Archiv:Passwort: Schwertfisch (BB 38)

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Passwort: Schwertfisch

Sewamund, Ende Rahja 1033 BF

Zu dem spektakulären Einbruch in die Bank der van Kacheleen über einen Tunnel sind inzwischen zehn Hinweise eingegangen. Seit letzter Woche gibt es zudem eine Phantomzeichnung von einem der Täter, die durch einen 45 Schritt langen Tunnel die Schließfächer ausgeraubt hatten. Die Stadtgarde gab zudem bekannt, dass Teile eines Werkzeugs gefunden wurden, das die Täter benutzen. Außerdem fand sich am Tatort eine rätselhafte, papierne Schwertfischfigur.
Baumeister Guldon Dollbreck und Capitan Varsinion Rimendoza rekonstruieren nun den Tunnelbau. Die Täter haben sich durch einen Keller in den Tresorraum der Bank gegraben. Die Konstruktion nötigt den Fachleuten handwerklichen Respekt ab – in einer Stadt, die sich historisch auf den Deichbau und die Gebäudestützung in der Sewakmündung versteht. So hat eigens Bergkönig Gorfar Sohn des Gurobead eine ganze, kleine Zwergensippe als Begutachter nach Sewamund entsandt – auch, um zu überprüfen, ob zwergisches Fachwissen bei der Tat eine Rolle spielte.
Die Bodenverhältnisse in Sewamund sind nicht überall ideal. In vielen Gebieten der Stadt, darunter auch in der Altstadt, dominiert Sandboden. So ist bereits nach kurzer Strecke dort die Sicherung der Tunneldecke fällig.
Nur an wenigen Stellen in Sewamund gibt es beste Tunnelbedingungen. Hier liegt in etwa zwei Schritt Tiefe eine Torfschicht – die perfekte Tunneldecke. Lebensgefährlich und allererster Punkt beim Keller- wie Tunnelbau: das Grundwasser. An der Sewakmündung schwankt das Niveau teilweise extrem. In feuchter Erde ist ein heimlicher Tunnel praktisch ausgeschlossen – das geht nur mit zwergischer Ausrüstung für Spundwände, permanenter Entwässerung und in der Regel auch nur bei offener Baugrube.
Beim durchgeführten Tunnelbau fallen rechnerisch zwar nur rund 60 Raumschritt Abraum an. Tatsächlich dürften es durch die Auflockerung beim Graben aber viel mehr gewesen sein – bei einem Gewicht von gewöhnlich rund einem Stein pro Raumschritt. Eine übliche Kutsche braucht zum Transport dieser Menge etwa 300 Fahrten.
Der Stollen ist zudem oben und auf beiden Seiten mit Brettern ausgekleidet. Die Täter müssen viel Holz herangeschafft haben – Holz, wie es die Familie Luntfeld massenweise verkauft. Effizienter wäre es gewesen, die Tunneldecke mit längeren Latten abzustützen, die durch Pfosten in regelmäßigen Abständen gehalten worden wären.
Klar ist, warum die Täter einen mit anderthalb Schritt vergleichsweise hohen Stollen gegraben haben: Auf dem Boden verlaufen keine Schienen für Loren und soweit ersichtlich auch keine Spuren einer Handkarre. Die Räuber müssen den Abraum heraus getragen haben. Das erklärt die ungewöhnliche Höhe des Tunnels. Dennoch sind viele Fragen ungeklärt. Wie konnten die Räuber sich durch Sumus Leib schleichen? Der Durchbruch durch die Mauer des Tresorraums muss zu hören gewesen sein. Unter Tage müssen die Täter hervorragend orientiert gewesen sein. Sie trafen präzise den richtigen Raum der Bank. Ohne Mitwisser dürfte das praktisch unmöglich gewesen sein. Die Bank hatte die genaue Lage des Raums nicht veröffentlicht.
Noch gibt der Stollen Rätsel auf: Er beschreibt nach wenigen Metern eine Biegung nach rechts und nimmt zusätzlich an Tiefe zu. Haben sich die Täter am Beginn verschätzt, lagen ihnen etwas im Weg? Die Stadtgarde sucht noch nach Erklärungen – und den Tätern. Der Tunnel wird nach Ende der Untersuchungen zugeschüttet.
Geron Einhand für den Sewamunder Seewind


Falsche und richtige Spuren in diesem Fall. Ein Kommentar von Geron Einhand.

Wo die Täter zu suchen sind, dies bereitet nicht nur der Stadtwache einiges Kopfzerbrechen. Auch die Redaktion des Seewinds möchte bei der Aufklärung des Verbrechens nicht zurückstecken und hat sich Gedanken darüber gemacht, wer die Übeltäter gewesen sein könnten.
Die Verblüffung vonseiten der Zwerge zeigt aus unserer Sicht, dass diese ebenso überrascht von der Tat waren wie das Bankhaus selbst. Von Zwergen kann man einige Kunstfertigkeit erwarten, die Schauspielerei zählt nicht dazu. Apropos Schauspielerei, es soll nicht verschwiegen werden, dass ein Illusionsmagier, der am Rande der Spiele seine Künste zeigte, kurz nach der Tat Hals über Kopf abreiste und dabei sogar einen Teil seiner Ausrüstung zurückließ. Das erscheint uns mehr als verdächtig und spricht dafür, dass der unnachahmliche Saltimbucco seine Finger mit im Spiel hatte. Wir rufen dazu auf, nach diesem Magier Ausschau zu halten!
Eine weitere Spur weist nach Shenilo, dem Sieger des Turniers. Aus dem Süden von einer Reise zurückkehrende Sewamunder berichten von einem ungewöhnlich schwer beladenen Wagen, dem sie bei einem plötzlichen Wolkenbruch aus dem Schlamm des Wegesrandes helfen mussten und dessen Fahrer, die sich auf dem Weg nach Shenilo befanden, sich seltsam verhielten, als ob sie etwas zu verbergen hätten. Leider wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nichts vom Einbruch beim ehrenwerten Hause van Kacheleen, sonst wären sie dem Verdacht sicherlich sofort nachgegangen. Haben sich die Täter also nach Shenilo aufgemacht oder stammen sie gar von dort?
Ein Zettel unbekannter Herkunft, der in den Räumen der Zeitung auftauchte, schildert den Verdacht, die Vorbesitzer des Anwesens der van Kacheleen, die Familie van Hoven, habe den Tätern zumindest Informationen zur Lage der wichtigen Räume zugespielt. Dazu können wir leider nichts weiter sagen, da wir nicht wissen, woher dieser Zettel stammt. Wurde bei uns etwa auch eingebrochen? Statt einer Unterschrift weist der Zettel die Zeichnung eines Schwertfischs auf.
Nicht verschwiegen werden soll, dass es bestimmt noch politische Gegner des Hauses van Kacheleen aus dessen Zeit in Grangor gibt. Unser Korrespondent in Grangor, Lamerien Helmstolz, ließ uns wissen, dass die Familie damals nicht unbedingt in einem Zustand des Friedens mit den Grangorer Patriziern den Sitz nach Sewamund verlegte.
Das Sewamunder Urgestein Chiranor Auenberger, das fest zum Inventar der Burgschenke gehört und auf dessen Meinung wir bei unseren dortigen Recherchen immer gut und gerne vertrauen, kommentiert den Bankraub wie folgt: „Für mich ist es glasklar, wer die Täter waren: Gehen in Sewamund nicht seit einigen Jahren Gerüchte über einen M.A.F.I.A. genannten Geheimbund um? Nun rechne man eine Grangorine zur nächsten und spare sich Spekulationen über eine Grangorer, Shumirer oder Veliriser Beteiligung.“
Veliris, darauf wären wir als nächstes eingegangen, sparen uns aber den Kommentar infolge strengen Dafürhaltens hoher politischen Instanzen. Manchmal muss eben auch die Redaktion einer investigativ vorgehenden Gazette hochherrschaftlich in Zaum gehalten werden, Comto Protector!
Nicht von der Hand zu weisen ist zuletzt die Vermutung, bei dem Bankraub könnte es sich um einen urbasischen Racheakt wegen der Schließung der Silbertaler Bank in Sewamund im Tsa dieses Jahres handeln, die im Bergstädtchen im lieblichen Silbertal nicht gerade für Freude sorgte. Indes, weitere Indizien als diese Vermutung konnten wir nicht finden.