Archiv:Das Freigonfalonierat am Sikram (BB 40)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 40, Seite 30-31


Das Freigonfalonierat am Sikram



Vorbemerkung: Dem Artikel ist im Bosparanischen Blatt ein Info-Kasten vorangestellt, der dem auf der Seite Freigonfalonierat am Sikram gezeigten entspricht. Zur Vermeidung von Doppelungen wird der Kasten hier nicht erneut aufgeführt.


Teil 1 – Historie der Torrems und der Gegend

Die Geschichte und Geschicke des Hauses Torrem sind seit jeder eng verbunden mit der Landschaft am unteren Sikram. Historiker, zumal aus dem Haus selbst, vermuten, es könnte zu alten Zeiten zu den Comites des Horas gehört haben. Jedoch ist nichts belegt, was über einen altbosparanischen Ursprung des Geschlechts hinausgeht. Nach Bosparans Fall aber, soviel steht fest, waren die Torrems ein typisches Rittergeschlecht, fest verwurzelt auf und durch ihre Ländereien. Viele Vertreter des Geschlechts hatten auch selbst etwas Bäurisches an sich.

Immer mehr trat eine Loyalität zu den Grafen von Vinsalt hervor, denen man oft zu Diensten war, sei es in Amt oder Heer. Als Graf Khadan schließlich im Krieg gegen die Garether die Wende brachte, standen wiederum Torrems in der ersten Reihe seiner Männer. Doch die Gründung des Vinsalter Königreiches sollte mit einer herben Enttäuschung einhergehen: Nicht seine Diener vom Sikram, sondern den gleichsam zum Helden gewordenen Hilbert Paklai erhob König Khadan zum Baron und damit zum Lehnsherrn des alten Adelshauses. Verwunden haben die Torrems dieses Ereignis nie, und doch schadete es ihrer Loyalität zum König nicht, was manchen denken ließ, ihr Denken sei dafür zu einfach.
Nun hatte sich mit der Zeit auch die Ländereien der Torrems vergrößert und bildeten einen Gegenpol zur Macht des neuen Hauses Efferdas, der den südöstlichen Bereich der Baronie vollends einnahm und sich schließlich auch ins Malurische ausbreitete. Bedeutsam war dabei vor allem die Tatsache, dass die Ländereien an der Grenze zur Domäne Urbet gelegen waren: Mit dem auf der anderen Ufer der Torre beheimateten Haus Urbet-Marvinko, selbst ebenfalls nicht Barone, aber oft genug Valvassoren, entwickelte sich eine Erbfeindschaft. Ob diese auf die Treue zu den Firdayons auf der einen und Marvinko auf der anderen Seite zurückzuführen ist, ist kaum zu sagen, aber das Land kam über Jahrhunderte nie allzu lang zur Ruhe, ehe erneut das Blut Gefallener die Wasser der Torre färbte. Die Torrems kultivierten während dieser Zeit ihr Selbstbild als Hüter von Grenze und Sikram.
Die gemeinsame Feindschaft gegen Urbet und die Treue zum Haus Firdayon überdeckte auch jahrhundertelang die Konkurrenz zum Baronshaus derer von Efferdas, bis sich die Hauspolitik der Torrems sich ab etwa 1015 BF herum änderte. Vollzogen wurde dieser Wechsel unter dem XXIV. Phalaxan Reon Torrem, dem der Beiname „Wendehals“ verliehen wurde, da er jahrelang Freund und Feind in die Irre führte.

Wappen des Hauses Torrem
Ziel war nunmehr sich von Efferdas zu separieren und eine torremsche Baronie am Sikram zu bilden.

Was zu diesem Wechsel in der Hauspolitik führte, lässt sich nur mutmaßen, es ist jedoch ein Zerwürfnis mit dem Baronshaus zu konstatieren, für welche es wohl persönliche wie gleichsam politische gegeben haben mag: So war das Werben Reons um die noch junge Baronin Elanor stets zurückgewiesen worden, während sie ihren Sohn aus einer rahjanischen Verbindung mit einem efferdischen Patrizier nachträglich legitimierte, was die traditionsbewussten Torrems doppelt kränkte. Auch viel der Dank des Baronshauses für die Waffenhilfe zur Verteidigung der Stadt Efferdas im Zuge des sogenannten Weilenscheinkomplotts aus Sicht der Torrems viel zu gering aus. Gleichzeitig gelang es dem Haus Efferdas sogar auf Reichsebene an Einfluss zuzulegen und gar den Hauserben in unmittelbare Nähe des Kaiserhauses zu verloben, was die Furcht der Torrems genährt haben mag im Einfluss weiter hinter das Haus Efferdas zurückzufallen.

Als dann der Krieg der Drachen über das Land kam, standen die Torrems vor dem Problem, dass Firdayons auf beiden Seiten des Konflikts standen. Man behalf sich mit Inaktivität und beschäftigte sich vielmehr mit dem Kampf gegen die republikanischen Umwälzungen in der Coverna. Zunächst in den eigenen Stammlanden, was in Toricum um den Preis kleinerer Zugeständnisse gelang, während Torremund de facto abfiel, später auch in Efferdas, wo man aus machtpolitischem Kalkül sich gar dem ungeliebten Senat anschloss.
Doch auch dort fand das Haus nicht seinen Frieden, sondern fühlte sich von den Kaufherren der Stadt bedroht und erpresst. Es kam zu Konflikten und Rebellionen sogar mit der mächtigen Stadtrepublik Belhanka. Als schließlich alle Vermittlungsversuche scheiterten, unterwarfen die Torrems sich schließlich Belhanka, um ihre Unabhängigkeit von der Republik Efferdas zu erlangen. Das Freigonfalonierat am Sikram war entstanden.

Teil 2 – Entstehung eines Fürstentums

De facto waren Reon Torrems Träume im Kleinen Wirklichkeit geworden, doch waren Status und Zukunft des Freigonfalonierats noch ungeklärt. Der Status einer Baronie war durch das Kaiserhaus nicht bestätigt. Dazu war in der Vergangenheit zu viel Geschirr zerschlagen worden, als dass die meisten Nachbarn als dauerhaft Verbündete oder gar Freunde hätten betrachtet werden können, das Haus Torrem aber allein auch zu schwach, um sich der Konkurrenz der aufstrebenden Barone von Caspoleth, Malur und Torvilio zu erwehren. Schon geringste weitere Verschiebungen im Machtgefüge der Coverna hätten erneut das Ende aller torremscher Träume bedeuten können – aber auch ein Ende des jungen Friedens in der Region.

So erinnerten sich Torrems schließlich des kaum belasteten Verhältnisses zum Hause Firdayon in persona des Fürsten Ralmans und des wertvollsten Faustpfandes, welches man noch zu bieten im Stande war: Die Feste samt Sikrambrücke zu Toricum.
Fürst Ralman sah sich einer verworrenen Situation gegenüber, geprägt von alten Feindschaften, Verrat und Machtansprüchen. Alsbald nahm er Kontakt zu den Konfliktparteien auf, insbesondere auch zum Haus Urbet-Marvinko. Den Streit dieser Häuser umd die konfliktbelastete Ehe Rondralios mit Perainia Torrem, aber auch um die Ländereien bei Sikramara, musste befriedet werden.

Perainia Torrem, die Fürstin
Ralman, welchem die kaum noch vorhandenen Einflussmöglichkeiten am unteren Sikram und in der Coverna ohnehin ein Gräuel waren, nutzte die Möglichkeiten des Hilfsersuchens und setzte um den Preis vieler Zugeständnisse an Anrainer und Comites durch, was die Torrems nicht einmal zu hoffen gewagt hätten. Er erhob das kleine Freigonfalonierat im Praios 1034 BF kurzerhand zum Fürstentum – direkt unter dem Kaiserhaus angesiedelt.

Damit verbunden waren jedoch umfangreiche Auflagen. Ein Schlichter mit weitreichenden Vollmachten wurde eingesetzt, um die Fehde mit dem Hause Urbet-Marvinko binnen zweier Jahre zu beenden, zudem mussten die Torrems fast alle Ländereien südlich des Sikram aufgeben.
Erstaunlich schnell konnten in der Folge Lösungen gefunden werden, deren wichtigste wohl die Scheidung Perainias und der Enterbung ihrer Kinder im Jahre 1035 BF waren. Aber auch die Trimara-Frage konnte geklärt werden, zumindest insoweit sie zwischen diesen beiden Häusern streitig war.

Hoffen wir also, dass auch diese leidgeprüfte Gegend nun endlich Frieden finden möge!

Teil 3 – Die Folgen

Hier wollen wir uns, lieber Leser, an einer kurzen Deutung versuchen, ohne allzu viele Emotionen zu bedienen. Wer hat mehr, wer weniger von dieser neuen Situation profitiert?

Nun, unstreitig ist, dass das Haus Torrem mehr erreicht hat, als es wohl erwartet hatte. Das Haus hat viel Land verloren, mehr als die Hälfte der malurischen Besitzungen wurden vom Protector an neu belehnte Barone vergeben. Doch durch den Gewinn von Ländereien am nördlichen Sikramufer wurde zwar nicht der Gebiets- jedoch der Bevölkerungsverlust mehr als ausgeglichen und so zählt das Freigonfalonierat heute mehr Einwohner denn je. Heute strahlt der Stern der Torrems heller denn je und die Festung Toricum ist Zentrum eines kleinen, aber bedeutsamen Landstrichs.
Jedoch ebenso ist das Kaiserhaus unter die Sieger zu rechnen. Ein neues, dem Kaiser ergebenes Haus im Comitat ist zu verzeichnen und der Einfluss des Kaisers in der Region wurde vergrößert.
Weiter mag man mit Recht den Herzog von Methumis als Profiteur nennen, dessen Barone einen Teil des Landes erhielten.
Belhanka, der Serenissima, schmerzt der Verlust an Einfluss in ihrer direkten Nachbarschaft, doch gelang es Ralman die Gemüter damit zu beruhigen, dass er mehrere Patrizier der Stadt zu Baronen erhob.
Was gleich auch für die Belhankanische Republik Efferdas gelten muss, hat sie doch nunmehr jede direkte Anrainerschaft an Vater Sikram verloren. Dass Fürst Ralman diesen Gebietsverlust durch Abtretung horaskaiserlicher Besitzungen und Anerkennung efferdischer Ansprüche in

Rondralio, endlich geschieden
Südterubien mehr als ausgeglichen hat, mag einem Machtpolitiker günstig erscheinen, einen patriotischen Efferdier schmerzt dies gleichwohl.

Mit der Scheidung der Phalaxana von Rondralio von Urbet-Marvinko, gepaart mit einer Regelung zu den Ansprüchen auf die Herrschaft Trimara, wurde die Fehde der beiden Häuser endgültig zu einem guten Ende gebracht. Zudem wurde per Dekret verkündet, dass die Kinder dieser Verbindung allen Erbansprüchen auf torremscher Seite verlustig gingen, auf das dies kein Grund sein möge, dass die Fehde wieder auflodere. Hierauf wurde verkündet, dass sich die Phalaxana mit einem Sohne des Barons Urras von Malur verbinde, auf das auch hier Ausgleich und Friede herrsche.

Da die Torrems nun aus dem Ritterstand ins Comitat erhoben wurden, erklärten sie auf Jahr und Tag den Austritt aus dem Sikramtaler Ritterbund. Wer diesen jedoch unter die Verlierer rechnen will, der irrt. Nicht nur wollen die Herren Toricums dem Bund in Freundschaft verbunden bleiben – vielmehr beseitigt ihr Austritt ein altes Problem. Seit der letzten Fehde um Torremund waren die Torrems mit mehreren Bundesbrüdern verfeindet, was den Ritterbund immer wieder durch interne Querelen lähmte. Nun dieses Problems entledigt, mag der berüchtigte Bund zu alter Stärke zurückfinden.

di Onerdi und Elanor