Archiv:Die Schmach der Seewindschlacht (BB 37)

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Die Schmach der Seewindschlacht

Wie überraschend kam es für Sewamund, als die Kunde, Ariano der Niederträchtige von Veliris, marschiere auf die von uns geliebte Stadt am Sewakmund her! Die mächtige Sewakgarde, die tapfersten Kämpfer der Stadt, war unter dem kundigen Darion Amarinto ins ferne Serillio gezogen. Torvons Piken, die im Sold des Hauses Piastinza stehen, hielten Stellung bei Terrinda, das da liegt hinter dem Arinkelwald. Von der Küstengarde der Tribêc, die am Flusse Sewak stehe, kam keine Nachricht.
In höchster Eile ließ der Lilienrat, in Ermangelung der Anwesenheit des Darion Amarinto, in der ganzen Stadt alles Söldlingsvolk herbeitrommeln und stellte in dieser Zeit der Not und der Gefahr ein Heer auf. Den Seewind im Rücken, so eilten die Helden von Sewamund den Fluss hinauf, dem schuftigen Veliriser entgegen, ihn in die Schranken zu weisen. Es half alles nichts, nicht der Rückenwind und nicht die Rechtschaffenheit auf unserer Seite. So wie sich der Seewind an den Felsen der Küste bricht, so brachen Schilde, Lanzen und Leiber unserer mutigen Streiter an den Reihen der Mordbuben unter dem Lilienbanner Arianos, der sofort den Weg gen Sewamund fortsetzte, eine Schneise hinter sich her ziehend wie vor keinen 14 Götterläufen das finstere, gestaltlose Wesen.
Mit den letzten Mannen wurden derweil in Sewamund, nachdem die Nachricht von der Niederlage eingetroffen war, die Mauern und Türme der Stadt besetzt, wurden die Tore verschlossen und verriegelt, wurden – so heißt es – bereits wichtige Güter und Kinder auf Schiffe und Kähne im Hafen verbracht. Wie ein Wunder mag es den Sewamundern da erschienen sein, als Ariano Sal, an der Spitze seiner Schar, die sich immer noch oder bereits erneut dem Siegestaumel hingab, bereits beinahe vor Sewamund stehend, das Angebot zu einem friedvollen Gespräch, die Lage zu klären, von Seiten der klugen Frau Edelmunde von Streitebeck, der Nichte Baron Irions, für alle überraschend annahm und mit Mann und Maus gen Schloss Sewadâl am mittleren Sewak sich wandt. Dort sollen, so heißt es von beleumundeter Quelle, nicht nur der nun besänftigte Herr von Veliris, seine Unterfelser Unterstützer (daher hatte er also seine Söldner!) und die Dame von Streitebeck um den 20. Travia sich eingefunden haben, auch Graf Rimon von Bomed, Baron Irion von Sewamund sowie, aber das sind nur wilde Gerüchte, das Dreigestirn der Kinder Elanors von Carinto, Alvena, Albion und Ardo, seien zugegen gewesen. Hernach hieß es, Herr Boron habe eine großzügige Ausnahme gemacht, als es darum ging, dieser Tage den Schlaf über die Menschen zu bringen, und so war es allen Verhandelnden nicht anzumerken, wie hart und anstrengend die Gespräche gewesen sein mussten, bis schließlich ein Ergebnis stand, dessen Wortlaut allerdings nicht bis an unser aufmerksames Ohr drang.
Wohl aber vernahmen wir, dass indes am 22. Travia die gesammelten Truppen des Hauses Tribêc, die Küstengarde, die zuvor am Sewak vermutet worden war und von der es schon gehießen hatte, sie sei dem Veliriser Baronsstreit wegen den Söldnern Ariano Sals vollends zum Opfer gefallen, weswegen man nicht von ihr gehört habe, den Ort Carinto, am Yaquir gelegen, wo sie offenbar dieser Tage Quartier bezogen hatte, verließen und unter Trommelschlägen und Lieder pfeifend auf Veliris zogen.
Wie dies mit den Verhandlungen zu Sewadâl zusammenhing, ist uns nicht ersichtlich, wohl aber lassen sich Verbindungen vermuten, zumal, als der Travienmond sich seinem Ende zuneigte, Tsaida Tribêc im hernach so geheißenen Pakt von Sewadâl öffentlich kundtat, auf jegliche Ansprüche auf Veliris zu verzichten, ebenso wie es die drei Sprösslinge Elanors von Carinto taten.
So endete der Travia gut, Ariano entließ seine Mietklingen aus dem Dienst und auch die Küstengarde kehrte heim.
Der Pakt von Sewadâl hingegen schien mancherlei Fußnoten zu besitzen, kam es doch sicherlich nicht von ungefähr, dass nun in kurzer Folge sowohl die Verbindung des Hauses Tribêc mit Graf Rimon Sâlingor als auch die Verlobung Ariano Sals von Veliris mit Isidora von Streitebeck verlautbart wurde. Graf Rimon schlug zudem Alricilian zum Baron von Veliris vor und Alvena zur Baronin von Carinto, woraufhin ihm beide feierlich die Gefolgschaft schworen. Elanor Morena von Carinto wiederum wurde derweil, soviel sei an dieser Stelle ergänzt, von einem Hochgericht Graf Rimons wegen Felonie, der Untreue gegenüber ihrem Lehnsherrn, dem Baron von Veliris, zu lebenslangem Hausarrest verurteilt.