Briefspiel:Sanjanas Lösegeld

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Mitte Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Marudret und benachbartes Aurelat Entstehungszeitraum: Anfang 2015
Protagonisten: Sanjana und Mastrade ya Malachis, Colmar Luntfeld u.w. Autoren/Beteiligte: Familie ya Malachis.png Cassian, Familie Luntfeld.png Luntfeld

Lösegeld für eine Freischärlerin

Nahe Doria, 11. Rondra 1033 BF:

Nur ein Rascheln im Laub und das Kriegsgeschrei der Angreifer diente als Warnung. Erschrocken zuckte Sanjana ya Malachis zusammen und drehte sich im Sattel um – und diese Bewegung rettete ihr Leben, als ein Bolzen knapp hinter ihrem Rücken durchzischte. Auf ganzer Front brachen die Söldner des Grafen vom Sikram mit Schwertern und Säbeln bewaffnet aus den Büschen heraus und drangen auf die überraschten Jugendlichen von Fevons Freischar ein.
Nur wenige Schritte von ihr entfernt sah sie Miraela mit einem Bolzen im Hals zu Boden gehen. Nur ein kurzer Gedanke galt der Seilerstochter, aus deren Kehle anstatt fröhliches Lachen eine Blutfontäne spritzte, dann hatte Sanjana ihren Säbel gezogen und lenkte ihre Stute entschlossen auf den ersten Angreifer zu, die Waffe zum Angriff erhoben, um die Gefährtin zu rächen.
Währenddessen ertönte weiter hinten Waffengeklirr und kurz danach erstaunte Rufe aus rauen Söldnerkehlen: "Kinder, das sind ja Kinder!" Durch kurzen Schenkeldruck und eine Drehung ihrer Stute wich sie dem ersten Rapierstich einer dürren Söldnerin aus und schlug ihrerseits erfolglos nach einem anderen Angreifer, welcher die Zügel greifen wollte. Eine zweite Drehung ließ die beiden zwei Schritte zurückweichen, während irgendwo eine Tenorstimme den Kampfeslärm übertönte: "Schonen! Fangen!" Ein kurzer Rundumblick zeigte Sanjana, dass ihre Sache verloren war: Nach wenigen Augenblicken des Kampfes lagen mehrere Freischärler wie Miraela tot oder verwundet am Boden während ein großer Teil in panischer Angst die Waffen fallen gelassen hatte und versuchte zu flüchten. Hier war nichts mehr zu machen.
Ein Glück war Sanjana am hinteren Ende der Kolonne und durch den Fangen-Befehl an ihre mittlerweile drei Angreifer gewann sie einige wertvolle Sekunden Zeit. Entschlossen trieb sie ihrer Stute die Absätze in die Flanken. Mit zwei Galoppsprüngen ließ sie den Kreis der überraschten Angreifer hinter sich, erreichte die Straße und sprengte auf das nahe Ende des Wäldchens zu. Hatte sie einmal den Wald verlassen, so würde sie nicht mehr einzuholen sein … und kaum gedacht schien Sanjana wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen, als sich unter ihr ihre Stute kläglich wiehernd überschlug. Krachend schlug die junge Patrizierin auf dem harten Straßenpflaster auf. ‘Seile. Sie müssen Seile gespannt haben …’, war Sanjanas letzter Gedanke, ehe ihre Sinne schwanden.


Marudret, 15. Rondra 1033 BF:

"… fordern wir von Euch die Summe von 20 Horasdor für die Freilassung Eurer Schwester Sanjana, welche sich widerrechtlich feindlichen Kämpfern angeschlossen hatte, in der Absicht uns Schaden zuzufügen, und von uns am 11. Rondra bei der Ortschaft Doria gefangen genommen wurde.

Gezeichnet: Maj. Colmar Luntfeld, Colmars Cavallieri"
Mastrade ya Malachis

Stirnrunzelnd ließ Mastrade ya Malachis den Brief sinken.
Was in der Götter Namen hatte sich Sanjana da nun wieder geleistet? Aber immerhin schien sie unverletzt zu sein und gut behandelt zu werden. Luntfeld … den Namen kannte Mastrade gut. Es war einer der Condottieri, die in den Diensten Croenars standen, der gerade Marudret besetzt hielt.
Und das war genau das Problem, die Stadt war besetzt und sie koordinierte gerade den passiven Widerstand gegen die Okkupationsmacht. Sie hatte sich bei den Söldnern nicht eben beliebt gemacht mit ihrer ‘schwangerschaftsbedingten’ Verzögerungstaktik. Wenn die Besatzer Forderungen an sie herangetragen hatten, hatte sie diese immer wieder wegen Unpässlichkeit vertröstet oder warten lassen, oft waren Anfragen auch einfach ‘vergessen’ worden. Alles sehr höflich und zuvorkommend, aber die Zusammenarbeit zwischen Besatzern und Patriziat funktionierte nur äußerst schleppend. Nun sah sie sich gezwungen, sich selbst als Bittstellerin zu Colmar Luntfeld zu begeben, und das missvergnügte sie enorm. Vertrackt, äußerst vertrackt. Ihre kleine Schwester brachte sie mal wieder schwer in Verlegenheit.
„Was hast du denn, mein Herz? Du machst ein Gesicht wie eine Gewitterwolke. Wieder neue Spitzfindigkeiten von des Grafen Schergen?“
Ingrimeo, ihr Gatte, kam gerade mit einer Tasse Tee und etwas Gebäck in ihr Arbeitszimmer.
„Nein, dieses Mal ist Sanjana das Problem. Sie ist wohl nicht in Urbasi geblieben, wie sie gesollt hätte, sondern sie und Macrins Junge haben scheinbar eine Art Kriegszug angezettelt. Hier, lies selbst.“
Mit diesen Worten reichte sie ihm das Schreiben und bekam dafür die Teetasse. Seufzend ließ Ingrimeo das Schreiben sinken. „Was für ein Schlamassel. Dieser Luntfeld verlangt ja nicht gerade ein Butterbrot. Das wird uns Schwierigkeiten machen. Hättest du sie verheiratet, wie ich dir geraten habe, müssten wir uns jetzt nicht mit diesen Ausgaben herumschlagen. Ach, was soll´s. Schicken wir eben Fulvian mit dem Geld und holen das Gör wieder nach Hause. Was anderes bleibt uns ja nicht übrig und dann sehen wir, wie wir sie am sinnvollsten verheiraten können. Vielleicht sogar eine Allianz mit den Marvinkos? Immerhin kann man nicht wissen wie die Sache hier ausgeht und ein zweites Eisen im Feuer ist nie ein Fehler.“
Unmerklich verkrampfte sich Mastrades Hand bei den Worten ihres Gemahls um den Henkel ihrer Tasse. `Gefühlloser Rationalist! Du würdest allen und jeden verkaufen, wenn es deinen Zwecken dient. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein dich zu heiraten.´ Kurz blitzte es in ihren hellgrauen Augen auf, aber schnell unterdrückte sie ihren Unwillen. Stattdessen nippte sie an ihrem Tee, stellte die Tasse betont vorsichtig ab und erwiderte: „Nein, mein Guter, ich werde selbst fahren. Ich bin das Familienoberhaupt und diese Angelegenheit sollte von mir persönlich geregelt werden.“


Noch am selben Tage … zu späterer Stunde.

„Commandante? Verzeiht die Störung, aber da ist eine Dame, die wünscht euch zu sprechen.“
Colmars Ordonnanz trat zögernd an den Schreibtisch heran, auf dem sich Karten und Skizzen türmten, und über den sich sein Vorgesetzter mit nachdenklich gerunzelter Stirn beugte.
„Eine Dame?“
„Ja, Herr Major, sie sagt, sie wäre Mastrade ya Malachis und wolle mit euch über die Freilassung ihrer Schwester verhandeln.“
Dieser Satz veranlasste den Condotiere doch tatsächlich von seinen Karten aufzublicken. Die Prinzipalin Marudrets war tatsächlich persönlich erschienen? Überraschend. Zumal sie, wie er gehört hatte, sehr mit ihrer Schwangerschaft zu kämpfen hatte. Sie wurde als äußerst anstrengend beschrieben, und das war noch freundlich ausgedrückt. Andererseits, was er von der jungen Dame, die sich in Gewahrsam seiner Einheit befand, so gehört hatte, ging in eine ähnliche Richtung. Widerborstig, kratzbürstig, frech und unverschämt hatte sie sein Adjutant genannt. Nicht nur einer seiner Männer hätte die junge Dame gerne übers Knie gelegt, aber solcherlei Maßnahmen hatte er selbstverständlich untersagt.
„Nun, Fredo, was wartest du? Führe die Dame herein, und besorge auch gleich noch einen Stuhl und was zum Trinken“, forderte er den Burschen auf. Danach zog er vorsichtshalber seine Uniform glatt und bezog mit verschränkten Armen neben dem Kartentisch Position.

Kurz darauf betrat eine gutaussehende, gepflegte Frau in den besten Jahren den Raum. Vornehm und elegant gekleidet ohne übermäßig zu protzen. Ihr Gesicht entbehrte nicht einer gewissen Autorität, wies aber auch Zeichen der Erschöpfung auf und unübersehbar befand sie sich in anderen Umständen.
"Signora ya Malachis, womit kann ich euch dienen?" Colmar ging Mastrade entgegen und bot ihr galant einen Stuhl an.
Mastrade musterte den Condotiere von oben nach unten und wieder zurück, akzeptierte dann aber mit einem höflichen: „Danke, sehr zuvorkommend, Signor Luntfeld.“ Und setzte sich. „Ich habe euer Schreiben erhalten“, eröffnete sie sodann das Gespräch, jegliche Floskeln über das Wetter sparend.
Während er wieder um den Tisch herumging, unterdrückte Colmar den Anflug eines Schmunzelns. Die Dame ya Malachis kam direkt auf den Punkt, das ersparte ihm eine zeitraubende Konversation, an der beiden Parteien sowieso nichts lag. Er setzte sich seinerseits, musterte mit fröhlicher Höflichkeit die frostige Miene seines Gasts und trank erstmal einen Schluck Apfelsaft. Da ihm der Zustand der Dame ya Malachis selbstverständlich bekannt war, hatte er Fredo aufgetragen, ihnen Getränke ohne Alkohol zu servieren.
"Gut", meinte Colmar nur, und blickte Mastrade auffordernd an.
„Ich gehe doch recht in der Annahme, dass sich meine Schwester bei guter Gesundheit befindet und ihrem Stand als junge Dame aus gutem Hause Rechnung getragen wurde?“
So höflich diese Frage auch formuliert war, Mastrades Augen verhießen Tod und Verdammnis, sollte die Antwort nicht nach ihrem Geschmack sein.
Colmars Lächeln wurde breiter: "Nun, werte Prinzipalin, angesichts eures Gesichtsausdrucks scheine ich richtig in der Annahme zu gehen, dass es im umgekehrten Fall durchaus nicht so sein könnte. Allerdings seid unbesorgt, eurer Schwester mangelt es den Umständen entsprechend an nichts."
„Immerhin ist das erfreulich zu hören.“ Die hohe Dame schien durchaus etwas besänftigt. „Euch ist doch wohl klar, dass eure Forderungen maßlos und unhaltbar sind? Allein schon die Formulierung, sie habe sich widerrechtlich feindlichen Kämpfern angeschlossen … völlig lächerlich. Sanjana hat keinerlei militärische Ausbildung und untersteht auch nicht eurem Zugriffsrecht. Ist es nicht eher so, dass ihr rücksichtslos über diesen Haufen Jugendlicher hergefallen seid?“
"Nun", Colmar ließ sich von den anklagenden Worten seines Gegenübers nicht irritieren, "über den Begriff ‘widerrechtlich’ ließe sich in der Tat streiten, da gebe ich euch Recht. Keineswegs jedoch über die Tatsache, dass sich eure Schwester bewaffnet und beritten den Kämpfern von ‘Fevons Freischar’ angeschlossen hat, um einmal diesen Begriff zu verwenden. Dies, wie lauthals in der Stadt Urbasi verkündet, in der Absicht, den Meinen oder allgemeiner gesprochen, Bewaffneten die sich während dieser Fehde hier in den Diensten des Grafen Marvinko befinden, mit der Waffe in der Hand Schaden zuzufügen. Ob die betreffenden Kombattanten eine militärische Ausbildung besitzen, spielt hierbei keine Rolle, allein die Bewaffnung und die Absicht diese Waffen auch zu benutzen reicht vor jedem Gericht vor Kor oder Krone aus um sie als Kombattanten zu bezeichnen. Zweitens, wie alt ist eure Schwester? Die jünsten Kämpfer meiner Truppe sind gerade Sechzehn. Und glaubt mir, jene hatten nicht das Privileg, wie wir beide in komfortablem Wohlstand aufzuwachsen. Es gibt Gegenden auf dieser Welt, da wird man lieber früh erwachsen ... Aber ich schweife ab."
Colmars Miene wurde einen Moment lang hart: "Wer eine Waffe in die Hand nehmen und damit austeilen will, muss auch einstecken können. Krieg ist kein Kinderspiel im wahrsten Sinne des Wortes – entweder versteht man etwas davon und weiß, worauf man sich einlässt, oder man lässt die Finger davon."
Das Lächeln kehrte zurück: "Aber über derlei Sachen solltet ihr nicht mit mir, sondern besser mit eurer Schwester sprechen. Ich habe nicht die Absicht sie länger als nötig festzuhalten."
„Schlimm genug, dass ihr es überhaupt getan habt“, konnte sich Mastrade nicht verkneifen zu erwidern. „Wohl an, dann lasst uns zum Punkt Herausgabe meiner Schwester kommen. Ihr wisst, dass eure Forderung von 20 Horasador lächerlich hoch ist. Die Summe ist völlig unangemessen. Die Hälfte halte ich für angebracht.“
Colmar schüttelte den Kopf, als ob er mit einem trotzigen Kind redete. "Meine Dame, ihr vergesst, wer hier von wem was will. Also mäßigt bitte eure Zunge und lasst uns wie Adlige konversieren, ja?"
Die Dame ya Malachis räusperte sich, nahm einen Schluck aus ihrem Becher und fuhr dann in gemäßigtem Tonfall fort: „Um Vergebung. Meine Nerven sind zur Zeit nicht die besten und die ganze Situation schlägt mir besonders in meinem Zustand …“ – sie legte unbewusst schützend eine Hand auf ihren Bauch – „… doch sehr aufs Gemüt. Zumal mir meine Schwester sehr nahe steht. Nach dem Tode unserer Mutter habe ich ihr diesen wichtigen Halt ersetzt. Aber obwohl sie mir kostbar ist, wie ein eigenes Kind, muss ich doch auf eine angemessene Summe bestehen.“
Colmar dachte kurz an seine eigene Kindheit. Er hatte seine Mutter nie gekannt und das Verhältnis zu seinem Vater war nicht zuletzt wegen des Tods der Mutter in seinem Kindbett – höflich ausgedrückt – immer distanziert gewesen.
Betont gelassen nahm er seinerseits einen Schluck und fragte sein Gegenüber: "Nun, welche Summe haltet ihr denn für angemessen?"
Abwägend taxierte die gewiefte Händlerin ihr Gegenüber. Ihr war bewusst, dass sie soeben eine 'sentimentale Ader' getroffen hatte, wollte ihr Blatt aber auf keinen Fall überreizen, denn der Condottiere würde sich sicher nicht über den Tisch ziehen lassen. Nun war Fingerspitzengefühl gefragt. Ihr Angebot durfte nicht beleidigend sein, sie wollte sich aber auch gerne die horrende Summe von 20 Horasdor ersparen.
„Nun“, hob sie schließlich zu sprechen an, „ich denke für jeden der Zwölfe ein Horasdor wäre angemessen, und weil mir die Familie, deren Schirmherrin die gute Herrin Travia ist, sehr am Herzen liegt, gebe ich noch vier Horasdor dazu. Damit sind wir bei der stolzen Summe von 16.“
Colmar bewahrte sein lächelndes Boltan-Gesicht, obwohl er doch etwas überrascht war. Er hatte mit einer bedeutend niedrigeren Anfangssumme gerechnet, und nun bot ihm die Dame Malachis bereits mehr, als er für sich selber als Untergrenze festgelegt hatte. Eigentlich sollte er ohne weiteres einschlagen, das würde sie bestimmt überraschen – was der Herr Phex einem offeriert, soll man nicht abschlagen.
Er wollte nun aber doch wissen wie weit sie zu gehen bereit war: "Ihr führt den Namen der gütigen Göttin an und in der Tat ist euer Angebot sehr großzügig bemessen. Ich bin geneigt einzuschlagen und komme euch sogar um einen Horasdor entgegen womit wir auf der runden Summe von 300 Golddukaten sind. Einverstanden?"
Er hob seinen Zeigefinger: "Um eines muss ich euch allerdings noch bitten, nennt es von mir aus auch eine Bedingung: Keine weiteren Verzögerungstaktiken mehr! Wir sind weder blind noch dumm solchem Verhalten gegenüber, und mein Quartiermeister bezahlt die Lebensmittel und Ausrüstung, welche wir bestellen, schließlich mit gutem Gold – mit eurem Gold um genau zu sein, falls wir uns einig werden – es liegt also in eurem eigenen Interesse schnell und in angemessener Qualität zu liefern und wir bleiben schließlich nicht ewig hier.
Für einen Moment blitzten die Augen der Prinzipalin widerspenstig auf. Es lag ihr auf der Zunge ihm ihre wirkliche Meinung über diese rüde Besatzung ihrer Stadt im Namen des Grafen zu eröffnen, aber sie hielt sich zurück. Mit so einem Ausbruch wäre nichts gewonnen.
So rang sie sich ein freundliches Lächeln ab und antwortete stattdessen: „Ich sehe, ihr seid ein Mann von Ehre. Und ich nehme euren Vorschlag an. Was die Bereitstellung der Güter betrifft, kann ich euch allerdings keine sichere Zusage machen. Der Lebensmittelhandel liegt größtenteils in den Händen anderer Familien, und seit der Belagerung wurden die Sitzungen des Stadtrats auf ein Minimum beschnitten, so dass ich kaum noch Einfluss auf die anderen Patrizier nehmen kann. Aber ich werde meine Stimme in eurem Sinne geltend machen.“
"Perfekt. Mehr will ich gar nicht von euch. Aber ich erwarte eine sichtbare Verbesserung der Situation."
Ihr Zusammenzucken war Colmars scharfem Auge nicht entgangen und er konnte sich vorstellen, was sie dachte. Er war immer wieder erstaunt, wie sehr sich Zivilisten kriegerische Anlässe zu Herzen nahmen und zu Eigen machten, welche sie im Prinzip weder unmittelbar betrafen noch sie etwas angingen. Letztendlich war es doch eine Fehde zwischen dem Grafen und dem Baron von Marudret, nicht mit der Stadt. Was konnte er also dafür, dass die Stadtsignoria Partei ergriff? Wer sich in einer Fehde für eine Partei entschied, durfte nicht mit Schonung durch die andere rechnen. Müsste er hier über die Freilassung von Angehörigen seiner Cavallieri verhandeln, so würde er nicht so großmütig behandelt, da war er sich sicher.