Archiv:Urbasi weiterhin in Söldnerhand (BB 27)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 27, Seiten 25, 27 Schildwacht.png Datiert auf: Travia 1028 BF


Urbasi weiterhin in Söldnerhand

Comto Ulmessans Sturm scheitert – Signora Usvina greift Marvinkos an

von Sinjara Acciaioli

Urbasi. Schien die Herrschaft des Condottiere Valpoza in der Silberstadt Urbasi vor Mondesfrist mit dem Aufmarsch Comto Ulmessans und der Marvinko bereits dem Ende nahe, muss dies mittlerweile revidiert werden. Der berüchtigte Söldnerführer hält sich weiterhin erfolgreich als Eroberer – und man muss wohl auch schon sagen Verteidiger – in der unterdrückten Stadt.

Nachdem bald absehbar wurde, dass die Marvinko im Süden und Osten keineswegs für eine vollständige Schließung des Belagerungsrings zu gewinnen waren – vor allem um die geschundene Bevölkerung Urbasis zu schonen –, entschloss sich Comto Ulmessan zu einem Sturmangriff auf die Mauern der eigenen Stadt. Eine letzte Aufforderung zum Abzug wurde von den Söldnern zuvor unter Hohngelächter abgewiesen. 150 bis 200 Aldyrer standen so rund 100 Söldnern gegenüber, die allerdings die weitaus bessere Position besaßen. Comto Ulmessan schien seine Hoffnungen indes auch in die Bevölkerung der Stadt selbst zu legen, zumal diese unter der Herrschaft des Söldnerführers (wie auf dem letzten Cronconvent zu hören war) offenkundig am meisten litt.

Auf Anraten des bereits als Fürsprechers der Bürgerschaft hervorgetretenen Amaldo Balestriano trat dies aber nicht ein, denn man befürchtete eher bei einem erfolglosen Aufstand nur noch mehr leiden zu müssen. Und wie recht der Manufakturbesitzer und die übrigen Bürger dabei lagen, sollte sich bald zeigen: Die Söldner Condottiere Valpozas schlugen die Mannen Comto Ulmessans blutig zurück. Zu wenige waren es wohl für einen erfolgreichen Angriff – selbst die Marschälle der Horaslegion würden nie einen gleichwertigen verschanzten Feind angreifen, wenn sie nicht die drei- bis vierfache Übermacht besäßen.

Das blutige Treiben am oberen Sikram indes rief bald bis hin nach Arivor tiefe Sorgenfalten hervor. Aus dem Palazzo Acano, der Residenz des Erzherrschers Nepolemo ya Torese, wurde bekannt, dass der Provinzherr selbst einen Emissär nach Urbasi zu schicken gedachte. Diese Aufgabe sollte der erst jüngst selbst in der Stadt gewesene Alessandero dell'Arbiato übernehmen, ein Edler aus arivortreuem Geschlechte, der auch als Ratgeber der benachbarten Signora von Alicorno diente.

Noch bevor er in der Stadt eintreffen konnte, kam es jedoch zu einem zweiten Angriff Comto Ulmessans, der die Sache wohl lieber selbst und alleine regeln wollte. Obgleich diesmal im Morgengrauen, bei Nebel und selbst mit flussabwärtstreibenden Booten auf dem Sikram (gegen den berühmten Ponte Phecchio, die Brücke der Silberschmiede über dem Sikram) angegriffen wurde, schlug auch dieser Versuch fehl. Erbittert wehrten sich die Söldner des Condottiere und schienen manchmal an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Zudem hatten sie sich wohl schon zuvor aus den Lagerbeständen der örtlichen Arbalettenmanufaktur bedient und hielten nun ihrerseits blutige Ernte unter den Aldyrern, die sich immerhin auf dem Ponte selbst noch eine längere Zeit halten konnten, bevor sie auch von dort zurückweichen mussten.

Schwer gezeichnet fand der Emissär des Erzherrschers so die Stadt vor, als er endlich eintraf. Die Mauern schwer beschädigt, Aldyrer und Söldner gleichermaßen kriegsversehrt, die Bürger hungernd. Obwohl der Belagerungsring von den Marvinko weiterhin nicht vollständig geschlossen war, zog es nämlich immer weniger Händler in die unsichere Stadt. Die Lebensmittel wurden teuer und trafen bald gar nicht mehr ein. Alessandero dell’Arbiato verhandelte so mit dem Condottiere, dem Bürgersprecher Amaldo Balestriano und den belagernden Parteien in aller Dringlichkeit und zuallererst über weitere Lebensmittellieferungen. Eine Einigung über die Umstände derselben kam nur zwischen Valpoza, Balestriano und den Marvinkos zustande.

Ein erster Schritt zu weiteren Verhandlungen schien gemacht, doch sollte diese Hoffnung nicht lange anhalten: Bereits in der darauffolgenden Nacht griff eine weitere Partei in die Geschehnisse um Urbasi ein. Die urbetische Signora Usvina Traviara Berlînghan von Alicorno, deren Ratgeber selbst als Emissär in Urbasi weilte, hatte ein eigenes Heer entsandt, das in der Dunkelheit die Barrikaden der Marvinko südlich der Stadt überrannte und selbst bis zu den Toren vordrang. Sollte dies eine List der Aldyrer sein, die in der mit dem Gransignore Traviano verfeindeten Signora eine willkommene Verbündete gewonnen hatten?

Offensichtlich nicht, denn nirgends nördlich der Stadt regte sich etwas – selbst die Aldyrer schienen von dem Angriff überrascht worden zu sein. Umso mehr waren es wohl die Söldner, die die Tore kaum verteidigen konnten, sich aber bald neuformierten und den Angriff mühevoll zurückzuschlagen vermochten. Wieder schienen sie nach der ersten Überraschung an mehreren Orten gleichzeitig zu sein, während die angreifenden Berlînghan offenbar über den heftigen Widerstand überrascht und verwirrt waren. Zeugen des Gefechts berichten übereinstimmend, dass letztlich das persönliche Eingreifen von Condottiere Valpoza an der Spitze eines Entsatztrupps den Ausgang entschied. Ein Hornsignal schließlich kündete vom fehlgeschlagenen Handstreich.

Die Soldaten der Signora mussten sich wieder zurückziehen – doch wohin? Verfolgt von den Söldnern blieb nur derselbe Weg, auf dem sie gekommen waren. Dort aber rannten sie direkt in die Barrikaden der landherrlichen Marvinkotruppen, welche mittlerweile wieder Aufstellung genommen hatten. Ob diese sie in der herrschenden Dunkelheit überhaupt erkennen konnten oder schlicht für ausfallende Söldner halten mussten, ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass am kommenden Morgen das Schlachtfeld südlich der Stadt mit unzähligen das Berlînghan-Wappen tragenden Leichnamen übersät war.

Armin Bundt, mit Dank für Ergänzungen an Michael Ballocco