Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (3)

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Ein Brückenschlag ins Grangorische

Amando von Streitebeck

Noch auf die erste Ermahnung nahm sich die Empörung weniger lautstark aus, senkten sich die rollenden Wellen des verbalen Rondrikans doch für einige Momente, da der Signor von Streitebeck auf das kühne Wort des della Penas etwas zu replizieren suchte:

"So sehr es mir plaisiert, mein lieber Tarquinio," so ließ sich in diesem Augenblick von der phecadischen Bank des junges Signors von Streitebeck Stimme in angespannter Tonlage vernehmen - "zu hören, dass Ihr dem armen Urbasi in seinem dauernswerten Schicksale beizustehen zu wünschen gedenkt. Aber vielleicht solltet Ihr, im Dienst der Gerechtigkeit, dann auch die Auseinandersetzung mit Eurem Bruder suchen, auf dass Eure Familie Ihren Pflichten nicht nur im Herzogtum Arivor, sondern ebenso in Grangor genüge tut. Nur ungern möchte ich Euch daran erinnern, wie schnöde Euer Bruder höchstselbst das Ersuchen meines Oheims um Waffenhilfe im Kampf gegen den Okkupanten Sewamunds ausgeschlagen hat.

Fürwahr, so löblich es ist, dass Ihr im Namen Eurer Familie dem armen Urbasi zur Hilfe eilen wollt, so verlangt es doch die Ehre, dass das Haupt Eurer Familie, Euer Bruder, gleichfalls seinen Dienst an Herzog Cusimo leistet. Schließlich verletzt der Nupercanti nicht irgendein Recht, sondern vergewaltigt durch die Besatzung Sewamunds auch die Setzungen des Ehernen Landtages... und bedenkt man, dass Signor Horasio der Gnade und dem Großmut des Herzogs nach einer kläglichen Blamage und Niederlage im Verlauf der Shumir-Affäre nichts weniger als seine Freiheit verdankt, dann ist sein bisheriges Ehrversäumnis um so schmählicher."

Der Signore spielte auf den Kampf um die Stadt Sewamund an (BB#25-26), allwo der Bruder des della Pena seine Waffenhilfe gegen den Okkupanten, Signor Tiro Tristano von Nupercanti, versagt hatte, also dass die Forderung nach einer Intervention gegen Urbasi nicht mehr glaubhaft wirken durfte, folgte man diesen Ausführungen. Hier stießen im Reich offenkundig zwei Fälle von räuberischem Rondrendienst aufeinander, Sewamund und Urbasi. Es ging hier, sprechen wir es offen aus, nicht um einen Einzelfall im Reiche, sondern um eine allgemeine Verunsicherung breiter Strukturen, um die Zweifel breiter Kreise an der Wirksamkeit der Reichsexekutive.

Der junge Mann, der sich offensichtlich im Laufe seiner Rede erregt hatte, räusperte sich.

"Ich möchte dadurch nicht das Unrecht, dass den Bürgern Urbasis widerfahren in irgendeiner Weise mindern ..." Einen Moment blickte er sich suchend um, ergriff dann erneut das Wort. "In der Casa Sewamund möchte ich überdies selbst noch ein Wort an die Versammlung richten. Wie den Hohen Herrschaften nicht entgangen sein wird, hat der Horas-Hof, unter Vorsitz des verehrten Comto Sirensteen, in den vergangenen Monden verschiedentlich die Stadt Sewamund verurteilt.

Wir verweisen," ein kurzer Blick fiel auf seine Papiere, "dabei auf die Urkundenrollen IIa-2/2521 und IIb-2/2521. Insbesondere das letzte Urteil dünkt uns dabei als eine sehr unglückliche Fehlentscheidung." Es war dem Signor anzumerken, dass er hier gerne kräftigere Worte gewählt hätte. Sein Gesicht war schon ganz rot vor unterdrückter Empörung.

"Eine Zahlung von 2.500 Dukaten von der Stadt Sewamund an den Nupercanti zu verlangen, die ob der unrechtmäßigen Occupation der Stadt durch denselben nicht in der Lage war, ihr Recht auch nur zu verteidigen... nun, ein jeder, der über ein praiosgefälliges Rechtsempfinden verfügt, möge selbst hier zu einer Meinung finden. Uns überrascht allerdings, dass Unsere eigenen Klagen und Beschwerden gegen den Nupercanti, welche wir schon vor Monden anzeigten, bisher offenbar nicht weiter verfolgt wurden. Immerhin besteht hier der Verdacht auf verräterische Zusammenarbeit mit Reichsfeinden und Vogelfreien.

Auf der einen Seite die Stadt Sewamund willkürlich zu verurteilen und dadurch die Sache der Verteidiger von Recht und Ordnung in ein schlechtes Licht zu stellen - und auf der anderen Seite den Schänder praiosgefälliger Ordnung, Tiro von Nupercanti, durch Untätigkeit unfreiwillig zu beschirmen - dies kann doch niemand wollen! Deshalb möchte ich an die anwesenden Damen und Herren, die dem Hohen Gericht vor- und beisitzen appellieren, bei Ihrer weisen Urteilsfindung fürderhin nicht das große Ganze aus dem Auge zu verlieren! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit." Erleichtert setzte sich der Signor.


Tarquinio zur Sache Sewamunds

Tarquinio della Pena

Die Blicke der Versammlung hefteten sich auf den Signor von Marvinko, als habe der Ball im Imman-Spiel die Richtung gewechselt. Der junge Signor von Marvinko allerdings, seinen Blick auf den Streitebecker gerichtet, erhob sich erneut von seinem Sitz und gab zurück:

"Signor, zum einen möchte ich Euch versichern, dass ich in dieser Sache nur für mich und nicht für meinen Bruder spreche. Und ich bin mitnichten ein Lehensmann Herzog Cusimos, daher tangiert mich die Aufsässigkeit der sewamunder Leut' nicht - obschon ich feststellen muss, dass das Urteil des Horas-Hofes eine eindeutige Sprache in Bezug der Rechtmäßigkeit der Ansprüche des nupercantischen Signors spricht."

Zustimmendes Nicken einiger Adliger.

"Von meinem Bruder, dem Baronet von Veliris-Marvinko," Tarquinio betonte bewusst den Titel seines engsten Verwandten, "habe ich übrigens hören müssen, dass ohnehin zahlreiche Granden Grangorias am Ehernen Landtag zweifeln, ihn gar als ungültig ansehen."

Lautes Murmeln vor allem im grangorischen Block.

"Da schließlich ihrer Meinung nach niemand anderes als der Herzog die Beschlüsse des Landtages missachtet hat. War da nicht die Rede davon, dass der Connetabel von den Ständen gewählt wird? War da nicht geschrieben, dass in aller Regelmäßigkeit Landtage abzuhalten seien? Gelten denn die Beschlüsse dieses Landtages noch?"

Einige grangorische Rückbänkler riefen laut "Bravo!", verstummten jedoch kurz darauf.

"Mir ist das aber gleich, was sich in Grangorien abspielt. In dieser Sitzung geht es um das Schicksal der Stadt Urbasi und die Dinge verhalten sich hier schließlich gänzlich anders als in Sewamund. Oder wollt Ihr einen blutrünstigen Condottiere wie Valpoza etwa mit einem Mann von Geblüt wie Signor Tiro vergleichen? Während die eine Stadt von einem Granden befriedet werden musste um dem Recht genüge zu tun, muss die andere Stadt nun befreit werden!"


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