handbewegung.


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