Archiv:Skandalöser Cron-Convent endet im Streit (BB 27)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 27, Seiten 25-26 Schildwacht.png Datiert auf: Rondra 1028 BF (nachträglich vordatiert!)


Skandalöser Cron-Convent endet im Streit
von Alverano ya Paredo

Arivor. Der diesjährige Efferds-Cronconvent [Anm.: nachträglich vordatiert auf den außerordentlichen Krönungskonvent im Rondra 1028 BF] in der Rondrastadt Arivor wird Beteiligten und Beobachtern wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Doch nicht wegen der wohlmöglich wichtigen getroffenen Entscheidungen, sondern vor allem wegen des skandalösen Schauspiels, das sich anlässlich des Convents in den Hallen des ehrwürdigen Theaters von Arivor abspielte. Im Mittelpunkt all dessen standen die Häuser Marvinko und Torrem, auch wenn der ursprüngliche Anlass des Streits ein anderer (obgleich nicht weniger umstrittener) war.

Bereits zu Beginn der ersten Sitzungen stahl sich ein Vertreter der Stadt Urbasi in die große Theaterhalle, um die Anwesenheit vieler Adliger des Reiches zu einer Ansprache zu nutzen, die diese auf die unrechtmäßige Besetzung der Stadt durch den Condottiere Uolbo Valpoza und seinen Söldnerhaufen [siehe auch BB#26] hinweisen sollte. In drastischen Worten wurde dabei nicht nur das Gebahren des Söldnerführers und seiner Mannen geschildert, sondern auch die offensichtliche Pflichtvergessenheit des Stadtherrn angeklagt. Comto Ulmessan von Urbasi-Agendayo, dem die Stadt mitsamt des Umlands zum Lehen gegeben ist, befand sich zum Zeitpunkt der Besetzung in gerichtlicher Angelegenheit am Hofe zu Vinsalt. Die Bürger Urbasis jedoch, die sich von ihrem Lehensherrn im Stich gelassen sahen, entsagten durch ihren Gesandten nun nicht nur Comto Ulmessan die Gefolgschaft, sie boten diese auch jenem Adligen an, der ihre Stadt aus der Hand der Söldner befreien würde!

Bereits zu diesem Zeitpunkt brach unter den ob dieser Dreistigkeit empörten Edelleuten ein beispielloser Tumult im Theaterrund aus, den der Vertreter der Stadt Urbasi immerhin wohlweislich zu nutzen verstand, indem er letztlich unentdeckt entschwinden konnte. Die genaue Identität des Sprechers ist bis heute unbekannt, da er sich bei alledem in schattenwerfende Gewänder gehüllt hatte.

Nachdem sich die ersten Tumulte gelegt hatten, sollte jedoch bald weiterer Streit hervorbrechen. Auf mancherortige Zustimmung folgte sogleich erzürnte anderortige Ablehnung. Den eigentlichen Ausschlag für die folgenden Streitigkeiten gab dann die Wortmeldung des jungen Erb-Signorino Silem Torrem, der den Fall der Besetzung Urbasis mit der teilweisen Besetzung Torremunds durch die Marvinko [siehe hierzu BB#25] verglich und diese dabei auf ein Stufe mit dem Söldnerpack stellte. Die Antwort des anwesenden Gransignore Traviano Nepolemo von Marvinko hierauf fiel kurz und bissig aus – er unterstellte den Torrems eine ‘rasende Verblödung’, die mutmaßlich von ihrer ‘inzestuösen Nähe zu den Firdayons’ herrühren mochte. Von Seiten der Torrems wurde dies – natürlich möchte man sagen – mit einer Duellforderung zur Ehrbereinigung quittiert. Andere sahen darin gar eine Majestätsbeleidigung – so etwa der phecadische Cavalliere Amando Barabeo von Streitebeck, der auch eine entsprechende Klage beim Crongericht einzureichen ankündigte.

Der Streit aber schwelte weiter. Nachdem sich einige Adlige Süd-Aldyriens über ein wohlmögliches Eingreifen Gransignore Travianos in der Sache Urbasi besorgt zeigten, boten sich die Torrems sogleich als Verbündete an und erklärten sich für jeglicherlei Kriegsabsprachen offen. Auf die überraschende Ankündigung der Signora Usvina Berlinghan von Alicorno, den auch der Veruntreuung kaiserlicher Güter angeklagten Gransignore mit belastenden Dokumenten alsbald überführen zu können, reagierten sowohl die Torrems wie auch der Cavalliere Streitebeck mit hämischer Freude. Kaum schien noch eine Debatte möglich, die nicht von ständigen weiteren Angriffen auf die Person des Gransignore Traviano begleitet wurde.

Dass es insbesondere die Torrems dabei nicht belassen wollten, wurde spätestens dann deutlich, als sie in einem wieder einmal weiteren Tumult um die sofortige Abhaltung des verabredeten Duells baten – vor den Türen des Theaterrunds und während der laufenden Sitzung! In Begleitung des als Schiedsrichter ausgewählten Signore Amaldo di Piastinza traten der Geforderte, Gransignore Traviano Nepolemo, und der Fordernde, Signore Kalman Phecadio Torrem von Tolkram, alsodann heraus. Wenig Zeit sollte vergehen, bis der weitaus Jüngere der Beiden, Traviano, wieder eintrat – er hatte im Duell mit dem Tolkramer Signore gesiegt.

Endlich atmeten die versammelten Adligen auf – schien doch nun zumindest zeitweise ein Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Familien erreicht. Doch weit gefehlt: Noch bevor sich der Gransignore setzen konnte, beschuldigte ihn Cavalliere Salvinko di Trequerce der Entführung seines Sohnes Praiopius, der mit der Tochter des Signore Reon Torrem von Toricum verlobt ist. Der abermals Angeklagte wies darauf voll Bitternis auf das noch vom soeben gefochtenen Duell stammende Blut und verwies den Vater des Vermissten bei der Suche nach den Schuldigen auf Reon Torrem selbst. An den Erzherrscher und Cronmarschall jedoch wandte er sich, um zu erklären, dass er in der vorherrschenden feindseligen Atmosphäre der Sitzung keinerlei konstruktive Diskussionen mehr erwarten könne. Und wie auf ein Zeichen verließ er darauf mit allen seinen Familienmitgliedern sowie weiteren Unterstützern den Saal. Kaum war das Tor wieder geschlossen, erklärten auch die Torrems, dass sie mit ‘Verbrechern’ und ‘Reichsverrätern’ keinesfalls zusammen im Convent sitzen konnten und taten es den Marvinko so gleich.

Der Cronconvent selbst blieb stark ausgedünnt und als Institution beschädigt zurück. Der Cavalliere von Streitebeck forderte wohl auch deswegen, die beiden rivalisierenden Häuser von künftigen Conventssitzungen auszuschließen, bis sie sich für ihre Missachtung derselben angemessen entschuldigt hätten. Statt der beiden gesamten Familien wurde dies schließlich jedoch nur für den Gransignore selbst sowie den Erb-Signorino Silem Torrem-Punta beschlossen.

Armin Bundt, auf der Basis einer ausgespielten Sitzung, mit Dank an alle Beteiligten