Archiv:Die Macht des Mammons (BB 35)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 35, Seite 22 Schildwacht.png Datiert auf: Tsa 1032 BF


Die Macht des Mammons

Magnaten der Silbertaler Bank zerstreiten sich

von Alverano ya Paredo


In der Stunde des Zusammenbruchs – des Bankhauses Bosparan im Herbst 1029 BF – wurde sie gegründet: die Silbertaler Bank, die sich seit Anfang dieses Jahres (1032 BF) offiziell ‘Banca Argentale di Sant’Agreppo’ nennt. Nicht zufällig, wie es heißt, konzentriere sich in ihr doch ein wesentlicher Teil des wirtschaftlichen Interesses Urbasis, der ‘Civita Principesca di Sant’Agreppo’. Die Familien Silbertaler und Flaviora, längst zu den höchsten Vertretern der Stadtgemeinde aufgestiegen, nahmen dadurch schon auf den Tyrannen Traviano, der ihr größter Schuldner war, einigen Einfluss. Doch – auch das machte die Namensänderung weg von der ‘Banca d’Urbasi’ deutlich – sie ist keine exklusive, ja kaum noch mehrheitlich urbasische Unternehmung mehr. Am 4. Tsa trafen sich die über das Liebliche Feld verstreuten Teilhaber, vor allem der drei lose angegliederten ‘Tochterbanken’ aus Efferdas, Sewamund und Shenilo, wieder in Urbasi, um Bericht zu erstatten, Entscheidungen zu treffen und Ämter zu vergeben.

Emblem der "Silbertaler Bank"

»Immer dieser Stress! Letztens (Anm. d. Red.: im Travia 1030, also mehr als zwei Jahre zuvor) schlug hier erst dieser Graf Horasio so überfallartig auf und nun gewährt das Consiglio erstmals auch den Bankiers während ihrer Beratungen Gastung im Magistratspalast. Dass sowas immer erst organisiert sein will, daran denken die Herrschaften wohl nicht …«
―Cerelio, Amtsschreiber des Maestro Hospitalum

Die Prüfung der Rechnungsbücher der einzelnen Filialen und Teilbanken nahm dabei zunächst den Großteil der Zeit in Anspruch. Nichts macht Magnaten misstrauischer als der schnöde Mammon, wie man so schön sagt. Und tatsächlich: Da Wechselscheine einer beliebigen Niederlassung von jeder anderen zu akzeptieren und auszuzahlen sind, vergewisserten sich die Teilhaber wohl lieber einmal zuviel als zuwenig, dass sie dabei kein Fass ohne Boden füttern. Diejenigen, die die Bücher fortwährend prüfen, als ständige Gesandte des Haupthauses sozusagen, galt es im Anschluss zu wählen.

»Der Antrag der Raloffs aus Efferdas, Verhandlungen mit den Gerbers zu einer Beteiligung an ihrer Bank aufnehmen zu dürfen, ist im Grunde eine Formalie. Richtig interessant dürfte es erst bei der Ämtervergabe werden. Natürlich machen da diverse Gerüchte ob bereits feststehender Wahlen die Runde. Zumal es ja nach dem Anteilsproporz geht und wenige ‘Große’ den Ausgang diktieren können, wenn sie sich denn einig sind. Kontrovers wird vor allem die Möglichkeit einer urbasischen ‘Machtpolitik’ gegenüber Shenilo und Sewamund diskutiert, die von einem gewissen Adelshaus am Sikram umgarnt werden, das in der Silberstadt selbst in Ungnade gefallen ist.«
―ein ungenannt bleiben wollender Teilhaber im Vorfeld

Tarquinio della Pena, Priore pecunis Urbasis

Die Wahl der Recalculatoren (Buchprüfer, wörtlich eher ‘Nachrechner’) und eines der drei Posten im Hohen Directorium des Haupthauses sollte dann in der Tat für Aufregung sorgen. Zunächst revidierte nämlich die völlig überraschend in die Versammlung platzende Hesindetta Silbertaler, Matriarchin der größten Teilhaberfamilie, die Wahlentscheidung ihrer Nichte Sofia und wählte statt des Sheniloer Kandidaten Trutzo Gabellano die Urbasierin Calderine Dûrenald ins Directorium. Der so um seine Wahl Gebrachte ließ sich daraufhin zu Schimpftiraden hinreißen, bevor er wutschnaubend den Saal verließ – zur Erleichterung selbst derer, die ihn vorher gewählt hatten, ihn nach diesem Auftritt jedoch mit anderen Augen sahen.
Anlass für weiteren Streit war jedoch erst das Veto des Priore pecunis (der für den Kommerz zuständige Ratsherr Urbasis hat diese Möglichkeit) Tarquinio della Pena (j.H.) gegen die Wahl der Sheniloerin Elissa Veliriano, geborene Angold, ausgerechnet zur Recalculatorin Shenilos. Diese Konstellation galt zwar nicht unbedingt als geschickt, doch schien die Mehrheit der Teilhaber sie als Vertrauensbeweis gerade angesichts der Gerüchte im Vorfeld zu begrüßen. Tarquinio favorisierte hingegen den Kandidaten des Subpriors Auricanius von Urbet-Marvinko, welchselbiger ob der Offenheit der Worte Tarquinios überrascht schien und den Kandidaten dann ebenso überraschend zur Rücknahme seiner Kandidatur drängte.

»Was genau da vorgefallen ist, will mir noch immer nicht so recht einleuchten. Einerseits scheint die Nichtwahl seines Kandidaten den Subprior überrascht zu haben, andererseits war wohl auch das Veto nicht geplant. Geschadet hat es ihm dennoch, da die Treue des della Pena gegenüber seinem Haus ja hinlänglich bekannt ist. Was mischt er sich aber auch in die Geschäfte richtiger Geschäftsleute ein!«
―ein ungenannt bleiben wollender Teilhaber im Nachhinein

Einigkeit jedenfalls, soviel lässt sich nach dieser Zusammenkunft sagen, besteht unter den Teilhabern der Silbertaler Bank vorerst nur darin, dass sie sich uneinig sind!

Armin Bundt, mit Dank an alle Beteiligten der Teilhaberversammlung im Herbst 2009