Briefspiel:Am Rande des Banquirstiegs

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
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Beteiligte (irdisch)
Wappen fehlt.png Athanasius
Familie di Ulfaran.png Di Ulfaran

Nach der Weiterreise nach den Ereignissen in Millenis trifft Cusimo di Ulfaran auf dem Banquirstieg auf weitere Schwierigkeiten.

Einige Meilen südlich von Elmantessa am Rande des Arinkelwaldes

Schützen und Aufschneiderinnen

Rondrigio fuhr herum, als Hufgetrappel ihm verriet, dass sich ein Reiter seinem Versteck näherte. Als er die Frau auf dem Pferd erkannte, ließ er den Finger vom Hebel der Armbrust sinken, die er an dem Stumpf seines rechten Arms angelehnt hatte. „Bei den Fingerknochen Gismondos, Yadvine, pfeif‘ das nächste Mal, wenn du keinen Bolzen zwischen deine zwei Schätzchen kriegen willst!“ Die Angesprochene rotblonde Frau, deren einziger Vorzug soeben benannt worden war, ließ sich mit einem schiefen Grinsen von ihrem Klepper und neben Rondrigio ins Gras fallen und spähte durch die Gräser in Richtung des Banquirstiegs.
„Du solltest dir deine Schüsse lieber für einen anderen aufsparen, Rondrigio“, erwiderte Yadvine. „Da werden ein paar gute Dukaten rausspringen, schätze ich.“ Am Fuße des Hügels schlängelte sich die Straße von Arinken gen Shenilo entlang. Rondrigio sah die Staubwolke, bevor er neuerliches Hufgetrappel vernahm, das dieses Mal jedoch an seinem Versteck vorbei führte und nicht auf dieses zu.
„Im Dorf kennt den Reiter keiner und er führt eine Botentasche mit sich. Und ne Waffe hat er auch!“ Rondrigio knurrte. „Ich wusste doch gleich, dass man sich auf Poligro nicht verlassen kann, der Kerl interessiert sich mehr für seine Fingernägel, als seine Aufgabe!“ Der Söldner steckte einen zusätzlichen Bolzen neben sich in die Erde und bedeutete Yadvine, sich bereit zu machen, ihr Pferd erneut zu besteigen. Die Frau zog grinsend ihren Säbel, hörte aber wenigstens auf den älteren Kämpfer. „Sei doch froh, dass er uns noch einen Boten übriggelassen hat. Oder willst du, dass die anderen sich das ganze gute Gold beim Sargente allein abholen dürfen?“
Rondrigio schnaubte zur Antwort lediglich, dann wurde er rasch still und blickte konzentriert auf die Straße. Dort war jetzt ein Reiter aufgetaucht, der sein Reittier zwar nicht in Hast, aber doch zielstrebig gen Süden lenkte. Noch wollte der Söldner seiner Begleiterin zurufen, dass der Mann für einen Boten einen unsicheren Eindruck im Sattel machte, aber er verkniff sich die Bemerkung, um sich nicht im letzten Augenblick durch zu lautes Gespräch zu verraten. Eine wohl unnötige Vorsichtsmaßnahme, das Geräusch der Hufe hätte seine Stimme und selbst das Gegacker Yadvines übertönt. Rondrigio schüttelte den Kopf und legte die Armbrust auf dem Leder zurecht, der seinen Armstumpf bedeckte. Ein unerfahrener Schütze hätte auf das Pferd gezielt. Ein erfahrener Schütze hätte sich vielleicht den Reiter als Ziel auserwählt, um die Sache mit einem Schuss zu beenden. Rondrigio, der schon viele Male menschliche Beute niederzustrecken hatte, wusste, dass man die Sache auch mit einem gezielten Schuss und einem Sturz würde mit einiger Sicherheit beenden können. Dann zielte er auf das Pferd des Mannes mit dem großen Hut, der ihm eine neue Armbrust einbringen würde…

Fechtmeister und Reitamateur

Cusimo fluchte auf dem Rücken des Pferdes vor sich hin. "Horatio, dieser elende Tollpatsch! Natürlich sollte er sich beeilen aber kann man ahnen, dass er gleich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ein Rad der Kutsche demolieren würde? Auf niemanden ist heutzutage noch Verlass!"
Der Domicello war sich mittlerweile sicher die nächsten Tage stehend verbringen zu müssen, hatte er doch jetzt schon Schmerzen im Gesäß wie ein Junge der übers Knie gelegt wurde. Die Tatsache, dass das Pferd nicht das tat was es sollte, besserte seine Laune ebenfalls nicht. Immerhin hatte Cusimo es geschafft das Tier in einen zügigen Trab fallen zu lassen. Trotzdem würde noch einiges an Zeit vergehen bis er endlich in Shenilo ankommen würde.

Späte Erkenntnis

Rondrigio stutzte. Der Mann auf dem Pferd war mit Sicherheit kein Bote. Für einen Boten war er viel zu edel gekleidet und auch die Tatsache, dass der Mann ohne Sattel ritt bekräftigte diese Vermutung. Allerdings bedeutete dies nicht viel. Geld wäre bei diesem Gecken wohl erst recht zu erbeuten, dachte Rondrigio, während er das Pferd im Visier hielt. Yadvine war nun ebenfalls in Position, um möglichst schnell auf der Straße zu sein. Bis sich der Kerl vom Sturz erholt hat, ist die ganze Sache schon vorbei. Mit diesem Gedanken drückte Rondrigio den Abzug und ließ den Bolzen auf das Pferd fliegen.

Ein glücklicher Strauchler

Cusimo war sich mittlerweile sicher, dass das Pferd ihn absichtlich ärgerte, zumindest soweit man bei einem Tier von Absicht sprechen kann. "Der Schlag soll dich treffen, Du Klepper, wenn du nicht endlich..." Weiter kam Cusimo nicht, denn in diesem Moment brach das Pferd tatsächlich wie vom Schlag getroffen unter ihm zusammen. Vom Sattel geschleudert verdankte er es nur seiner Körperbeherrschung und seiner jahrelangen Erfahrung als Kämpfer, dass er schnell genug reagieren konnte und so binnen eines Augenblickes mit schmerzenden Knochen, aber unverletzt wieder auf den Füßen stand. Dies war sein Glück, denn als er gerade wieder stand, sah er, dass eine Frau mit gezücktem Säbel aus der Böschung in seine Richtung gelaufen kam.
Cusimo zog sein Rapier und Linkhand, war er sich doch sicher, dass dieses Weib nicht aufgetaucht war, um ihm zu helfen.

Das Blatt wendet sich

Als Yadvine erkannte, dass sie es nicht mit einem am Boden liegenden und benommenen Gegner zu tun hatte, sondern mit einem, der sie mit schon gezogenen Waffen empfing, zögerte sie kurz. Sollte sie angreifen oder doch noch warten? Während sie so mit halb geöffnetem Mund darüber nachdachte, fing Rondrigio damit an, seine Armbrust nachzuladen. Kaum zu glauben, dass er den Sturz so überstanden hat. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich direkt auf ihn gezielt, aber das passiert mir nicht noch einmal, dachte Rondrigio bei sich. Cusimo blickte Yadvine in die Augen und schätzte sie ein. Verkrampfter Griff um die Waffe, Körperspannung quasi nicht vorhanden und dann noch dieser dümmliche Gesichtsausdruck. Summa summarum schien sie keine wirkliche Gefahr darzustellen oder sie war eine verphext gute Schauspielerin.
"Wer bist Du und was willst du von mir?", sagte Cusimo in Richtung der Frau, was sie endlich aus ihren Gedanken befreite.
"Wer ich bin geht dich gar nichts an! Weg mit der Waffe und dann leg schön langsam dein Geld, deinen Schmuck und die Tasche ab!"
Cusimo konnte es nicht glauben. Das Glück schien ihn wirklich verlassen zu haben. Erst der Tod ya Grendols, dann das gebrochene Kutschrad und schließlich wurde ihm das Pferd von Wegelagerern unterm Hintern weggeschossen. So viel Pech konnte ein Einzelner doch gar nicht haben. Er zögerte. Er wusste nicht wieviele Wegelagerer noch im Gebüsch warteten und wie diese bewaffnet waren. Mit der Frau würde er spielend fertig, doch gegen mehrere Armbrustschützen konnte er nicht viel ausrichten.
"Hast Du nicht gehört, was ich gesagt habe?" schrie Yadvine, die langsam nervös wurde. "Mach hin oder mein Kumpan schießt dich einfach über den Haufen und wir nehmen uns was wir wollen."
Scheinbar nur zwei. Wenigstens ein bischen Glück und der zweite muss die Armbrust erst nachladen bevor er wieder schiessen konnte.
Entschlossen ging Cusimo auf die Frau zu, die zunächst ein wenig zurück wich. "Bleib stehen oder ich schlitz dich auf!" schrie sie mit sich überschlagender Stimme. Sie schien es nicht gewohnt zu sein, dass ihr Opfer nicht eingeschüchtert war. Cusimo ging weiter auf sie zu und fixierte sie mit den Augen.
Yadvine wurde immer nervöser. Letztlich stürmte sie auf Cusimo zu und setzte einen kräftigen Hieb auf Höhe der Körpermitte an, der von Cusimo mit dem Linkhand abgewehrt wurde. Danach ging alles sehr schnell. Cusimo stach nach der Brust Yavdines, doch als sie parieren wollte, merkte sie, dass ihr Säbel noch immer vom Linkhand ihres "Opfers" blockiert wurde. Ungehindert fraß sich das Rapier durch Kleidung, Haut und Brustbein. Es tat gar nicht so weh wie Yadvine immer gedacht hatte und noch bevor sie auf dem Boden zusammensackte, hatte Golgaries Flügelschlag sie schon mit sich genommen.
Cusimo ging zügigen Schrittes weiter in Richtung des Gebüsches.

Vom Jäger zum Gejagten

Rondrigio, der den kurzen Kampf beobachtet hatte, ließ seine Armbrust fallen. Zu langsam. Er hatte gewusst, dass Gismondo ihm mit Yadvine eine unerfahrene Närrin mitgegeben hatte. Rasch lief er in Richtung der Pferde. Er wollte noch nicht sterben und hätte er gewusst, dass der Fremde so ein guter Kämpfer war, so hätte er doch direkt auf den Mann gezielt.
Ein plötzlicher Schmerz am Bein, wie von einem Tritt, riss ihn aus den Gedanken und von seinen Beinen. Cusimo hatte den Heckenschützen eingeholt und ihm im Lauf das Bein weg getreten, sodass dieser nun auf dem Boden lag und Hand und Armstumpf hob um sich zu ergeben.
Rondrigio schnaufte, unterdrückte einen götterlästerlichen Fluch. "Gnade Signore, ich bitte Euch, zeigt Gnade.“ Einen Lidschlag schätzte er sein gegenüber mit der edlen Kleidung und der rötlich schimmernden Klinge ab. „Ich bereue meine Tat, bitte tötet mich nicht." flehte er schließlich. Manchmal funktioniert das. Früher hätt ich dem Kerl meinen Langdolch in den Oberschenkel gerammt, wenn er die Klinge sinken lässt. Aber seit sie ihm die Schwurhand genommen hatten...
Cusimo sah auf den Mann herab. Er würde ihn nicht einfach töten, das wäre unter seiner Würde. Er würde ihn mitnehmen nach Shenilo und ihn dort als Wegelagerer der Stadtwache übergeben. Cusimo sah sich kurz um und entdeckte die Pferde der Banditen. An einem der Sättel fand er ein Seil, dass er zerschnitt.
Er fesselte seinen Gefangenen auf den Pferderücken und Band die Pferde aneinander.
"Du hast Glück, dass ihr beiden die Pferde hattet, denn hätte ich nun zu Fuß nach Shenilo gehen müssen, wäre ich wirklich zornig geworden," sagte Cusimo zu dem Gesetzlosen.

Der Fremde band die Pferde an einem Baum fest, sodass Rondrigio nicht davon reiten konnte und ging zurück auf die Straße. In einer Blutpfütze lag Yadvine, den starren Blick in den Himmel gerichtet. Behutsam schloss der vermeintliche Bote ihr die Augen. Er packte sie unter den Armen und zog sie zu den Pferden, wo er sie unter großer Anstrengung auf das Pferd zu Rondrigio wuchtete. Dieser starrte ihn verwundert an, schwieg aber.

Cusimo wollte die Frau nicht so liegen lassen. Anschließend ging er zu seinem toten Pferd und hob das längliche Bündel auf, welches er beim Sturz verloren hatte und welches das Tuzakmesser ya Grendols enthielt.
Jetzt da er wieder alles hatte und sogar ein Pferd mehr als noch vor einer Stunde, machte er sich mit seinem Gefangenen und dessen toter Komplizin wieder auf den Weg nach Shenilo. Irgendwann musste er ja schließlich ankommen.

Eine Botschaft aus dem Norden

Mehr aus Langeweile, denn aus Neugier hatte Cusimo di Ulfaran die wenigen Habseligkeiten der Wegelagerer bei einer kurzen Rast durchsucht. Das einzig wirklich interessante war eine mit verkrustetem Blut versehene und ihrer Umhängeschlaufe beraubte Botentasche, die der seinen etwas ähnelte. Da der Lederverschluss bereits zerschnitten war zögerte Cusimo nicht lange, zog das kleine Röllchen Pergament heraus, das sich im Inneren befand und überflog die eng beschriebenen Zeilen.