Archiv:Die Große Brautschau (BB 30)

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Die große Brautschau

In Sewamund, unserer schönen Hafenstadt am Siebenwindigen Meer, scheint dieser Tage jedermann und jederfrau den Atem anzuhalten. Schier unerträgliche Spannung breitet sich aus – darüber, wer sich an der bevorstehenden Brautschau der Vistelli-Zwillinge Alissa und Orban beteiligen, vor allem aber wer von ihnen auch erwählt werden wird. Dass die ersten Tage im Rondramond in diesem Jahr in der Stadt an der Sewakmündung außerordentlich bemerkenswerte sein werden, steht außer Frage.
Von weit her reisen Gäste und Schaulustige in unsere sonst so beschauliche Hafenstadt an, um den Ereignissen beizuwohnen, denn wo sonst werden Reichtum, Macht und Schicksal so Vieler in so kurzer Zeit entschieden? Immerhin gilt es nicht allein den Erben des für sich schon nicht unbeträchtlichen Vermögens der Familie Vistelli zu finden, sondern zugleich den Vermittler im Streit um die umkämpfte Bomeder Grafenwürde. Doch bevor wir dazu kommen, wollen wir zunächst auf jenen Mann zurückblicken, dessen Wirken und Tod dieser Situation überhaupt erst vorausgingen.

Vom Leben und Sterben des Lorion Vistelli
Die Ankunft Lorion Vistellis im Grangorischen (im Rondra 1028 BF) liegt nun bald zwei Götterläufe zurück, und dennoch erinnern sich bis heute viele daran, wie der hernach nur noch ‘der Arivorer’ genannte Edelmann in des Herzogs Dienste trat: Dem anbrechenden Thronfolgestreit (den viele andere Adlige als Anlass zum Streit untereinander nahmen) zum Trotz gelobte er Cusimo bei dessen Kampf gegen die Windhager Piraten zu folgen – denn “wer die eigenen Grenzen zu schützen nicht in der Lage ist, sollte seine Gedanken nicht an die Verteilung von Pfründen verschwenden”. Treu und tapfer stand er unserem Herzog zur Seite, bis die Gefahr gebannt war. Dieser aber bat ihn, ihm auch weiterhin ein verlässlicher Gefolgsmann zu sein und sich in seiner Provinz niederzulassen. Dass der geachtete Signore aus der kleinen Stadt Montarena nahe Arivor ausgerechnet Sewamund zu seiner künftigen Heimat erwählte, darf uns auch heute noch mit Stolz erfüllen.
Der Dienste seines ‘arivorischen’ Untertans versicherte sich Herzog Cusimo indes schon bald wieder. Der Situation in der Grafschaft Bomed (wo sich nach dem Tod der vormaligen Gräfin Alwene gleich drei Kandidaten mit verschiedenen Ansprüchen der Grafenwürde zu bemächtigen versuchten) sichtlich überdrüssig, suchte der Provinzherr nach einem geeigneten Vermittler zwischen den Parteien – angesichts vielschichtiger Verschwägerungen zwischen seinen Untertanen ein durchaus diffiziles Unterfangen, wollte man keinen der Kandidaten von vorneherein bevorzugen. Allein dem ‘Arivorer’ war der Vorwurf der Parteilichkeit nun keineswegs zu machen, und so ernannte der Herzog Lorion Vistelli zum herzöglichen Vermittler und übertrug ihm die Aufgabe, aus den drei ‘Grafen’ von Bomed einen zu erwählen, der dem Landtag des Herzogtums als Vorschlag unterbreitet werden sollte.
Lorion Vistelli wird dieser Pflicht nun jedoch leider nicht mehr nachkommen können. Wenige Augenblicke nach der Übermittlung der Nachricht des Herzogs traf ihn der Schlag, wie es heißt. Unergründlich ist der Ratschluss der Zwölfe und kein Sterblicher sollte sich anmaßen, ihn verstehen zu wollen …
Die Kunde vom Tod seines treuen Gefolgsmanns erreichte den Herzog indes erst, als dieser sich abermals zur Befriedung seines unruhigen Lehens im Windhag aufmachte. In der von ihm bekannten Entschlussfreude verfügte Cusimo sogleich, dem Erben Lorions auch dessen Amt und Würden zu übertragen – wohl nicht wissend, dass der eigentliche Erbe gemäß des Testaments des Vaters erst noch gefunden werden muss.

Lorions Erben: Die Zwillinge Alissa und Orban Vistelli
Dass die Kinder Lorions, die Zwillinge Alissa und Orban Vistelli sich in Heiratsfragen in der Vergangenheit nicht annähernd so entscheidungsfreudig gezeigt haben wie unser geliebter Herzog bei der Vergabe von Ämtern, ist (spätestens seit dem Tod Lorions und Dank der Aufmerksamkeit, die sie seither erfuhren) weithin bekannt. Diesen Umstand zu ändern, scheinen sie nun aber fest entschlossen. Denn nur einer von beiden Zwillingen kann gemäß des Testaments des Vaters Erbe werden – und nur derjenige, dessen Heiratswahl dem durch das Testament bestimmten Gremium die glücklichere erscheint.
Baronessa Alissa, die (um wenige Augenblicke) ältere Tochter Lorions gilt als gleichermaßen kunstverliebt wie Neuartigem aufgeschlossen – wobei sich ihre Interessen bisweilen schneller ändern, als dass sie Entscheidungen fällen oder Sachen zuende bringen könnte. Ihr offensichtliches Desinteresse in politischen Fragen scheint dagegen dauerhaft zu sein.
Baronet Orban, der jüngere Sohn Lorions, gilt dagegen eher als ein nachdenklicher und öfters in sich gekehrter Charakter – auch wenn er ebenso zu ausgelassener Heiterkeit imstande ist …
Doch sind es auch nicht die Zwillinge, die eine gute Figur abgeben müssen, sondern ihre Freier und Bewerberinnen. So mag denn die Bestimmung des Vaters weise gewesen sein, seinen Kindern zwar die Wahl, aber nicht die Entscheidung zu überlassen.
Ganz Sewamund, nein ganz Grangorien, blickt gespannt auf die Ereignisse in diesen ersten Tagen der Rondra am Siebenwinden Meer.